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Kommentar Informationsflutkatastrophe

Aus der Redaktion Autor: Birgit Maronde

© MT
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Früher gab’s das nicht, da war alles besser. Was haben wir als junge Menschen die Augen gerollt, wenn die „Alten“ mit solchen Überzeugungen daherkamen. Mittlerweile kann ich sie verstehen. Ein Kommentar.

Zwar gab es auch in früheren Jahren kriegerische Auseinandersetzungen, politische Skandale und Naturkatastrophen, die dann in Zeitungen und in der Tagesschau thematisiert und im Familien- und Freundeskreis diskutiert wurden. Doch die Zahl der negativen Informationen blieb einigermaßen überschaubar und konnte „verdaut“ werden.

Heute ist das völlig anders. Ungebrochen rollt in TV, Internet und Social Media eine Flutwelle schlechter Nachrichten, der kaum jemand entgehen kann: Coronapandemie, Klimawandel, Hochwasserkatas­trophe, Afghanistankrise.

Dazu kommen die immer wiederkehrenden Berichte über Klankriminalität, mafiöse Strukturen, Betrügereien auch auf höchster Wirtschaftebene et cetera, et cetera. Nicht zu vergessen die ganzen hochgejazzten Meldungen, die vor allem im Netz Quote machen sollen und bei Menschen, die sich im Thema nicht auskennen, für negative Assoziationen sorgen. „Corona trotz Impfung“ ist so eine. Wie oft haben wir das in den letzten Wochen über irgendeinen Promi lesen oder hören müssen. Impfdurchbruch scheint das Wort der Stunde zu sein.

Auch die stetige mediale Suche nach Verantwortlichen bzw. Schuldigen gehört in den Reigen der negativen Informationen. Egal, worum es sich handelt, es findet sich immer jemand, der vermeintlich versagt hat bzw. ein Kommentator oder „Experte“, der alles besser gewusst und gemanagt hätte. Dass (gesellschafts-)politisch etwas gut oder wieder besser läuft, ist dagegen nur sehr selten einen Bericht wert.

Früher war also alles besser? Bestimmt nicht. Die Menschen haben nur weniger von all dem Negativen mitbekommen bzw. konnten sehr viel leichter die Augen verschließen, was ihrer seelischen Gesundheit sicher nicht geschadet hat. Die Welt ist böse, sagte mir kürzlich eine alte Dame, die mit unserer auf Kriege, Krisen und Skandale fixierten Informationsgesellschaft eindeutig überfordert ist. Was sollte ich ihr entgegnen? Dass sie sich besser nicht mehr „informiert“?

Birgit Maronde
Chefredakteurin Medical Tribune

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