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KBV-Chef Dr. Köhler: „Ich bin dann mal weg“

Gesundheitspolitik Autor: Cornelia Kolbeck/Anke Thomas

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„Zum 1. März werde ich mein Amt niederlegen“, bestätigte KBV-Chef Dr. Andreas Köhler seinen Rücktritt auf dem Neujahrsempfang der Deutschen Ärzteschaft. Nicht einmal die KBV sei es wert, die eigene Gesundheit aufs Spiel zu setzen, begründete er den Schritt.

„Anerkennung ist eine Pflanze, die auf Gräbern wächst“, sagte Dr. Köhler mit leichter Verbitterung vor versammeltem Publikum. Es wurde deutlich, dass ihm der Abschied vom Amt nicht leichtfallen wird, auch wenn ein lockeres „Ich bin dann mal weg“ über seine Lippen kam.


Der neue Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe dankte Dr. Köhler für die geleistete Arbeit. Dann ging er auf die großen politischen Aufgaben ein. Er hob hervor, wie wichtig ihm die gute und intensive Zusammenarbeit mit den Ärzten ist.

Nachwuchsförderung für mehr Ärzte

Großes Thema sei für ihn die Frage, wie mehr Ärzte gewonnen werden können. Hier nannte Gröhe neben der Nachwuchsförderung auch einen leichteren Zugang zum Medizinstudium. „Wir haben genügend junge Menschen, die Medizin studieren wollen“, sagte er. Wenn diese ihren Berufswunsch damit untermauern würden, dass sie z.B. ein freiwilliges Jahr im Rettungsdienst ableisten, warum sollte das nicht berücksichtigt werden?


Zur ambulanten Versorgung durch Krankenhäuser betonte der Minister: Krankenhäuser seien ein zentraler Baustein der Versorgung auch im ländlichen Raum und dieses Versorgungsangebot solle bleiben.

Selbstverwaltung der Ärzteschaft fordert Kollegialität

Ob die zuletzt eisige Atmosphäre im KBV-Vorstand Zweifel an der erfolgreichen Selbstverwaltung der Ärzteschaft in der Politik aufkommen ließe oder nicht, scheint zumindest nach Gröhes Worten jetzt kein Thema mehr zu sein.


Die Selbstverwaltung sei angewiesen auf Kollegialität, sagte er. „Es würde mich auch freuen, wenn es der Ärzteschaft noch besser gelingen würde, sich gegenseitig Kollegialität und Respekt zu zollen.“


Dass Dr. Dirk Heinrich vom NAV-Virchow-Bund wenige Stunden vor dem Neujahrsempfang den Rücktritt von KBV-Vizechefin Regina Feldmann gefordert hatte, dürfte nicht in das gewünschte Bild des Bundesgesundheitsministers gepasst haben. Ob aufgrund verhärteter Fronten mit Dr. Köhler oder anderweitiger Termine, KBV-Vorstand Feldmann war auf dem Empfang nicht zu sehen.

Dr. Wesiack: Dreier-Gremium für die KBV-Spitze vorstellbar

Wie soll es an der KBV-Spitze und in der KBV künftig weitergehen? Das war eines der viel diskutierten Themen beim Empfang von KBV und Bundesärztekammer in Berlin.


Dr. Wolfgang Wesiack ist sich sicher, dass die Strukturen in der KBV reformiert werden müssen – schon alleine deshalb, weil die Politik das so will. Von den Rücktrittsforderungen an Feldmann hält der Chef des Berufsverbandes Deutscher Internisten nichts: Das sei ein falscher Ansatz.


Für die KBV-Spitze kann er sich gut ein Dreier-Gremium vorstellen, in dem neben einem haus- und einem fachärztlichen Vertreter ein Geschäftsführer für die organisatorischen Aufgaben im Innenverhältnis zuständig ist.


In jedem Fall begrüßt Dr. Wesiack, dass mit dem Rücktritt von Dr. Köhler die Eiszeit in der KBV-Spitze ein Ende haben könnte. An der Basis funktioniere es schließlich auch: „Hier arbeiten Haus- und Fachärzte auf Augenhöhe zusammen, und das klappt prima.“


Der einstige KBV-Vorsitzende Dr. Manfred Richter-Reichhelm glaubt nicht, dass es eine Aufspaltung der KBV in Haus- und Fachärzte geben wird. Allerdings müssten die Zuständigkeiten von Haus- und Fachärzten innerhalb der KBV differenzierter geregelt werden, sagte er.


In diesem Sinne äußerte sich auch Dr. Burkhard John, Vorstandsvorsitzender der KV Sachsen-Anhalt. Haus- und Fachärzte sollten künftig sie betreffende Themen wie den EBM separat diskutieren, sich dabei aber beratend zur Seite stehen. Er sprach sich auch dafür aus, dass Hausärztin Feldmann im Amt bleibt.

Tritt Dr. Andreas Gassen in Dr. Köhlers Fußstapfen?

Dass erneut Rücktrittsforderungen an Feldmann laut wurden, versteht der Chef des Hausärzteverbandes, Ulrich Weigeldt, nicht: „Frau Feldmann ist schließlich nicht krank.“ Außerdem sei sie im Dezember im Amt bestätigt worden bzw. die KBV-Delegierten hätten den Rücktrittsantrag mehrheitlich abgelehnt.


Befragt nach einem bevorzugten Kandidaten für die fachärztliche Vertretung im KBV-Vorstand, sagte Weigeldt, diesen gebe es im Hausärzteverband nicht. Diese Wahl sei Sache der Fachärzte.


Als potenzieller Nachfolgekandidat von Dr. Köhler wird Dr. Andreas Gassen, Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie gehandelt. Dr. Gassen ist derzeit zweiter stellvertretender Vorsitzender der KBV-Vertreterversammlung


Quelle: Neujahrsempfang Deutsche Ärzteschaft in Berlin

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