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Krankenkassen-Bewertungsportal am Start

Gesundheitspolitik Autor: Anke Thomas

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Zum Start des „Krankenkassen-Navigators sagte KBV-Chef Dr. Andreas Köhler: „Mit diesem Instrument haben wir endlich die Möglichkeit, auch mal das Verhalten der Krankenkassen transparent zu machen.“ Die ersten Ärzte haben ihrem Frust freien Lauf gelassen, nur wenige äußerten sich positiv.

So manchem Arzt sind die zahlreichen Bewertungsportale im Internet, auf denen Patienten die Praxis oder das ärztliche Können subjektiv bewerten dürfen, ein Dorn im Auge. Auch Krankenkassen bieten solche Portale an. Mit dem Krankenkassen-Navigator schlägt die KBV nun zurück und gibt Ärzten die Möglichkeit, ihre Erfahrungen bezüglich Therapiefreiheit, Regressen, Bürokratie, Selektivverträgen oder Service/Information der jeweiligen Krankenkasse zu benoten und/oder zu kommentieren.

Damit Ärzte auf dem Portal aktiv werden können, müssen sie sich zuerst registrieren. Dazu sind nötig: Der Vor- und Nachname des Arztes, die lebenslange Arztnummer, die Fachrichtung, eine E-Mail-Adresse sowie ein selbstgewählter Benutzername. Die KBV behält sich vor, erniedrigende, falsche, beschämende oder verunglimpfende Aussagen nicht freizuschalten bzw. von den Seiten zu entfernen. Kommentare erscheinen unter dem Benutzernamen und der Fachrichtung des Arztes.

Grundsätzlich gilt: Bewertete Krankenkassen tauchen erst in den Rankings auf, wenn sie mindestens zehn Bewertungen von Ärzten oder Psychotherapeuten erhalten haben. Gut eine Woche nach dem Start des Portals konnten die ersten Bewertungen von Ärzten gelesen werden. Sie sind bis dato wenig schmeichelhaft. Die Techniker Krankenkasse schneidet mit einer Gesamtnote von 2,8 (Schulnotenskala 1-6) noch am besten ab, die AOK Rheinland-Pfalz/Saarland bildet von derzeit zehn erkennbar bewerteten Krankenkassen mit einer Gesamtbeurteilung von 4,9 das Schlusslicht.

Man müsse sich fragen, „welchen Zweck Ärztefunktionäre damit verbinden, während der laufenden Honorarverhandlungen ein solches Portal einzurichten“, kommentierte Florian Lanz, Pressesprecher des GKV-Spitzenverbandes den Krankenkassen-Navigator.

Andererseits zeigte sich Lanz gelassen: Die Krankenkassen seien es seit Jahren gewohnt, öffentlich bewertet zu werden und würden sich den Bewertungen gerne stellen. Die Ärztefunktionäre hätten es bei ihren Plänen jedoch scheinbar übersehen, dass die Kassen für die Versicherten da seien und nicht in erster Linie für die relativ kleine Gruppe der niedergelassenen Ärzte. Deshalb hießen sie ja auch Kranken- und nicht Ärzte­kassen.

Neben den Bewertungen will die KBV in regelmäßigen Abständen auch die Meinung der Ärzte zu aktuellen gesundheitspolitischen Themen erfragen. Auf die erste Frage: „Geht es Krankenkassen aus Ihrer Sicht um eine angemessene Versorgung ihrer Versicherten?“, antworteten (wenig verwunderlich) 90 % mit „Nein“, 5 % mit „Ja“ und 5 % mit „Ich weiß nicht“. 62 Kollegen haben wenige Tage nach dem Start des Portals auf diese Frage geantwortet.

Ob sich die KBV mit dem Portal tatsächlich einen Gefallen erweist, muss sich noch zeigen. Es steht zu befürchten, dass Niedergelassene auf dem Portal ihrer öffentlich-rechtlichen Standesvertretung ihrem Frust freien Lauf lassen und damit ein Zerrbild der Versorgung zeichnen. Immerhin werden Ärzte von Patienten im Netz im Großen und Ganzen gut bewertet – egal ob das Portal von Krankenkassen oder anderen betrieben wird. Lassen Ärzte im Navigator der KBV kein gutes Haar an den Kassen, wirkt das eher unglaubwürdig und gelinde gesagt unsachlich.

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