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Krankenkassen: Milliardenüberschuss im ersten Halbjahr durch Lockdown

Gesundheitspolitik Autor: Isabel Aulehla

Die gesetzlichen Krankenkassen erzielten einen Überschuss von 1,3 Milliarden Euro. Damit Boni an Pflegekräfte auszahlen? Fehlanzeige. Die gesetzlichen Krankenkassen erzielten einen Überschuss von 1,3 Milliarden Euro. Damit Boni an Pflegekräfte auszahlen? Fehlanzeige. © iStock/Robert Knapp
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Die Krankenkassen haben vom Lockdown deutlich profitiert, wie ihre Finanzen für das erste Halbjahr zeigen. Gegenüber Ärzten und Pflegern sollten sie daher nicht knausern, finden KBV und Deutsche Krankenhausgesellschaft.

Aufgrund der Coronapandemie haben viele Patienten Arztpraxen gemieden und Klinikaufenthalte verschoben. Jetzt ist klar, wie stark die gesetzlichen Krankenkassen davon profitiert haben: Im ersten Halbjahr erzielten sie einen Einnahmeüberschuss von 1,3 Milliarden Euro – und dass, obwohl sie im ersten Quartal mit einem Defizit von 1,3 Milliarden gestartet waren.

KBV und Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG) argumentieren, diese Überschüsse seien zu einem großen Teil aus den Erlös­ausfällen der Leistungserbringer entstanden. Entsprechend empört reagieren sie auf die bislang eher geringe Bereitschaft der Kassen, mehr Geld auszugeben.

Beispielsweise bot der GKV-Spitzenverband der KBV in den Honorarverhandlungen für 2021 kürzlich nur eine Nullrunde für die Vertragsärzte an. Und Georg Baum, Hauptgeschäftsführer der DKG, wurmt es, dass die Kassen Pflegekräften für ihren Einsatz keinen Bonus zahlen möchten. Dies sei vor dem Hintergrund ihrer Einnahmen nicht zu vermitteln und „fast schon ein Affront gegenüber den Pflegekräften, die mit ihren Sozialversicherungsbeiträgen die Überschüsse mitfinanzieren“.

Insgesamt sanken die Ausgaben der Kassen in den Monaten von April bis Juni um 0,9 % im Vergleich zum Vorjahresquartal. Im Halbjahresvergleich drückte der coronabedingte Rückgang planbarer Leistungen die Ausgaben für die Krankenhäuser um 2,4 %. Für Vorsorge- und Rehamaßnahmen fielen 15,2 % weniger an und für zahnärztliche Behandlungen 3,6 %.

Dagegen legte das Krankengeld um 14,2 % zu. Auch die Ausgaben für ärztliche Behandlungen kletterten um 4,5 %, wobei den Kassen die Abrechnungsdaten der KVen noch nicht vorliegen. Die Verwaltungskos­ten der GKV stiegen überproportional um 5,8 %. Das BMG erklärt das mit höheren Altersrückstellungen bei einigen großen Kassen.

Eine Prognose für das Gesamtjahr 2020 will der GKV-Spitzenverband aus der Halbjahresentwicklung nicht ableiten. „Beispielsweise ist der extreme Rückgang der Krankenhausausgaben während der Monate des Lockdowns ein Sondereffekt, der sich so wohl kaum wiederholen wird“, gibt die Vorstandsvorsitzende Dr. Doris Pfeiffer zu bedenken.

Der Gesundheitsfonds, aus dem die Kassen ihre Mittel erhalten, verbuchte im ersten Halbjahr ein Defizit von 7,2 Mrd. Euro. Grund dafür sind laut BMG vor allem konjunkturbedingte Mindereinnahmen und Ausgleichszahlungen an Leistungserbringer, etwa für den Ausbau der Intensivbetten, freigehaltene Kapazitäten in den Kliniken oder Belegungsrückgänge in Vorsorge und Reha-Einrichtungen.

Medical-Tribune-Bericht

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