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KV Hamburg vollzieht Wechsel im Vorstand

Gesundheitspolitik Autor: MT

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Die Vertreterversammlung (VV) der KV Hamburg hat den bisherigen stellvertretenden KV-Vorsitzenden Walter Plassmann zum neuen Vorsitzenden ab dem 1. Juli gewählt. Im MT-Interview schildert der Jurist die veränderte Aufgabenverteilung und seine Pläne für die Zukunft.

Walter Plassmann,
Designierter Vorstandsvorsitzender der KV Hamburg

Im April haben sowohl der VV-Vorsitzende Dr. Michael Späth als auch der KV-Vorstandsvorsitzende Dieter Bollmann überraschend angekündigt, ihre Ämter zum 1. Juli niederzulegen. Wie kam es dazu?


Plassmann: Intern haben wir diese Entscheidungen schon länger vorbereitet, sie kamen deshalb für uns nicht so überraschend, sie sind nur ausnahmsweise einmal nicht vorab nach außen durchgesickert.


Es stecken keine Intrigen oder Differenzen dahinter – sowohl Späth als auch Bollmann haben einfach nach Jahrzehnten intensiver Arbeit in der Selbstverwaltung beschlossen, endlich einmal kürzer zu treten.


Was reizt Sie an der Aufgabe, die KV nun als Vorstandsvorsitzender zu führen?


Plassmann: Zunächst einmal ist es für unsere Arbeit relativ egal, wer von uns beiden erster und wer zweiter Vorsitzender ist, denn Dieter Bollmann und ich pflegen eine sehr gute und partnerschaftliche Zusammenarbeit. Außenstehende staunen gelegentlich, wenn wir beide unabgestimmt wortgleiche Antworten auf Fragen geben – aber wir verstehen uns tatsächlich blind. Er hat den Wechsel vorgeschlagen, um einen geordneten Übergang auf seinen Nachfolger zu organisieren, will selbst bis zum Jahresende auf Platz zwei rücken und ich habe zugestimmt.


Und wie geht es ab Januar 2014 weiter?


Plassmann:
Zunächst einmal haben wir uns darauf verständigt, ab Juli die Zuständigkeiten innerhalb des Vorstands neu zu verteilen. Künftig werden die Arbeitsbereiche so zugeschnitten, dass ich verantwortlich bin für die Bereiche IT, Öffentlichkeitsarbeit, Abrechnung und Finanzen, Herr Bollmann wiederum verantwortet die Bereiche Qualitätssicherung, Sicherstellung, Recht, Beratung und Personal. Das werden auch die Bereiche sein, die der oder die Nachfolger/in übernehmen soll. Die neue Bündelung passt gut zu den großen Aufgaben, vor denen die Kassenärztliche Vereinigung Hamburg steht.


Welche Aufgaben sind das in ers­ter Linie?


Plassmann: Wir wollen zum einen die Serviceangebote für die Mitglieder verbessern, insbesondere bei der IT-Vernetzung und der elektronischen Kommunikation der Ärzte untereinander sowie der Ärzte mit der KV und mit den Krankenhäusern. Insbesondere die elektronische Vernetzung der Ärzte untereinander kann dem einzelnen Arzt die Arbeit deutlich erleichtern. Hier sind uns einige KVen voraus, von ihnen werden wir uns Anregungen holen.


Welche Ziele verfolgen Sie auf bundespolitischer Ebene?


Plassmann:
Wir müssen die finanziellen Verluste kompensieren, die die zentralistische Politik der Hamburger Ärzteschaft in den vergangenen Jahren beschert hat. Ziel ist es, wieder eine angemessene Vergütung für die spezielle Situation Hamburgs als Metropolregion mit großem Einzugsgebiet und vielen Patienten aus dem Umland zu erreichen. Wir geben uns aber keinen Illusionen hin: Es wird sicherlich einige Jahre dauern, bis wir wieder auf dem Stand von 2008 angelangt sind.


Wie bewerten Sie hierbei die Forderungen einiger Parteien nach einer Bürgerversicherung?


Plassmann:
Sollte nach der Bundestagswahl eine Bürgerversicherung eingeführt werden, würde dies wieder zu mehr Zentralisierung in der Gesundheitspolitik führen. Denn ein Wegfall der Privaten Krankenversicherung in ihrer heutigen Form und die Einführung einer Bürgerversicherung wären ohne mehr bundeseinheitliche Vorgaben nicht zu bewerkstelligen. Zentrale Vorgaben aber haben uns in Hamburg in den Jahren 2009 bis 2011 sehr geschadet, weil sie unserer speziellen Situation in Hamburg nicht gerecht werden konnten. Eine Bürgerversicherung würde uns wieder weit zurückwerfen. Hiervon losgelöst wird eine Bürgerversicherung meiner Meinung nach das System allgemein verteuern und den Ärzten und Psychotherapeuten unter dem Strich deutliche Honorareinbußen bescheren.


Interview: Antje Thiel, Hamburg, 2013

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