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Masterplan Medizinstudium 2020: Mit Presslufthämmern Häuser bauen

Speakers' Corner Autor: Colin Kull

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Speakers Corner: Ein Platz für Themen, über die Sie sich aufregen. Colin Kull, Medizinstudent, zeigt sein Unverständnis über die neue DGAM Reform Masterplan Medizinstudium 2020.

Gute Ansätze - schlechter Kompromiss

Der Masterplan Medizinstudium 2020 kommt mit tollen Ansätzen daher. Tatsächlich bestimmen versorgungspolitische Interessen die Reform. Aus den Bewerbern sollen gezielt potenzielle Landärzte herausgesucht und die Medizinstudierenden zum Praktischen Jahr in der Allgemeinmedizin gezwungen werden.

Jetzt hat die Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin einen neuen Kompromissvorschlag vorgelegt, in dem sie ein ambulantes Pflichtquartal im PJ und eine verpflichtende Allgemeinmedizin-Prüfung im dritten Staatsexamen fordert.

Über diesen Vorschlag muss ich schmunzeln. Das ambulante Quartal ist in Mannheim seit Jahren fester Bestandteil des PJs. Uns steht jedoch jeder Bereich der ambulanten Medizin offen und nicht nur Vertragsarztpraxen. Aus meiner Sicht ist das sehr wünschenswert. Aber auf die Erfahrungen aus Mannheim wird leider nicht zurückgegriffen.

Studierende werden in die Allgemeinmedizin gezwungen

Weniger amüsant finde ich die verpflichtende Prüfung im dritten Staatsexamen. Die Idee dahinter ist doch, die Studierenden im PJ indirekt in die Allgemeinmedizin zu zwingen. Doch wer kein Quartal in der Allgemeinmedizin absolviert, dem entstehen daraus Nachteile. Das macht aus dem Kompromissvorschlag eine Finte.

Meiner Meinung nach sollten alle Studierenden die ambulante Medizin und insbesondere die Allgemeinmedizin kennenlernen. Dafür halte ich das Mannheimer Modell mit „Hausarztfamulatur“, Blockpraktikum in der Allgemeinmedizin und ambulantem PJ-Quartal für absolut geeignet. Der Ansatz der DEGAM würde dagegen eine breite, universitäre Ausbildung behindern.

Die hausärztliche Versorgung ist ein Grundpfeiler unserer Medizin. Meinem Hausarzt vertraue ich in medizinischen Fragen absolut. Ihn hat niemand gezwungen, als Hausarzt zu arbeiten. Ich glaube, dass er gerade deshalb ein guter Arzt geworden ist. Nicht andersherum.

Colin Kull
Medizinstudent in Mannheim
engagiert in der Bundesvertretung der Medizinstudierenden in Deutschland (bvmd)

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