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Musik für einen guten Zweck

Gesundheitspolitik Autor: Petra Spielberg

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Zwei Mal im Jahr tauschen rund einhundert Ärztinnen und Ärzte aus aller Welt ihren weißen Kittel gegen schwarze Abendgarderobe, um als Mitglieder des World Doctors Orchestra Konzerte zu geben. Die Erlöse der Veranstaltungen kommen medizinischen Hilfsprojekten zugute.

Susanne Gebhardt ist nicht nur leidenschaftliche Ärztin, sondern auch leidenschaftliche Musikerin. Während die 33-jährige Internistin aus Celle jedoch die Medizin zu ihrem Beruf gemacht hat, ist die Musik ein Hobby geblieben.

Ihr Instrument, die Klarinette, beherrscht Gebhardt so gut, dass sie als Orchestermusikerin regelmäßig an Konzerten teilnimmt. Die junge Ärztin ist nämlich Mitglied des World Doctors Orchestra (WDO), einem Ensemble von insgesamt über 700 Ärztinnen und Ärzten aus 50 Nationen, die sich zwei bis drei Mal im Jahr zusammen mit namhaften Solisten zu Konzerten in allen Teilen dieser Welt treffen.

Ins Leben gerufen wurde das WDO 2007 von Professor Stefan Willich, dem ehemaligen Direktor des Instituts für Sozialmedizin der Berliner Charité. Willich, selbst ausgebildeter Violinist und Dirigent, ist nicht nur Gründer des WDO, sondern zugleich auch dessen Dirigent.

Das Orchester verbindet Musik mit medizinischer Verantwortung

Angetrieben zu der Idee, ein internationales Ärzteorchester zu gründen, hatte Willich der Wunsch, Medizin und Musik sinnvoll miteinander zu verknüpfen. Dabei wollte er Ärztinnen und Ärzten nicht nur die Gelegenheit geben, den weißen Kittel ab und an gegen Abendkleid oder Frack zu tauschen, um mit Gleichgesinnten zu musizieren: Das Orchester verbindet Musik mit globaler medizinischer Verantwortung und ruft die Öffentlichkeit zu mehr Hilfsbereitschaft und Engagement auf, um die gesundheitliche Versorgung in Entwicklungsländern zu verbessern.

„Die Erlöse der Benefizkonzerte kommen medizinischen Hilfsprojekten zugute“, so Willich. Das Orchester unterstützt sowohl Hilfsprojekte in den jeweiligen Gastländern, in denen die Konzertabende stattfinden als auch zum Beispiel die Hugo-Tempelmann-Stiftung, die im südafrikanischen Township Elandsdoorn eine Klinik für rund 160000 Menschen sowie verschiedenen soziale Projekte betreibt.

World Doctors Orchestra: hohe Internationalität unter den Musikern

„Anfangs war ich skeptisch, ob sich ausreichend interessierte Kolleginnen und Kollegen für ein solches Projekt finden werden“, erinnert sich Willich. Doch schon bald hatte er rund 60 Musiker für ein erstes Konzert im Mai 2008 in der Berliner Philharmonie zusammen. „Inzwischen gibt es eine harten Kern von etwa 50 bis 60 Musikern, die bei fast jedem Konzert dabei sind“, so der Internist.

Die Auswahl unter den über 700 Mitgliedern trifft Willich jedoch so, dass immer wieder neue Musiker zum Einsatz kommen. „Und wenn ich zum Beispiel die Wahl zwischen einem Bewerber aus Afrika oder Deutschland habe, wähle ich bewusst den afrikanischen Kollegen aus, um eine möglichst hohe Internationalität zu erreichen.“

Die ambitionierten Laienmusiker tragen dabei die Kosten für ihre Reisen und Unterkünfte selbst und treffen sich einige Tage vor einem Konzert am jeweiligen Gastort zu gemeinsamen Proben. Diese dauern dann rund acht Stunden pro Tag, was für die lange Dienste gewohnten Ärzte aber in der Regel kein Problem ist.

Susanne Gebhardt genießt die Zusammentreffen. Die Klarinettistin hat seit Januar 2010 bereits an vier Konzerten des World Doctors Orchestra mitgewirkt, zuletzt sogar hochschwanger in Berlin im Oktober 2012. Und diesem Jahr wird sie auch wieder im September in Berlin und Bonn dabei sein. „Ich finde es einfach reizvoll, mich überall in der Welt mit Gleichgesinnten treffen und neue Länder und Leute kennenlernen zu können“, so die junge Ärztin.

Unter den Orchestermitgliedern sind derweil nicht nur internationale Freundschaften entstanden, sondern auch Ideen für weitere Projekte. So hat sich beispielsweise ein Netzwerk entwickelt, das professionellen Musikern mit medizinischem Rat zur Seite steht.

Konzerte des WDO in 2013

Freitag, 7. Juni 2013, 20 Uhr:

Konzert mit den Wiener Sängerknaben im Wiener Stephansdom. Franz-Schubert Messe in Es Dur, Sinfonie Nr. 7 h-Moll, D 759, „Die Unvollendete“

Dienstag, 17. September 2013, 20 Uhr:

Konzert in der Beethoven Halle Bonn 

Mittwoch, 18. September 2013, 20 Uhr:

Konzert in der Philharmonie Berlin. Ludwig van Beethoven „Coriolan Ouverture“, Richard Strauss „Tod und Verklärung“, Arien aus dem Barock, Jazz Transkriptionen. Solisten: Jochen Kowalski (Alt), Donna Brown (Sopran)

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