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Nach dem Grippechaos kommt der Datenschutz-Überfall

Autor: Dr. Cornelia Tauber-Bachmann

Ich gebe zu, dass ich wahrscheinlich alle Hinweise und Artikel großzügig ignoriert habe. Ich gebe zu, dass ich wahrscheinlich alle Hinweise und Artikel großzügig ignoriert habe. © Fotolia/stockpics
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Das Thema in unserer Praxiskolumne: Die neue Datenschutzgrundverordnung.

Kennen Sie das auch? Immer wenn ich denke: „Puh, jetzt ist aber was geschafft, gut, dass es vorbei ist. Die nächste Zeit wird ein bisschen ruhiger werden und mir ein wenig mehr Freizeit lassen“, ja, dann wird es ganz schlimm.

So geschehen in diesem Jahr: Die winterliche Infektwelle war abgeklungen und auch meine Angestellten hatten ihre „Grippe“ hinter sich. Und so spielte ich mit den Gedanken, mal wieder ein anspruchsvolles Buch in überschaubarer Zeit zu lesen, mich mehr um die Musik und deren praktische Ausübung zu kümmern und – durchaus weniger angenehmen, aber pflichtbewusst – einen Schrank auszumisten und Kleidung auszusortieren. Doch dann kam der Datenschutz, im Kleid einer neuen und natürlich deutlich verbesserten Datenschutzverordnung, die bis zum 25. Mai des Jahres umgesetzt werden muss.

Eigentlich weiß ich ja, dass uns dieses Problem schon länger droht, und ich gebe zu, dass ich wahrscheinlich alle Hinweise und Artikel großzügig ignoriert habe. Es war ja „Grippewelle“ und ich abends einfach zu müde, um mich mit solchen verwaltungsjuristischen Dingen herumzuschlagen. Aber das half mir akut nicht weiter.

Also ging ich als brave Medizinerin auf eine Fortbildung, wo über diese Angelegenheit referiert wurde. Ich hörte mir an einem Samstagnachmittag den Vortrag einer Rechtsanwältin an, die sich mit Medizinrecht gut auskannte, aber beim Datenschutz eher wie ein Neuling wirkte. Klar, auch die Anwälte müssen in ihren Kanzleien erst mal das Problem aufarbeiten. Nach dem Referat extrem frustriert, entschied ich spontan, meine Praxis zum 25.5.2018 zu schließen. Nach einer Nacht Schlaf überwog jedoch wieder die Freude am Arbeiten und ich beschloss, das Thema anzugehen.

Wir werden es wie immer schaffen

Glücklicherweise bin ich nicht die Einzige, die sich mit dem Umsetzen der Datenschutzverordnung plagen muss. Und so fand ich auf der Webseite der KBV und auch des Deutschen Anwaltvereins wertvolle Informationen: To-do-Listen für kleine und große Praxen, für den Internet-Auftritt und Mustervordrucke für die anstehenden schriftlichen Vereinbarungen. Danke an alle Verfasser und damit Helfer in der Not! Ich sah wieder Land und setzte mich mit meinen Fachangestellten zusammen, um die Probleme zu lösen.

Und siehe da: Eine bisher eher unauffällige Mitarbeiterin erwies sich als sehr findig und in dieser Fragestellung kompetent. Wir konnten die Aufgaben gerecht verteilen und ich bin guter Dinge, dass wir bis zum 25. Mai alles unter Dach und Fach haben: Internet-Eintragung, Aushang in der Praxis, Merkblatt für Patienten, Ergänzung der Arbeitsverträge. Und nicht zu vergessen die Vereinbarungen mit den Dienstleistern wie IT-Services, Hotline, Versicherungen und Labor. Wir werden es wie immer schaffen. Der Schrank, die Altkleidersammlung und das Buch müssen halt warten.

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