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Nur jeder dritte Arzt sagt ja zur Transparenz

Gesundheitspolitik Autor: Cornelia Kolbeck, Foto: thinkstock

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Bisher wurde immer nur darüber geredet, jetzt wird Transparenz über die Verquickung von Ärzten, Apothekern und anderen Heilberuflern mit der Pharmaindustrie Realität. Die forschenden Arzneimittelhersteller legen ihre Zuwendungen offen, um Vertrauen bei Patienten zu schaffen.

Die Mitgliedsunternehmen des Vereins "Freiwillige Selbstkontrolle für die Arzneimittelindustrie" (FSA) und des Verbandes der forschenden Pharma-Unternehmen (vfa) veröffentlichen auf Basis ihres Transparenzkodexes nach und nach die Zahlen zu geldwerten Vorteilen auf ihren jeweiligen Webseiten.

FSA-Geschäftsführer Dr. jur. Holger Diener gab beim Start der Offenlegung gegenüber Medienvertretern an, dass von den 54 Unternehmen im vergangenen Jahr eine Gesamtsumme von 575 Mio. Euro an Ärzte und andere Fachkreisangehörige sowie medizinische Einrichtungen im Gesundheitswesen gezahlt wurde:

  • 366 Mio. Euro betrafen die Teilnahme an klinischen Studien und Anwendungsbeob-achtungen. Zum Vergleich: Die vfa-Unternehmen inves­tieren in Deutschland jährlich insgesamt rund 5,1 Mrd. Euro in Forschung und Entwicklung.
  • 119 Mio. Euro wurden für Vortragshonorare und Fortbildungen ausgegeben.
  • 90 Mio. Euro flossen an medizinische Organisationen und Einrichtungen für Sponsoring von Veranstaltungen, als Spenden und für Stiftungen.

Namensnennung nur mit Zustimmung des Empfängers

Veröffentlicht werden dürfen die Zuwendungen an niedergelassene Ärzte, also mit Namensnennung, nur mit Zustimmung des Empfängers. Das schreibt der Datenschutz vor. Nach Angaben Dr. Dieners haben rund ein Drittel der Vertragsärzte, die von den Firmen Zuwendungen erhielten, der Veröffentlichung ihrer Daten zugestimmt.

Für vfa-Hauptgeschäftsführerin Birgit Fischer ist das ein guter Wert. Sie geht davon aus, dass dies erst der Beginn eines Prozesses mit vielen Diskussionen ist und sie zeigte sich zuversichtlich, dass künftig mehr Ärzte zustimmen werden. Fischer betonte, dass die Kooperation zwischen Ärzten und Herstellern unerlässlich für die Entwicklung innovativer Arzneimittel und damit für die bestmögliche Behandlung der Patienten ist.

Dass niedergelassene Ärzte derzeit zurückhaltend bei der Preisgabe von Zuwendungen sind, liegt unter anderem am Antikorruptionsgesetz. Sie befürchten, dass übereifrige Staatsanwälte ermitteln und Praxen durchsuchen lassen, obwohl letztens alles rechtens ist.

"Ist eine Datenbank mit Suchkriterien geplant?", wollte ein Journalist wissen. Eine solche Liste gibt es bereits bezüglich der Zuwendungen forschender Pharmaunternehmen an die Patientenorganisationen (2015: 5,8 Mio. Euro). Ist nicht ge­plant, antwortete Dr. Diener. Es gebe aber eine Linkliste auf der FSA-Webseite zu den Webseiten der Unternehmen. Dort würden nach identischen Vorgaben alle Veröffentlichungen erfolgen.



Quelle: Medical-Tribune-Bericht

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