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Kommentar Papier ist knapp bei Kassen

Aus der Redaktion Autor: Isabel Aulehla

© MT
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Die Krankenkassen wollen wegen Papiermangels nichts mit einer allgemeinen Impfpflicht zu tun haben. Dieses Argument gehört in die blaue Tonne. Ein Kommentar.

Falls eine allgemeine Impfpflicht kommen sollte, werden die Krankenkassen nicht diejenigen sein, die sie kontrollieren. Das machte der GKV-Spitzenverband kürzlich in einer Stellungnahme klar. Erstens fehle für Abermillionen von Versichertenanschreiben schlichtweg das Papier. Und zweitens sei man doch keine Ordnungsbehörde!

Mancher Arzt dürfte bei dieser Nachricht kurz verwundert von einer auszufüllenden Kassenanfrage aufgeblickt haben. Die Krankenkassen kein Papier? Schön wär’s. Und wenn man sich nicht als Ordnungsbehörde versteht, könnte man künftig ja auch auf Regresse verzichten. Aber naja, weiter fleißig durch das Schreiben arbeiten und dann auf den Stapel mit der ausgehenden Post damit, bevor die Kasse eine weitere Anforderung schickt. Oder faxt.

Bedenkt man, dass im Gesundheitswesen derzeit so ziemlich alles digitalisiert wird – ob es nun funktioniert oder nicht (siehe eRezept und eAU) – wirkt das Papierargument erst recht anachronistisch. In den sozialen Medien machten Versicherte höhnisch Vorschläge für eine gelungene papierlose Kommunikation: Rauchzeichen, Brieftauben, stille Post. Manche forderten ironisch, jeder möge den Kassen sofort einen Bogen Papier faxen. Und erste Redakteure bei uns im Haus überlegten, ob man nicht im Zweifel auf eine Ausgabe verzichten könnte, um Papier zu spenden. Aber all diese Maßnahmen werden wohl nicht nötig sein. Die Papierindustrie twitterte nämlich verschnupft, sie sei lieferfähig.

Tatsächlich werden sich Versicherte vermutlich trotz der Worte des GKV-Spitzenverbandes auf Anschreiben freuen dürfen. Die Kassen wollen eine Impfpflicht zwar nicht kontrollieren. Sie erklärten sich aber immerhin bereit, für die Immunisierung zu werben. Angesichts ihrer hohen Digitalisierungsfreude ist davon auszugehen, dass das per Brief geschehen wird. ­Hoffen wir also, dass sie es wenigstens schaffen, die Informationen leicht und ansprechend zu formulieren – sodass jeder sie auf dem kurzen Weg vom Briefkasten zur blauen Tonne mit einem flüchtigen Blick erfassen kann.

Isabel Aulehla
Redaktion Gesundheitspolitik

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