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Platz da, wir kommen!

Aus der Redaktion Autor: Birgit Maronde

© MT
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Fußgänger haben im Straßenverkehr oft schlechte Karten. Und auch in der freien Natur ziehen sie immer häufiger den Kürzeren.

Wochenende, bestes Wetter, also raus aus der Stadt in die Natur, um beim Spazierengehen oder Wandern die Ruhe und die frische Luft zu genießen, sich zu erholen und zu entspannen. In früheren Zeiten hat das mit dem Seele-baumeln-lassen im Grünen durchaus geklappt. Man konnte einfach seinen Gedanken nachhängen und musste lediglich auf den Weg achten, um nicht ins Stolpern zu geraten. Doch das ist schon eine ganze Weile vorbei. Die Fahrradfahrer haben Felder, Wald und Wiesen erobert und sie nutzen sie mit dem Recht der Stärkeren.

„Mehr als klingeln kann ich nicht“, ranzt mich ein Fahrradfahrer an, hat er doch auf dem Waldweg wegen mir eine Notbremsung hinlegen müssen. Tatsächlich habe ich ihn nicht von hinten kommen hören, bin auch nach seinem kurzen Klingelzeichen nicht reflexartig zur Seite gesprungen, um den Weg frei zu machen. Mein Fehler, schließlich haben Radfahrer im Wald ja automatisch Vorfahrt, vor allem dann, wenn sie in einem Affenzahn daher kommen.

„Mit etwa 35 km/h war ich neulich unterwegs“, berichtete mir kürzlich ein Handwerker erkennbar stolz. Dummerweise habe er aber die dünne Hundeleine übersehen, als er zwischen Herrchen und seinem auf der Wiese schnüffelnden Hund entlangbrettern wollte. Zwei Rippen habe er sich beim Sturz gebrochen! Über den Vierbeiner und seinen Besitzer kein Wort. Mein Mitleid hielt sich erkennbar in Grenzen.

Aber das sind doch Ausnahmen, wird nun das Gros der Fahrradfahrer argumentieren, rücksichtlos sind doch nur die wenigsten. Stimmt. Aber dennoch halten Radler es gerade in der Natur für selbstverständlich, dass ihnen Menschen, die einfach nur zu Fuß unterwegs sind, automatisch Platz machen. Dass sie sich an den Wegesrand stellen oder allenfalls im Gänsemarsch weiterlaufen – je nach „Verkehr“, alle 30 Sekunden. Selbst anzuhalten, die Wanderer passieren zu lassen oder aber ihr Rad langsam an ihnen vorbeizuschieben, kommt den meisten Fahrradfahrern nicht in den Sinn. Schließlich könnte es ja ihr eigenes Sport- bzw. Naturerlebnis stören.

Birgit Maronde
Chefredakteurin Medical Tribune

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