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Präsidentenwahl bei der Bundesärztekammer - mit Kandidatenstau

Gesundheitspolitik Autor: Jost Küpper

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Wer folgt auf Professor Dr. Jörg-Dietrich Hoppe und seine Crew im Bundesärztekammer-Präsidium? Der 114. Ärztetag in Kiel wählt einen Präsidenten, zwei Vize und zwei Beisitzer. Eine Routine-Kür wird das nicht.

 

Ein gewichtiger Teil des Kandidaten-Portfolios kommt von Niedergelassenen: Dr. Astrid Bühren, Psychotherapeutin; Martin Grauduszus, Hausarzt; Dr. Max Kaplan, Hausarzt; Dr. Gottfried von Knoblauch zu Hatzbach, Internist; Dr. Ellen Lundershausen, HNO-Ärztin, Dr. Klaus Reinhardt, Hausarzt, agieren alle im Vertragsarztalltag. Wer aber glaubt, diese BÄK-Kandidaten als mechanistische Vollstrecker ambulanter Vorgaben einsortieren zu können, ist auf dem Holzweg. Ihr Engagement ist sektorenübergreifend – so ihre Rede.

Der Erbfolgestreit in der Dynastie des Marburger Bundes

„Bobbi“ Sewering, allmächtiger KV- und Kammerchef in Bayern, wurde 1978 als BÄK-Präses geschasst. In der Nachfolge des niedergelassenen Lungenarztes sitzen seitdem Vertreter des Marburger Bundes im Präsidentensessel. Das hat schon dynastische Züge.

Nun lehrt die Geschichte, dass es manchmal Erbfolgekonflikte gibt. Mit einer Kategorie dieser Art haben wir es jetzt zu tun. Die Prätendenten, allesamt Kammerchefs: Dr. Günther Jonitz, Dr. Frank-Ulrich Montgomery, Dr. Theodor Windhorst. Der Marburger-Bund-Lenker Rudolf Henke, CDU-MdB, kandidiert als BÄK-Beisitzer und findet die Präsidentenwahlsituation „unbequem“. Er will keine Empfehlung aussprechen und kann das per Satzung des Marburger Bundes auch gar nicht. Kurz vor dem Deutschen Ärztetag tagt die MB-Hauptversammlung in Kiel. Der Erbfolgestreit ist kein TOP, aber … Manchem Marburger-Bund-Delegierten dürfte es mulmig werden: Balgt sich das MB-Trio um die Stimmen für den Chefsessel, ist vielleicht ein anderer der lachende Dritte.

Beim Deutschen Ärztetag gibt es 250 Delegierte. Die Vertragsarztstrategen kommen auf 130 Köpfe in ihrer Gruppe, der Marburger Bund wird mit 80 Vertretern gehandelt, die Hausärzte sprechen von 70 Streitern, dabei 45 beim Hausärzteverband. Lässt sich daraus ableiten, wer die Siegerkränze abholen kann? Leider nein.

Rechenversuche und die Satzung der Bundesärztekammer

Ein Drittel der Delegierten sind Frischlinge. Die machen manchmal das, was die Alt-Cracks wollen – aber zuweilen auch das Gegenteil. Zudem schicken Kammern ihre Delegierten nach Kiel, nicht Verbände. Dann mag, nur als Exempel, eine Hausärztin ja hausarztaffin sein, aber da kandidiert auch dieser rührige Kammerchef, alte und neue Kämpferinnen des Ärztinnenbundes und, und … Außerdem gibt es noch die BÄK-Satzung. Die spricht von geheimer, schriftlicher Abstimmung. Was auch keiner voraussehen kann, ist der Zufall, die Tagesform, eine überraschende Kandidatur und was aus einem Zweckbündnis wird, wenn der Primus scheitert.

Zweckbündnis hin, offene Bewerbung her – das MB-Trio Dres. Jonitz/Montgomery/Windhorst und der Hesse Dr. von Knoblauch haben signalisiert, dass sie bei einem Scheitern ganz oben nicht als Vize antreten werden. Sie sitzen als Kammerchefs ohnehin im BÄK-Vorstand.

Die genauso abgesicherten Kammerchefs Dr. Wenker und Dr. Kaplan werden von diversen Zweckbündnissen vereinnahmt und haben damit beste Aussichten auf ihre Vize-Posten. Enger wird es bei den Beisitzern. Fünf Bewerber(innen), zwei zu vergebende Sitze. Aber nicht nur sie müssen zittern. Der bisherige BÄK-Vize Dr. Montgomery stellt sich auch auf eine heiße Wahlschlacht ein. Seine persönliche Begleitmusik zum Anspruch auf einen Spitzenplatz: „Die Entscheidung fällt erst im dritten Wahlgang.“

Wer wird der neue Präsident der Bundesärztekammer? Die Aspiranten (Stand 24.5.2011):

 

Martin Grauduszus, Präsident der Freien Ärzteschaft:

Kandidiere, weil frischer Wind für die Belange aller Ärztinnen und Ärzte überfällig ist. Meine BÄK-Themen: Versorgungsstrukturen schützen, Politik-Gegen­gewicht, „Arzt-Sein“ schützen.

Dr. Günther Jonitz, Kammerpräsident Berlin:

Kandidiere, damit der Deutsche Ärztetag tatsächlich eine Wahl hat. Meine BÄK-Themen: geschlossenes Auftreten, konsequent politische Inhalte umsetzen, Veränderungen antreiben.

Dr. Frank-Ulrich Montgomery, Kammer­präsident Hamburg:

Kandidiere, damit Ärzte eine kompetente, durchsetzungsfähige und verlässliche Spitze haben. Meine BÄK-Themen: schnell die GOÄ, gegen den Ärztemangel, gute Arbeits­bedingungen und Einkommen für Ärzte.

Dr. Theodor Windhorst, Kammerpräsident West­falen-Lippe:

Kandidiere, damit ich mich stärker in die Politik einmischen kann. Meine BÄK-Themen: gegen ökonomische Fremdbestimmung, für exorbitante Nachwuchsförderung, neue Leitwährung GOÄ.

 

Dr. Gottfried von Knoblauch zu Hatzbach, Kammerpräsident Hessen:

Kandidiere, weil der Bundesärztekammer-Präsident einer für alle ist. Meine BÄK-Themen: GOÄ als Goldstandard, Ethik statt Ökonomisierung,  Arzt soll selbstbestimmt handeln.

 

 

Mögliche Beisitzer im neuen Bundesärztekammer-Präsidium:

 

Dr. Astrid Bühren, Stellv. VV-Vorsitzende
der KV Bayerns:

Kandidiere, um Interessen niedergelassener Fachärzte und Ärztinnen zu stärken. Meine BÄK-Themen: Familienfreundlichkeit für Ärztenachwuchs, sprechende Medizin, Abwehr Deprofessionalisierung.

Rudolf Henke, Vorsitzender des Mar­burger Bundes:

Kandidiere, damit ich meine erfolgreiche Arbeit im BÄK-Vorstand fortsetzen kann. Meine BÄK-Themen: Tarif­pluralität für angestellte Ärzte, echte Kooperation ambulant/stationär, Prävention.

Dr. Ellen Lundershausen, Stellv. Kammerpräsidentin Thüringen:

Kandidiere, damit ein niedergelassener Facharzt im BÄK-Präsidium vertreten ist. Meine BÄK-Themen: Mitarbeit Versorgungsgesetz, Weiterbildungsordnung, Motivation junger Ärzte.

Dr. Regine Rapp-Engels, Präsidentin des Deutschen Ärztinnenbundes:

Kandidiere, weil die Zukunft der Medizin weiblich ist. Meine BÄK-Themen: Menschenfreundliche Arbeitsbedingungen, mehr Frauen in Führungsämtern, Einigkeit der  Ärzteschaft.

Dr. Klaus Reinhardt, Stellv. Vorsitzender
des Hartmannbundes:

Kandidiere, damit Freiberuflichkeit in den Vordergrund rückt. Meine BÄK-Themen: ärztliche Selbstbestimmung, ärztliche Führung in der Klinik, Ent­bürokratisierung.

Mögliche Bundesärztekammer-Vize:

Dr. Max Kaplan, Kammerpräsident Bayern:

Kandidiere, weil wir die starke Körperschaft BÄK nach innen und außen brauchen. Meine BÄK-Themen: Gesundheitspolitik mit Perspektive, Corporate Identity, Garant für gute Medizin.

Dr. Martina Wenker, Kammerpräsidentin Niedersachsen:

Kandidiere, um die erfolgreiche Arbeit im Land auf Bundesebene fortzusetzen. Meine BÄK-Themen:  Brücke zwischen den LÄK und der BÄK, Arztberuf attraktiver machen, einheitliche Stimme der Ärzteschaft nach außen.

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