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Recherche-Datenbank „Euros für Ärzte“ eingestellt

Gesundheitspolitik Autor: Michael Reischmann

Die Onlinedatenbank „Euros für Ärzte“ wird wegen hohen Supportaufwandes nicht fortgeführt – bestehende Daten bleiben verfügbar. Die Onlinedatenbank „Euros für Ärzte“ wird wegen hohen Supportaufwandes nicht fortgeführt – bestehende Daten bleiben verfügbar. © Feodora – stock.adobe.com; iStock/amtitus
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Welcher Arzt erhält von welchem Pharmakonzern Geld? Die Online-Datenbank „Euros für Ärzte“, die zu dieser Frage Auskunft gab, wurde von dem Recherchezentrum Correctiv und dem „Spiegel“ eingestellt.

Das spendenfinanzierte Recherchezentrum Correctiv hat seine zusammen mit dem „Spiegel“ betriebene „Euros für Ärzte“-Onlinedatenbank eingestellt. Da­rin wurden Informationen aus der Transparenzinitiative der Pharmaindustrie zusammengetragen, um deren „Verflechtungen“ mit der Ärzteschaft offenzulegen.

„Die Daten zu der Recherche stammen aus den Jahren 2016 und 2017 und können mangels Ressourcen nun nicht weiterhin aktualisiert werden“, meldete Correctiv auf der Website Mitte Januar 2021. Die Datenbank machte es leicht, Angaben zu einzelnen Ärzten zu suchen – sofern diese gegenüber dem unterstützenden Unternehmen einer namentlichen Veröffentlichung zugestimmt hatten. Zuletzt taten dies nach Angaben des Verbandes forschender Arzneimittelhersteller nur noch 19 %.

Wer wissen möchte, wie hoch die geldwerten Leistungen im Zusammenhang mit Fortbildungsveranstaltungen oder Dienst- und Beratungsleistungen sind, die ein Mitgliedsunternehmen der Freiwilligen Selbstkontrolle für die Arzneimittelindustrie (FSA) für Angehörige der Fachkreise übernommen hat, kann sich das mithilfe der Transparenzlis­te des FSA zusammensuchen (www.fsa-­pharma.de). Sie führt zu den aggregierten/anonymisierten und individualisierten Angaben für die letzten drei Berichtsjahre auf den rd. 40 Hersteller-Homepages. 

Veröffentlichungen führten zu einer Prozesswelle

Correctiv verweist darauf, dass alle Recherchen weiterhin öffentlich bleiben. Lediglich die Datenbank werde wegen des Supportaufwandes nicht fortgeführt. „Wir arbeiten an vielen relevanten Projekten, haben aber nur begrenzte Ressourcen zur Verfügung“, erklärt eine Sprecherin.

Infolge der Recherche habe ein „Medizinrechtler, der im Stile eines Abmahnanwalts agierte“,  Correctiv und Spiegel in über 130 Zivilgerichtsverfahren mit hohem finanziellem Risiko gezwungen. „Mittlerweile sind alle Verfahren zu unseren Gunsten abgeschlossen“, so Correctiv. Es sei bereits vorher entschieden worden, die Datenbank nicht fortzuführen, sie habe jedoch während des Rechtsstreits aktiv bleiben müssen.

Medical-Tribune-Bericht

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