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Rettet die Fernkopierer!

Aus der Redaktion Autor: Michael Reischmann

© MT
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Anfang der 1990er-Jahre begann im großen Stil die Besiedelung der Büros durch Faxgeräte. Heute sind die Bestände sehr ausgedünnt. Zu den letzten Biotopen gehören Deutschlands Arztpraxen. Eine Glosse.

Doch ein Schicksal wie das des Nadel­druckers scheint unausweichlich. Denn Jens Spahn hat eine Falle aufgestellt: die Monetenfalle. Die Kostenpauschale für Praxis­faxe wird erst auf die Hälfte, dann auf ein Viertel des Geldes für einen elektronischen Arztbrief gekürzt. Telematik-Verweigerer kriegen zudem 2,5 % Honorar abgezogen. Der Minister hat die Faxen dicke. Jetzt wird digital transformiert!

Natürlich geht es um den Datenschutz. So viel Scheinheiligkeit muss sein. Es könnten ja Unbefugte einen Blick auf die schnelle und einfache Informationsübermittlung werfen. Dann doch lieber mit dem Segen des Gesetzgebers die Datensätze von Millionen Versicherten in die Hände von Professionellen geben.

Rückenstärkung bekommt der Minister von Bitkom, dem Verband der IT- und Telekommunikationsbranche. Der meint sogar, das Fax­entgelt gehört komplett gestrichen. Firmen, die ständig neues Zeugs verkaufen wollen und vom Datenverkehr leben, können robusten Altgeräten natürlich wenig abgewinnen.

Ein Nervenarzt singt auf YouTube: „Mein lieber Spahn / was hat du gegen unser Faxgerät / das seit Jahrzehnten ohne Update geht / und streikt heut wieder mal das Internet / dann rettet mich mein Faxgerät / glaube mir: das geht.“ Das klingt für die Start-up-Gründer von morgen Old School. Nach einer Bitkom-Umfrage wissen 49 % der 10- bis 11-Jährigen (!) nicht, was mit „Fax“ gemeint ist. „Bei den 6- bis 7-jährigen Kindern haben erst 15 % schon einmal davon gehört.“ Noch unbekannter sind Diskette und Pager. Nach Microfiche, Lochkarten und Sonar wurde erst gar nicht gefragt.

Liebe Ärztinnen und Ärzte, Krötentunnel und Insektenhotels reichen nicht als Artenschutz. Lassen Sie Ihr Fax an der Leitung. Ihre 6- bis 11-jährigen Patienten sollten es auch streicheln und füttern dürfen. Nach einer von dem Welt-Satiriker Hans Zippert ersonnenen Statistik, „fühlen sich 95,6 % der befragten Faxgeräte stark vernachlässigt“. Bedenken Sie ferner: So unkompliziert fernschreiben Sie vermutlich nie wieder. Selbst der KBV-Chef gibt zu, dass der E-Arztbrief umständlich ist. Es wird höchste Zeit für eine Online-Petition: Rettet das Faxgerät!

Michael Reischmann
Ressortleiter Gesundheitspolitik

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