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Riskante Eingriffe: Mindestmengen vielfach nicht eingehalten

Gesundheitspolitik Autor: Cornelia Kolbeck

Gerade bei komplizierten Operationen braucht es viel Übung. Gerade bei komplizierten Operationen braucht es viel Übung. © morganka – stock.adobe.com
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Würden Sie im Fall einer Lebertransplantation oder bei Bauchspeicheldrüsenkrebs Ihr Überleben in die Hände eines wenig erfahrenen Kollegen legen? Wenn nicht, dann Achtung bei der Klinik­auswahl.

Eine Analyse des Science Media Centers (SMC) und der Weißen Liste der Bertelsmann Stiftung zeigt, dass 40 % der Kliniken in Deutschland Patienten operieren, ohne die seit 2018 geltenden Regelungen zu Mindestmengen zu beachten. In Bremen liegt die Rate sogar bei 63 %, in Brandenburg bei 57 % und in Sachsen-Anhalt bei 51 %. Deutlich weniger Kliniken, die die Fallzahlvorgaben nicht erreichen, gibt es in Mecklenburg-Vorpommern (29 %) und Baden-Württemberg (31 %).

Keine Vergütung für ungeübte Kliniker

Betrachtet wurden hierbei die Mindestmengen zum Einsatz von künstlichen Kniegelenken (50 Fälle/Jahr), zur Stammzelltransplantation (25 Fälle/Jahr), zur Nierentransplantation (25 Fälle/Jahr), zur Lebertransplantation (20 Fälle/Jahr) und zu komplexen Eingriffen an Speiseröhre (10 Fälle/Jahr) und Bauchspeicheldrüse (10 Fälle/Jahr). 1157 Häuser hielten die MM-Vorgaben ein, 290 taten dies nicht. Bei den Bauchspeicheldrüsen-OP missachteten 34 %, bei Speiseröhren-OP sogar 53 % der Häuser die Quoten.

Die Bertelsmann-Stiftung fordert, dass der Gemeinsame Bundesausschuss Qualitätsberichte und Mindestmengen-Angaben der Krankenhäuser auf Vollständigkeit und Plausibilität prüft. Bei Nichteinhaltung vorgegebener Fallzahlen dürften Kliniken keine Vergütung für die Eingriffe erhalten und die Leistung dürfe nicht mehr erbracht werden. Verwiesen wird auf England und Finnland, wo Mindestmengen z.T. fünf- bis zehnmal so hoch sind wie in Deutschland und oft pro Arzt und nicht pro Klinik gelten.

Medical-Tribune-Bericht

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