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SpiFa will dem Hausärzteverband die Stirn bieten

Gesundheitspolitik Autor: Antje Thiel

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Beim Spitzenverband Fachärzte (SpiFa) stehen die Zeichen auf Wachstum. Eine von der Mitgliederversammlung am 16. Januar beschlossene Satzungsänderung macht es möglich, dass dem Dachverband nicht nur Organfachverbände, sondern auch die Verbände methodenorientierter Fächer beitreten können.

Ziel ist eine geschlossene Vertretung aller Fachärzte in Deutschland analog zum Hausärzteverband.

Die Satzungsänderung ist nach Auffassung des SpiFa-Ehrenpräsidenten Dr. Andreas Köhler (vormals Vorstandsvorsitzender der KBV) "immens wichtig", um den SpiFa sukzessive zu einem umfassenden Facharztverband als Pendant zum mächtigen Hausärzteverband aufzubauen.

Hausärzteverband hat von Professionalisierung politisch profitiert

"Man muss neidlos anerkennen, dass der Hausärzteverband von seiner Professionalisierung in den vergangenen Jahren politisch sehr profitiert hat", sagte Dr. Köhler. Auch die Fachärzte bräuchten dringend eine vergleichbare professionelle Struktur. "Jeder, der sich mit der fachärztlichen Versorgung in Deutschland beschäftigt, sollte wissen, dass er mit seinen Fragen beim SpiFa an der richtigen Adresse ist."

Bislang konnte der SpiFa diesen Alleinvertretungsanspruch nicht ruhigen Gewissens proklamieren, denn auch die Gemeinschaft Fachärztlicher Berufsverbände (GFB) bezeichnete sich als "die offizielle Vertretung der Fachärzte Deutschlands in allen Versorgungsbereichen".

Allerdings war es in den letzten Jahren recht still um die GFB geworden – 26 Verbände mit über 158 000 Mitgliedern unter einen Hut zu bringen und konstruktiv politisch zu arbeiten, erwies sich als schwierig.

Satzungsänderungen: SpiFa legte vor, GFB muss folgen

Und so reifte bei den rivalisierenden Dachverbänden der Wunsch, sich zusammenzutun und gemeinsam für die Interessen aller Fachärzte zu kämpfen. Mit der jüngsten Satzungsänderung hat der SpiFa von seiner Seite aus den Weg für eine Fusion geebnet; nun ist es an der GFB, ihrerseits mit einer Satzungsänderung die Weichen zu stellen.

Die Tatsache, dass die alten und für Außenstehende kaum nachvollziehbaren Grabenkämpfe zwischen den beiden Dachverbänden nun beigelegt werden, darf allerdings nicht darüber hinwegtäuschen, dass der SpiFa mit seinem Wachstumskurs vor großen Herausforderungen steht.

"Anders als die Hausärzte sind die Fachärzte eine sehr heterogene Klientel", weiß Dr. Köhler. Der SpiFa müsse einen Wertekanon vertreten, mit dem sich sowohl der überwiegend konservativ tätige HNO-Arzt als auch der apparativ hochgerüs­tete Arthroskopeur identifizieren kann. "Die Diskussion über diesen gemeinsamen Nenner ist noch in vollem Gange", gab Dr. Köhler zu.

Der Ex-KBV-Chef würde am liebs­ten noch eine andere Vision verfolgen: "Die Unterscheidung zwischen haus- und fachärztlichen Lagern ist längst nicht mehr zeitgemäß. Viele Fachärzte sind als Primärversorger tätig, Gleiches gilt übrigens für viele ländliche Kliniken."

Gräben zwischen den verschiedenen Lagern sind tief

Daher wäre es sinnvoller, in der politischen Diskussion – unabhängig von Haus- und Fachärzten, ambulantem und statio­närem Sektor – zwischen Primärversorgung und hoch spezialisierter Medizin zu unterscheiden. "Doch leider sind die Gräben zwischen den Lagern viel zu tief, als dass dies ein realistisches politisches Ziel wäre."

Verband für niedergelassene und auch angestellte Fachärzte

Mit der neuen Satzung verändert der SpiFa seine Struktur. So wurden vier Ausschüsse gebildet, um Arbeitsebenen für die Mitgliedsverbände zu etablieren. Die Ausschüsse sind ordentliche Mitglieder, die je eine Stimme in der Mitgliederversammlung haben.

Über Arbeitsgemeinschaften kann der SpiFa weitere Verbände und Organisationen assoziieren, die seine Ziele unterstützen. Der SpiFa will die Interessen der niedergelassenen wie der angestellten Fachärzte umfassend vertreten. Um die Gewichte mitgliederstarker und -schwächerer Verbände auszubalancieren, führt er bei bestimmten Themen das Prinzip der doppelten Mehrheit ein.

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