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Kommentar Sputnik, wir haben ein Problem!

Aus der Redaktion Autor: Kathrin Strobel

© MT
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Im Oktober 1957 schrieb Russland mit dem Satelliten Sputnik 1 Geschichte. Sputnik V sollte ähnlich erfolgreich werden. Doch die Mission verlief holprig. Ein Kommentar.

„Mit Sputnik würde ich mich sofort impfen lassen.“ Immer wieder habe ich diesen Satz in den vergangenen Monaten gelesen oder gehört. Und zwar nicht selten von Menschen, die die Vakzinen, die hierzulande zugelassen sind, vehement ablehnen – häufig mit dem „Argument“, die Stoffe seien nicht hinreichend getestet worden. Wäre es da nicht mehr als konsequent, die russische Vakzine ebenfalls zu verteufeln? Vielleicht sogar mehr als die ­anderen?

Zugegeben: Die zu Sputnik gelieferten Zahlen sind ziemlich beeindruckend. Das Gamaleja-Institut für Epidemiologie und Mikrobiologie, das die Vakzine entwickelt hat, bezeichnet sie sogar als den wirksamsten Impfstoff der Welt. Die Effektivität liege bei 97,6 %. Trotzdem bleibt mehr als eine offene Frage. Bis heute wurde Sputnik in der EU nicht zugelassen. Ob die Zulassung überhaupt jemals erteilt wird, ist fraglich. Es fehlen wichtige Daten. Und die wurden vom Hersteller bislang nicht geliefert.

Einige Menschen vermuten darin ein abgekartetes Spiel der EU gegen Russland. Es gehe einzig und allein um Politik. Auf einer Internetcommunity für Ärzte erklärte kürzlich eine Userin in einem Kommentar, sie sei für ihre beiden Sputnik-Dosen extra nach Weißrussland gereist. Was sie dazu veranlasst hat, ließ sie offen. Ich würde es gerne wissen.

In Deutschland sind seit vielen Monaten mehrere Impfstoffe zugelassen. Und die Datenlage zu den Vakzinen ist ausgesprochen gut. Dazu kommt: Wer mit Sputnik vakziniert wurde, gilt hierzulande weiterhin als ungeimpft. Was also hat der russische Impfstoff, was die anderen nicht haben? Den Reiz des Fremden, des nicht Konformen? Geht es um Auflehnung und Protest? Um politisches Misstrauen?

Vor über einem Jahr, am 11. August 2020, verkündete Wladimir Putin, dass zum ersten Mal auf der Welt ein Impfstoff gegen die neuartige Coronavirus-Infektion registriert worden sei. Zum damaligen Zeitpunkt eine Sensationsnachricht. Heute, knapp 15 Monate später, steht das von ihm regierte Land schlechter da als je zuvor – und schlechter als die meisten anderen. Sputnik, wir haben ein Problem! Und du scheinst es nicht lösen zu können.

Kathrin Strobel
Redakteurin Medizin

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