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Statistisches Bundesamt rechnet (wenige) Kassenärzte reich

Gesundheitspolitik Autor: Anke Thomas

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„Die Kassenpraxen in Deutschland erzielten im Jahr 2011 Einnahmen von durchschnittlich 486 000 Euro“, teilt das Statistische Bundesamt mit. Was das Amt nicht erwähnt: Bei den vorgestellten Zahlen wurde der Fokus auf die privatärztliche Komponente gelegt und die Datenlage ist verschwindend gering!

Die hohen Einkommenszahlen der Ärzte dürften wieder Nährstoff für Neid-Debatten und Argumentationshilfen für Krankenkassen bieten, ganz zu schweigen von einem möglichen Einfluss auf die Überlegungen einer Großen Koalition. Das ist auch dem Statistischen Bundesamt bewusst.


Denn die vorgestellten Daten beruhen eigentlich auf einer alljährlichen Erhebung, die das Statistische Bundesamt bereits im August dieses Jahres vorstellte. Nachdem die Zahlen publiziert wurden, folgte ein regelrechter Nachrichten-Tsunami in allen Medien, erklärt Taubmann.

Bundesamt mit keinen
neuen Erkenntnissen

Bei der aktuell in der Diskussion befindlichen Untersuchung wurde jedoch nur der Fokus auf Privateinnahmen gelegt. Die für Ärzte sicher nicht so ganz überraschenden Erkenntnisse des Statistischen Bundesamtes aus der Untersuchung: Die Einnahmesituation der einzelnen Arztpraxis hängt stark von dem Anteil der Einnahmen ab, die mit Privatpatienten und IGeL erzielt werden.


Außerdem ist der Reinertrag einer Praxis im besonderen Maße vom fachärztlichen Schwerpunkt abhängig. Mit einem Beispiel untermauert das Bundesamt letztere Aussage: Eine auf Chirurgie spezialisierte Kassenpraxis habe 2011 im Schnitt einen Reinertrag in Höhe von 334 000 Euro generieren können, den Kassenpraxen der Allgemeinmediziner blieb unterm Strich im Mittel nur ein Reinertrag in Höhe von 163 000 Euro.

Vorgestellte Zahlen können
leicht in die Irre führen

„Das Amt liefert keine Zahlen zur Häufigkeitsverteilung. Reine Privatpraxen sind jedoch eine seltene Ausnahme“, kritisiert auch Dr. Dominik von Stillfried, Geschäftsführer des Zentralinstituts für die kassenärztliche Versorgung (ZI), die vorgestellten Zahlen des Statistischen Bundesamts.


Die Einkommenszahlen des ZI hätten außerdem gezeigt, dass neben den Einkünften auch die hohe Arbeitsbelastung der niedergelassenen Ärzte berücksichtigt werden müsse. Da diese Aspekte außer Acht gelassen worden seien, könnten die Zahlen des Statistischen Bundesamts leicht in die Irre führen, resümiert Dr. von Stillfried.


Fraglich bleibt, warum das Statis­tische Bundesamt gerade jetzt solch spezielle Zahlen vorstellt, die nur eine geringe Anzahl an Ärzten repräsentieren. Vielleicht ist es einfach der Wunsch nach mehr Aufmerksamkeit. Viele Medien berichteten denn auch schon kurz nach Herausgabe der Daten über das (hohe) Einkommen der Ärzte.


Quelle: Statistisches Bundesamt Wiesbaden

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