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Statt Arztzentrierung: Mehr Telematik, Arbeitsteilung und Meditation

Gesundheitspolitik Autor: Klaus Schmidt

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"Es muss nicht immer der Arzt sein, der die Versorgung richtet." Mit dieser Aussage sprach sich die bayerische BKK-Verbandschefin Sigrid König auf einer BKK-Fachtagung Ende November für eine Abkehr von der "Arztzentrierung" des Gesundheitswesens aus.

Eine Alternative sieht die BKK-Vorständin in einer stärkeren Arbeitsteilung wie in Nordeuropa, wo Ärzte und Pflegekräfte die Versorgung als gleichberechtigte Partner gestalteten.

"Statt einer doppelten Facharztschiene konzentrieren sich dort die Angebote im stationären Bereich und die Gesundheitstelematik wird effizient eingesetzt."

König setzt sogar auf buddhistische Heilswege: Achtsamkeit und Meditation böten die Möglichkeit, Krankheit als Weg und Chance zu begreifen. Wir gingen viel zu angstbesessen mit Krankheit um, meint sie. Die buddhistischen Methoden werden von der BKK allerdings nicht bezuschusst.

Orchester bilden, in dem jeder mit jedem zusammenspielt

Dem Ingolstädter Allgemeinarzt Dr. Siegfried Jedamzik, Vorsitzender des Gesundheitsnetzes GOIN und von Medi Bayern, gefiel das Wort "Arztzentrierung" gar nicht. Er schlug vor, stattdessen den Begriff "team value" einzuführen. "Wir müssen ein Orchester bilden, in dem jeder mit jedem zusammenspielt."

Er plädierte auch für die freie Wahl der Niederlassung. Jeder Arzt solle frei wählen können, wo er arbeiten will. Man könne niemanden zwingen, alle fünf Jahre weiterzuziehen.

In unterversorgten Regionen
sogar schneller beim Arzt

Michael Weller, Leiter des Stabsbereichs Politik beim GKV-Spitzenverband, widersprach: Das GKV-System sei geschaffen worden, um Patienten zu versorgen, darum stehe die Patientenzentrierung im Vordergrund.

Ihn unterstützte Professor Dr. Leonie Sundmacher vom Fachbereich Health Services Management der LMU München. Sie wolle zwar nicht an der Freiberuflichkeit rütteln, doch die Versicherten in unterversorgten Gebieten zahlten auch Beiträge.

Wenn man in einem Beruf arbeite, der stark auf den Bedarf ausgerichtet sei, müsse man auch auf diesen zugehen. Ein erstaunliches Nebenergebnis von Prof. Sundmachers Versorgungsstudien in Bayern: In schwächer versorgten Gebieten bekommen Patienten schneller einen Arzttermin als in überversorgten Regionen.

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