Anzeige

Treten wir öffentlich für den Erhalt der PKV ein!

Autor: Dr. Günter Gerhardt

Anzeige

Die PKV ist zwar reformbedürftig, doch keinesfalls verzichtbar,

meint MT-Kolumnist Dr. Günter Gerhardt.

Können Sie bzw. können wir Ärzte auf die Einnahmen aus den privaten Krankenversicherungen verzichten? Eine rhetorische Frage? Mitnichten! Hat doch der Gesundheitsexperte Jens Spahn, immerhin ein Mann einer Partei, nämlich der CDU, die bislang – ebenso wie die FDP – als Verfechter der privaten Kassen galt, an der Existenz dieser privaten Krankenversicherung (PKV) mächtig gerüttelt.


Vorsicht, liebe Kolleginnen und Kollegen, hier müssen die Alarmglocken in unseren Köpfen anfangen heftig zu läuten. Wir können diesen Sinneswandel nicht achselzuckend als einen erneuten Schwenk der CDU hinnehmen, denn die Abschaffung der PKV würde viele Praxen in den Ruin treiben. Nur mit dem KV-Honorar laufen unsere Praxen auf lange Sicht in die Insolvenz!

"Abeschaffen der PKV würde viele Praxen in den Ruin treiben"

Das Thema ist leider keine Eintagsfliege, die Diskussion darüber hält sich seit Monaten in allen Medien. Wird öffentlich dar­über diskutiert, muss man sich von Politikern sogar sagen lassen, dass dies „die Ärzteschaft“ wohl nicht besonders interessiere: „Bei mir hat sich noch kein Arzt beschwert; und zu Wort melden sich sowieso nur die üblichen Verdächtigen (Anm. Verfasser: Ärztekammer, KBV, Ärzteverbände)!“


Neun Millionen Menschen in Deutschland sind privat krankenversichert. Neben den Besserverdienern sind das Beamte, Pensionäre und Selbstständige. Die Zweiteilung  in GKV und PKV geht auf den Gedanken zurück, dass der Staat eine Fürsorgepflicht für diejenigen hat, die im Krankheitsfall nicht für die Kosten aufkommen können. Besserverdienende können sich dagegen privat versichern. Dieser Dualismus macht durchaus Sinn und ist erhaltenswert, kommt die PKV doch als einziges Krankenversicherungssystem ohne fremde Zuschüsse aus. Deshalb – sowie aus purem Eigennutz – müssen wir uns mit allen uns zur Verfügung stehenden Mitteln für den Fortbestand dieser Zweiteilung einsetzen.

"Zweifellos besteht Reformbedarf, aber ..."

Das schließt einen zweifellos bestehenden Reformbedarf nicht aus. So kann es nicht sein, dass wir das PKV-System über die Maßen ausnutzen (einen Ast, auf dem man sitzt, sägt man nicht ab). Und es muss erlaubt sein, über Qualitätsstandards in der PKV nachzudenken. Die PKV ihrerseits muss ebenfalls ihre Reform-Hausaufgaben machen: Vertriebsgebahren, Provisionsexzesse und heftige Prämienerhöhungen vor allem für ältere Menschen.

Wenn  – worstcase! – wirklich die Trennung in private und gesetzliche Krankenversicherung aufgehoben wird, ist das ein weiterer Schritt in eine Richtung, die uns nicht recht sein kann. Sie wird die ärztliche Versorgung nicht verbessern. Denn es werden sich dann noch mehr Ärztinnen und Ärzte gegen eine Niederlassung in Deutschland entscheiden bzw. sich ein anderes Berufsfeld suchen. Das muss allen Beteiligten und Akteuren, auch der Politik, klar sein. Nur müssen wir auch den Schneid haben, dies offen zu kommunizieren und nicht nur in „Fensterreden“ vor Kolleginnen und Kollegen. Suchen Sie das Gespräch zu Politikern, Journalisten sowie Patienten außerhalb der Behandlung und bieten Sie Vereinen und Verbänden an, Vorträge zu halten zu medizinischen Themen mit „politischen Einstreuungen“. Glauben Sie mir, es geht!

"GKV als Ersatz der PKV - das bringt keinen Cent mehr"

Der Erhalt von GKV und PKV hat zunächst nichts mit der Einführung einer Bürgerversicherung zu tun. Damit können wir uns anfreunden, nur muss daneben das (reformierte) System der PKV erhalten bleiben.


Zum Abschluss kann ich mir eine häufig vorgebrachte, mehr als blauäugige Argumentation nicht verkneifen: „Wird die PKV ausgehungert, dann bekommt die GKV das zur Verfügung stehende Geld.“ Mal ganz davon abgesehen, dass das rechtlich nicht geht – es würde auch die finanzielle Situation unserer Praxen um nicht einen Cent verbessern.

Anzeige