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Ultimativer Test für die neue MFA gesucht

Autor: Von: Dr. Frauke Höllering

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Wenn die medizinische Fachangestellte geht, muss dringend die Stelle neu besetzt werden. Aber wie findet man schnell und unkompliziert einen guten Ersatz? Das fragt sich auch Frau Dr. Frauke Höllering.

Irgendwann ist es in der schönsten Praxis soweit: Eine MFA, manch einer nennt sie auch „Praxisperle“, kündigt ihr Fortgehen an. So ging es jetzt auch uns. Familiäre Gründe zogen die nach der Ausbildung soeben übernommene, kostbare Fachkraft in die Ferne. „Sollen wir das Arbeitsamt informieren?“, fragten wir uns skeptisch, nachdem wir eine Annonce für die Zeitung formuliert hatten.

Arbeitsamt - Rücksendepflichtige Bewerbungsmappen aber keine MFA?

Bisher hatte ein solches Telefonat nur zum Eingang eines Stapels später rücksendungspflichtiger Bewerbungsmappen geführt, aber nie zu einer Einstellung. Sei es drum, wir riefen trotzdem an. „Was suchen Sie denn?“, wurde ich gefragt und war geschmeichelt, mir aus dem Pool vielversprechender Bewerber(innen) eine Traumfee heraussuchen zu dürfen. (Das „innen“ habe ich nicht aus Gleichberechtigungsgründen in Klammern gesetzt, sondern auf Grund der Tatsache, dass wir derzeit einen männlichen Azubi haben, der unsere Patienten in kollektives Entzücken versetzt.


Es hätte also gerne wieder ein Mann sein dürfen! Den gab es aber nicht. Da uns eine junge Dame verließ, suchten wir eine ähnlichen Alters. Denn „alt“ bin nicht nur ich, sondern auch einige andere Mitarbeiterinnen, die schon seit Jahrzehnten unserer Praxis die Treue halten. Man versprach, sich zu kümmern, und ich erlaubte mir vorsichtigen Optimismus.

Bewerbungsgespräch trotz schlechter Noten in Deutsch und Mathe?

Bald begannen die Bewerbungen hereinzuströmen und bei zwei von ihnen bedauerte ich ernsthaft, dass wir „was Junges“ suchten. Ach, wenn doch die Jungen ähnlich qualifiziert gewesen wären, zumindest ihren Schulnoten nach! Da hagelte es Vieren in Deutsch und Mathematik… Ich fantasierte von unlesbaren Arztbriefen, orthografisch aberwitzigen Notizen und wirren Kassenbüchern, die unser Finanzamt zur Weißglut treiben würden, und legte diese Mappen gleich zur Seite.


Was kam vom Arbeitsamt? Ein Stapel Vorschläge… Aber nur ein Viertel dieser Damen hatte sich beworben – so wie immer. Kriegen die anderen eigentlich noch Geld vom Amt? Eine rief ich an, sie wollte aus Köln ins Sauerland ziehen und hatte unser Angebot im Internet gelesen. Ans Handy ging sie nicht, meine Mail beantwortete sie nicht. Nach einem Dutzend Telefonierversuchen zerriss ich zornig die Bewerbung; wenn die Lady es nicht nötig hatte, mit mir zu plaudern, hatte ich es auch nicht nötig, für Rücksendung ihrer Unterlagen zu sorgen!

Abitur ohne Dreisatz?!

Aber andere kamen dann doch zum Vorstellungsgespräch und das war immer recht kurzweilig. Früher hatte mein Kollege dabei mit einem leichten Dreisatz für Irritation gesorgt: „Wenn drei Säcke Kartoffeln neun Euro kosten, wie teuer sind vier Säcke Kartoffeln?“ Die Antworten waren, mancher Mathe-Drei im Zeugnis zum Trotz, fast immer hanebüchen. Von wirrem Gefasel über hilfloses Zettel-Gerechne erlebten wir alles; nur die Allerwenigsten konnten diese leichte Aufgabe lösen, auch wenn sie alle über einen Realschulabschluss oder gar das Abitur verfügten (Ich möchte jetzt nicht zu den Abgründen unseres Bildungssystems abschweifen).


Der Mann meines Herzens hatte zwar einmal gerügt: „Wer sich als MFA bewirbt, rechnet nicht mit landwirtschaftlichen Aufgaben! Stellt die Frage mit medizinischem Inhalt, dann geht es sicher besser.“ Aber auch das hatte nicht funktioniert, aus diesem Grund verzichteten wir diesmal auf den Dreisatz: Solche peinlichen Szenen wollten wir einfach nicht noch einmal erleben. Oder waren wir uns diesmal sicher, dass die Damen die Antwort lässig aus der Hüfte schießen würden? Sie machten den Eindruck und darum wollte ich die kostbare Illusion nicht zerstören.

Neue MFA nicht nur fit im Dreisatz

Drei Gespräche mit drei netten Bewerberinnen führten wir und waren glücklich, danach die Qual der Wahl zu haben: Alle drei hätten wir einstellen mögen und eine wurde es dann. Sie verdanken wir tatsächlich dem Arbeitsamt, auf dessen Homepage sie unser Angebot gelesen hatte, weil sie zwar nicht arbeitslos, aber wechselwillig war.


Wir freuten uns auf sie und ich fragte mich, ob ich sie irgendwann übermütig fragen werde: „Wenn drei Säcke Kartoffeln …“ Neulich war es so weit: In der Kaffeeküche stellte ich unverhofft die Frage aller Fragen. Unsere neue Mitarbeiterin schaute mich nur einen Sekundenbruchteil fragend an (und das nur, weil sie offensichtlich an meinem Verstand zweifelte) und meinte dann, ohne länger nachzudenken, „zwölf, wieso?“.

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