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Viele, viele bunte Smarties

Autor: Erich Kögler

Profi-Fußballer schaden mit Mediakamenteneinnahme ihrem Körper! Profi-Fußballer schaden mit Mediakamenteneinnahme ihrem Körper! © fotolia/magele-picture
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Medikamente im Profi-Fußball - in unserer Meinungskolumne "Mit spitzer Feder".

Der Mann weiß, wovon er spricht. Schließlich war Niko Kovac einst Bundesliga-Profi bei Hertha BSC Berlin, Bayer Leverkusen, beim Hamburger SV und bei Bayern München. Heute Trainer der Frankfurter Eintracht, ließ er dieser Tage mit einem bemerkenswerten Statement aufhorchen. "Im Fußball geht es ohne Schmerzmittel nicht", bekannte der 45-jährige Kroate unlängst in einem Interview. Kovac ist allerdings keineswegs der "böse Bube" im Millionen-Business, er hat die Dinge lediglich öffentlich beim Namen genannt.

"Im Fußball werden Analgetikawie Smarties eingeworfen –auch prophylaktisch"

Insider wissen nämlich längst, dass im Fußball entsprechende Medikamente wie Smarties eingeworfen werden – manchmal sogar prophylaktisch. Einer Studie des Fußball-Weltverbands FIFA zufolge hatten bei der WM 2010 in Südafrika 39 Prozent aller Aktiven vor Spielen Schmerzmittel eingenommen. Frühere Studien hatten ergeben, dass bei den Weltmeisterschaften 2002 und 2006 mehr als die Hälfte aller Spieler mindestens einmal unter Schmerzmitteln gespielt hat.

Über derartige Gepflogenheiten wird in der Branche selten geredet. Nur ab und zu erzählen Profis davon, dank medikamentöser Hilfe für wichtige Spiele fit gemacht worden zu sein. Schalkes Max Meyer zum Beispiel, der einmal bekannte, entsprechende Tabletten zu nehmen, ohne zu wissen, ob er sie wirklich braucht.

Oder der frühere Frankfurter Jermaine Jones, der 2009 nach einem Ermüdungsbruch und Entzündungen im rechten Schienbein monatelang Schmerztabletten schluckte: "Vor jedem Training eine, an den Spieltagen zwei und manchmal auch mehr." Umso erstaunlicher sind Kovacs offene Aussagen. Ungemach droht jedoch nicht, denn verboten ist der Einsatz von Schmerzmitteln nicht, denn die Medikamente stehen nicht auf der Dopingliste. Die Warnungen von Medizinern vor den Nebenwirkungen des übermäßigen Gebrauchs verhallen bislang meist ungehört und so wird trotz drohender Leber-, Nieren- oder Magenbeschwerden fröhlich weiter geschluckt.

Eher halbherzig warnt der Deutsche Fußball-Bund vor dem Missbrauch. In einem Trainer-Ratgeber auf seiner Internetseite schreibt der Verband: "Viele Sportler versuchen, anfallende Erholungszeiten durch Medikamente zu beschleunigen, wenn nicht sogar zu umgehen. Die Motivationslage ist verständlich – sie wollen weiterhin ‚am Ball‘ bleiben – doch die Auswirkungen dürfen nicht unterschätzt werden."

"Nicht steroidale Antirheumatika gehören auf die Dopingliste!"

Mit derartigen Weichspüler-Bekenntnissen wird der leichtsinnige, ja verantwortungslose Umgang mit dem Problem nicht in den Griff zu bekommen sein. Für viele Beteiligte gilt offensichtlich weiterhin: Was nicht dezidiert verboten ist, wird eingeworfen. Die nicht steroidalen Antirheumatika gehören daher ohne Wenn und Aber auf die Dopingliste und Trainer wie Niko Kovac sollten sich daran erinnern, dass sie als Vorgesetzte trotz allen Erfolgsdrucks auch eine Fürsorgepflicht für die ihnen anvertrauten Schützlinge haben – wenn diese erwachsenen Großverdiener schon zu doof sind, um zu erkennen, was sie ihrem Körper antun …

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