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Virtuelle Sprechstunde übers Telemedizinportal

Gesundheitspolitik Autor: Anke Thomas

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Das Internetportal www.arztkonsultationen.de setzt auf den Trend Telemedizin. Es bietet Ärzten und Patienten eine geschützte Plattform für eine „Online-Seh- und Sprechstunde“.

Hinter arztkonsultationen.de stecken Dr. Ole Roßbach, Diplom-Physiker Marc Mausch und Dr. Marc Dangers. Die drei begründen ihren Vorstoß damit, dass sie diese Kommunikationsmöglichkeit mit Ärzten gern selbst einsetzen wollten.

Im Vergleich zum Telefon bietet das Portal die Möglichkeit, auch per Webcam mit dem Patienten zu kommunizieren. Und anders als z.B. bei skype.de soll es sich bei arztkonsultationen.de um eine abhörsichere Lösung handeln mit "höchstem Datenschutzstandard" und Einhaltung des deutschen Datenschutzrechts.

Es werden keine Befunde hochgeladen oder Daten gespeichert, Ärzte können sich im Anschluss an ein Gespräch einen Nachweis über die erfolgte Konsultation (Datum, Uhrzeit, Gesprächslänge) herunterladen, versprechen die Betreiber.

Das Portal ist dabei ausschließlich zur Betreuung eigener Patienten gedacht. Nachdem sich ein Arzt registriert hat (Arztausweis wird überprüft), erhält er Zugangs­codes für Patienten. Diese übergibt er an diejenigen, die für eine Online-Sprechstunde infrage kommen.  

Nur wenige Leistungen sind abrechnungsfähig

Eine virtuelle Konsultation ist neben der regulären Sprechstunde möglich oder z.B. als Instrument für reine Online-Samstags-Sprechstunden denkbar.

Das Gespräch über die Internet-Plattform könnte ein schöner Service für Patienten sein, die z.B. lange Anfahrtswege zur Praxis in Kauf nehmen müssen oder auch für diejenigen Patienten, für die selbst ein kurzer Weg zur Praxis nur äußerst mühsam zu bewältigen ist.

Finanziell lohnen dürfte sich das Ganze jedoch nicht. Die Kassenärzt­liche Bundesvereinigung hat dem Portal gegenüber schriftlich zwei Abrechnungsmöglichkeiten  bestätigt:

  1. EBM-Nr. 01435 "Haus-/Fachärztliche Bereitschaftspauschale", 8,91 Euro. Diese wird aber gestrichen, wenn es im Quartal zu einem persönlichen Arzt-Patienten-Kontakt kommt und z.B. die Versichertenpauschale angesetzt wird.

  2. EBM Nr. 01102 "Inanspruchnahme des Vertragsarztes an Samstagen zwischen 7 und 14 Uhr", 10,23 Euro

Dem gegenüber stehen Kosten für die Mitgliedschaft bei arztkonsultation.de von monatlich 59 Euro. Ein Arzt muss also mehrere Patienten pro Monat per Telemedizin virtuell verarzten, um zumindest diese Kos­ten zu decken.

Haftungsrisiko bei virtueller Behandlung deutlich höher

Auch haftungsrechtlich birgt die telemedizinische Betreuung nicht zu unterschätzende Risiken in sich, sagt die Wiesbadener Rechtsanwältin Stefanie Pranschke-Schade.

In bestimmten Fällen könnte die Online-Konsultation per Webcam im Vergleich zum  Telefonat für den Arzt zwar ein Vorteil sein (Kind mit Masern, Hautveränderungen etc.). Dennoch weiß der Arzt nicht, ob zu begutachtende Hautbefunde z.B. farblich auf dem Bildschirm korrekt dargestellt werden oder die Auflösung ausreichend gut ist.


Verschreibt der Arzt aufgrund der Sichtung ein Medikament und die Diagnose stimmt nicht, ist das Haftungsrisiko in der Telemedizin im Vergleich zur persönlichen Behandlung weitaus größer, warnt Anwältin Pranschke-Schade.

Zwar wollen sich die Portalbetreiber in Kürze auch zu privaten Abrechnungsmöglichkeiten äußern, das Haftungsrisiko bleibt jedoch auch hier bei den Ärzten hängen.

Fazit: Das Portal ist eine gute Idee, es mangelt derzeit jedoch an Abrechnungsmöglichkeiten und das bei einem erhöhten Haftungsrisiko für den Arzt.

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