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Von der Theorie in die (Arzt-)Praxis

Autor: Dr. Jörg Vogel

Die Ansteckungsgefahr in geschlossenen Räumen ist viel größer als draußen. Warum werden die Maßnahmen nicht angepasst? Die Ansteckungsgefahr in geschlossenen Räumen ist viel größer als draußen. Warum werden die Maßnahmen nicht angepasst? © Justlight – stock.adobe.com; MT
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Unser Kolumnist kritisiert die Coronapolitik: Sie gehe zu oft an Erkenntnissen der Wissenschaft vorbei. Eine logische Schlussfolgerung wäre beispielsweise, das tägliche Leben nach draußen zu verlagern.

Manche Erfindungen sind so genial, dass man sich fragt, warum dafür nicht längst ein Nobelpreis vergeben wurde. So schickte mir ein ärztlicher Kollege neben einer begeisterten Kritik meiner Kolumnen eine neu entwickelte Zeckenzange per Post. Dieses Instrument verfügt neben der bekannten Pinzettenform auch über eine Art Greifballonkopf, der die Zecke dicht umschließt. So ist ein Zerquetschen nicht möglich. Zusätzlich verfügt die Zange über einen eingebauten Drehmechanismus, der die Zecke nach dem Umschließen automatisch entgegen dem Uhrzeigersinn herausdreht. Hervorragend!

Ein weiteres Beispiel ist jene motorlose Kehrmaschine, die es erst nur von der Firma mit dem berühmten gelben Hochdruckreiniger gab. Inzwischen wird sie auch von „generischen“ Herstellern angeboten. Das Prinzip ist ebenso genial wie einfach. Über mehrere Seilzüge und Rollen werden beim Bewegen über den Boden mehrere Kehrbürsten in Bewegung gesetzt, die den Schmutz hervorragend und fast geräuschlos in einen Sammelbehälter aufnehmen. Keine Emissionen, keine große Lärmbelästigung.

Als ich mit diesem mechanischen Kehr-Ungetüm nach Hause kam, reagierte meine Frau ziemlich ungehalten: „Wozu denn das? Noch ein Gerät mehr!“ Inzwischen schätzt sie es – samt menschlichem Zugtier (ich!) – sehr, weil unsere Einfahrt damit blitzschnell und leise wunderbar sauber wird. Da haben sich Forscher und Entwickler wirklich Gedanken gemacht. Der Anwender dankt’s.

Warum erzähle ich das? Nun, weil es in der großen medizinischen Gegenwart in Deutschland genau andersherum zugeht, als im heimischen Klein-Klein. Hier vertraut man den neuen Erkenntnissen aus der Wissenschaft offenbar weniger. So präsentieren einige unserer besten Aerosolforscher um Professor Scheuch eindeutige Beweise dafür, dass die Corona-Ansteckungsgefahr in geschlossenen Räumen viel größer ist als draußen. Die logische Schlussfolgerung, nämlich das tägliche Leben möglichst nach draußen zu verlagern, anstatt Ausgangsbeschränkungen zu verhängen, wird von der Politik in maßloser Arroganz ignoriert.

So langsam muss doch auch der Letzte begreifen, dass die Übertragung des Coronavirus andere Verbreitungswege haben muss als über Museen, Außengastronomie oder Sport im Freien. Bei den bereits bestehenden Verboten bleiben doch eigentlich nur die Innenräume und die Arbeitswelt übrig. Das bedeutet: „Raus mit dem Arsch in die Frühlingsluft, wo die Amsel schreit und der Kuckuck ruft“, wie es in einem Volkslied so schön heißt.

Oder eben als Alternative: Generalstreik in der Wirtschaft. Keine menschlichen Kontakte mehr in Callcentern, Autofabriken oder Schlachthöfen. Aber woher sollen dann die Scholz’schen Milliarden kommen, mit denen er seit einem Jahr nur so um sich wirft?

Doch es scheint auch Lichtblicke zu geben: Gestaunt habe ich über Gesundheitsminister Spahn. Denn er setzte, entgegen dem Geschrei vieler anderer Politiker, die Impfung mit dem Wirkstoff von AstraZeneca aus – zumindest für Menschen unter sechzig Jahren. Damit folgte er Warnungen aus der Wissenschaft und aus anderen Ländern, dass dieser Impfstoff mitverantwortlich für Sinusvenenthrombosen sein könnte. Sein Möchtegern-Pendant aus der SPD dagegen scheute sich nicht, offen in die Kamera zu sprechen, dass doch so ein paar tödliche Ausgänge gar nicht ins Gewicht fallen bei der Masse der Geimpften.

Was soll man dazu sagen? Ich möchte nicht der Impfende gewesen sein, der diese Krankenschwes­ter von Ende Vierzig in den Tod gespritzt hat! Deshalb finde ich die jetzige Vorsicht richtig, auch wenn sich dadurch der Impffortschritt etwas verzögert. Wir sollten also den Mut haben, die Anti-Corona-Maßnahmen ständig zu hinterfragen und anzupassen, falls sich neue Erkenntnisse ergeben. Ich für meinen Teil passe nun meine Anti-Borreliose-Maßnahmen an. Ich habe die neue Zeckenzange ausführlich im Tierversuch getestet (an meinen beiden Katzen). Das Ergebnis war so gut, dass ich sie nun auch für menschliche Patienten freigeben kann. Eine Bestellung geht heute in die Post.

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