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Wäre uns die Kollegin von der Leyen recht?

Autor: Dr. Günter Gerhardt

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Nach der Wahl, ist vor der Wahl. Zumindest was den Chefsessel im Bundesgesundheitsministerium angeht. MT-Kolumnist Dr. Günter Gerhardt, wirft schon mal einen Blick in die Glaskugel.

Die Würfel sind gefallen: CDU/ CSU schaffen es knapp nicht alleine, die FDP ist zur Überraschung vieler enttäuschter Kolleginnen und Kollegen raus. Rot-Grün hat es auch nicht geschafft, mit Dunkelrot würde es klappen, doch dafür ist es 2013 noch zu früh – eher 2017. Also jetzt große Koalition oder Schwarz-Grün?


Die große Koalition ist so gut wie sicher, Herr Gabriel weiß und will das, auch wenn Frau Nahles noch zickt und der Parteikonvent am 20. Oktober mit rund 200 Delegierten sowie die Befragung der rund 470 000 SPD-Mitglieder abgewartet werden müssen. Das kann uns, liebe Kolleginnen und Kollegen, auch fast egal sein. Interessanter ist die Frage: „Wer stellt den / die Gesundheitsminister­In?“


Die SPD? Dann geht wohl kein Weg an Prof. Karl Lauterbach vorbei, der zum Kompetenzteam von Herrn Steinbrück gehörte. Wir mögen ihn nicht so sehr. Warum eigentlich? Wenn ich mich mit Kolleginnen und Kollegen darüber unterhalte, habe ich den Eindruck, dass es nicht darum geht, was er sagt, sondern wie er es sagt, also diese überheblich wirkende, schulmeisterliche Art, über uns und unsere Probleme zu urteilen. Er ist ein vehementer Verfechter der Bürgerversicherung, ein Thema, das wohl auf dem Altar der Koalitionsvereinbarung geopfert werden wird.

»Bei Ulla Schmidt wusste man, woran man mit ihr war«

Oder Ulla Schmidt? Wir hatten uns an sie gewöhnt, vor allem die Hausärzte. Man wusste, woran man mit ihr war, aber sie scheint (leider?) keine Option mehr zu sein. Dann wäre da noch Dr. Carola Reimann, seit 1986 SPD-Mitglied und Biotechnologin. Sie war zuletzt gesundheitspolitische Sprecherin der SPD-Bundestagsfraktion und seit 2009 Vorsitzende des Gesundheitsausschusses. Sie wäre m.E. eine echte Alternative, aber an Prof. Lauterbach kommt auch sie wohl nicht vorbei.


Und wen könnten CDU / CSU nominieren? Jens Spahn (33) ist ein ernst zu nehmender Kandidat. 52 % der Wähler in seinem Wahlkreis Steinfurt-Borken haben mit der Erststimme für ihn votiert. Er ist seit 1997 Mitglied der CDU, seit 2002 Bundestagsabgeordneter und Mitglied im Ausschuss für Gesundheit. Sein Alter – Kreißsaal/Hörsaal/Plenarsaal – ist seit der Jugendoffensive von Dr. Rösler & Co. eher ein Handicap.


Auch Markus Söder (CSU) wurde ab und an genannt. Er war schon mal bayerischer Minister für Umwelt und Gesundheit. Jetzt agiert der Franke im neuen Kabinett Seehofer als „Superminister“, indem er weiterhin das Finanzministerium und gleichzeitig das neu zu schaffende Heimatministerium führt.


Söder wird ja – genauso wie Ilse Aigner (jetzt bayerische Wirtschaftsministerin und stellvertretende Ministerpräsidentin) – nachgesagt, Seehofer beerben zu wollen. Da wäre ein sicherlich kurzlebigeres Ministeramt in Berlin eher hinderlich gewesen. Auch Christine Haderthauer (CSU), bislang bayerische Sozialministerin, bleibt als  Chefin der Staatskanzlei in München.

»Wer stellt den nächsten Gesundheitsminister?«

Josef Hecken, der ehemalige CDU-Staatssekretär im Bundesfamilienministerium und seit Juli 2012 Vorsitzender des Gemeinsamen Bundesausschusses, wird ebenfalls mit dem BMG-Chefsessel in Zusammenhang gebracht. Wie man hört fühlt sich Hecken aber in seinem derzeitigen Job ganz wohl, kommt also eher auch nicht in Betracht.


So, und jetzt wird´s interessant. Steht doch auf dem CDU-Tableau auch der Name Dr. Ursula von der Leyen, geb. Albrecht. Sie ist seit November 2009 Bundesministerin für Arbeit und Soziales, war von 2003 bis 2005 niedersächsische Ministerin für Soziales, Frauen, Familie und Gesundheit und von 2005 bis 2009  Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend. Die approbierte Ärztin ist mit einem Professor der Medizin verheiratet, hat sieben Kinder und kümmert sich um ihren an Demenz erkrankten Vater Ernst Albrecht (CDU), den ehemaligen Ministerpräsidenten von Niedersachsen.


Würden wir ihr dieses Amt zutrauen? Ich glaube schon. Sie bringt beste Voraussetzungen mit, hat durch eine solide Leistung in ihrer jeweiligen beruflichen und privaten Aufgabe überzeugt. Sie ist mit ihren Tätigkeiten gewachsen, hat diplomatisches Geschick und Charme. Prof. Lauterbach könnte das Ministerium für Arbeit und Soziales übernehmen – und wir hätten eine kompetente Kollegin als Chefin im BMG.

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