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Wenn alles zusammenkommt ...

Autor: Dr. Frauke Gehring

„Wir haben eigentlich die nettesten Patienten, aber just in dieser Woche kamen auch die Schwierigen.“ „Wir haben eigentlich die nettesten Patienten, aber just in dieser Woche kamen auch die Schwierigen.“ © iStock/Valentyna Tymchenko; MT
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Kaputte Geräte, Praxisstress, Erkältung – manchmal scheint alles schief zu laufen. Wie eine kleine Geste diese Pechsträhne umdrehen kann, berichtet unsere Kolumnistin.

Es fing mit meinem Geschirrspüler an. Sein Gurgeln klang, als würde ein alter Bronchitiker um Luft ringen, und irgendwann gab er endgültig auf. Als Nächstes streikte die Waschmaschine, dann klingelte das Telefon. „Ich gebe meinen Betrieb auf“, erklärte mein Autohändler, der sich jahrelang um mein kleines Cabrio gekümmert hatte. „Mein Kollege wird das gern zukünftig tun und auch Ihr Hardtop aufbewahren.“ Der Kollege aber saß 30 km entfernt und ich wusste: Ein neues Auto war fällig, denn 30 Kilometer zur nächsten Vertragswerkstatt waren einfach zu weit.

In der Praxis begrüßte mich meine Mitarbeiterin mit der unschönen Nachricht, dass einer unserer Rechner in die ewigen Jagdgründe eingegangen war. „Warum steht dann ein Bildschirm im Labor?“, fragte ich misstrauisch. „Ach ja, der ist von einem anderen Computer und geht nicht mehr an“, bekam ich zur Antwort. „Das EKG war auch kaputt, aber zurzeit geht es wieder.“

Ich hätte gern geantwortet, aber das konnte ich nur schwer, da eine gemeine Virusinfektion mir nur noch ein heiseres Raunen erlaubte und mich ungefähr so klingen ließ wie mein Geschirrspüler. Es war Montag, der Start in die Urlaubswoche meiner Kollegin, die es (wie zwei andere Kollegen) zu vertreten galt. Wie die Woche aussah, kann sich jeder denken, der sich mal krank in die Praxis geschleppt hat.

Wir haben eigentlich die allernettesten Patienten und ich musste so oft „Danke sehr!“ auf ihre guten Wünsche zu meiner Genesung sagen, dass das meine Heiserkeit andauern ließ. Aber just in dieser Woche kamen auch die Kantigen, die Ungeduldigen und die Schwierigen. Meine Mitarbeiterinnen, ferienmäßig dezimiert, kämpften tapfer und freundlich. Ich wisperte, futterte Ibuprofen, inhalierte zwischendurch und kämpfte mit Telefonaten und schwerhörigen Patienten. Als ich Mittwoch nach Hause kam, tat mein privater Laptop seinen letzten Seufzer.

Freitag traf ich eine PTA aus der Apotheke unter der Praxis: „Oh“, meinte sie, „Sie hören sich ja schrecklich an!“ Ich widersprach: „Ich finde, das ist schon wieder ein Silberstimmchen. Sie hätten mich mal Montag hören sollen.“ Wir wünschten uns einen schönen Arbeitstag und ich freute mich, als ich diesen hinter mich gebracht hatte.

Erschöpft schloss ich mein Auto auf, als mir etwas Gelbes an der Windschutzscheibe ins Auge fiel: Eine Packung Kräuterbonbons klemmte hinter den Scheibenwischern! Ich war so gerührt, dass mir fast die Tränen kamen. War das eine Geschenk der freundlichen PTA? Ich wusste es nicht, aber fand die Geste so wunderbar, dass plötzlich alles leicht wurde. Der Erwerb neuer Geräte würde uns nicht ruinieren, und mich selbst das neue Auto auch nicht. Ich würde mich über den neuen Laptop freuen, weil der alte schon oft genug geklemmt hatte, und über ein Auto, in das ich bequemer würde einsteigen können. Für meinen kleinen Mazda hatte ich da schon mal einen Schuhlöffel gebraucht. Stimme und Lebensgeister würden zurückkehren, ebenso wie meine Kollegin, um den spätsommerlichen Patientenandrang zu versorgen.

Was ein Beutelchen Bonbons doch ausrichten kann! Ich stellte mir vor, wie man diese Erkenntnis im Alltag umsetzen könnte. Der gestressten Nachbarin einen Yoga-Tee an die Tür hängen, der alten Dame von gegenüber ein Fünferpack Mon Chéri, wenn sie wieder mal darunter litt, dass sie nichts von ihrer Familie hörte, der liebeskummerkranken Patientin einen Beutel mit Gummibärchen. Vorzugsweise in Form von Minions, die noch jeden zum Lachen gebracht haben. Kennen Sie nicht? Dann wird es Zeit für eine Glücks-Offensive!

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