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Wie kann die Schmerztherapie verbessert werden?

Gesundheitspolitik Autor: Cornelia Kolbeck

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„Jeder Mensch hat das Recht auf eine angemessene Schmerzbehandlung. Leider ist die Versorgungsrealität davon oftmals weit entfernt“, so Prof. Dr. Thomas Tölle, Präsident der Deutschen Schmerzgesellschaft, beim 1. Nationalen Schmerzforum.

Obwohl 4700 Ärzte die Zusatzweiterbildung "Spezielle Schmerztherapie" erworben haben und über 1000 Ärzte Schmerzkranken im Rahmen der Qualitätssicherungsvereinbarung schmerztherapeutische Betreuung bieten, bleiben viele Betroffene unterversorgt.

Mehr als 60 prominente Vertreter der maßgeblichen Verbände und Institutionen des deutschen Gesundheitswesens waren deshalb der Einladung der Deutschen Schmerzgesellschaft nach Berlin gefolgt.

Nach Angaben der Vizepräsidentin der Bundesärztekammer, Dr. Martina Wenker, sind hierzulande zehn Millionen Menschen durch chronische Schmerzen in ihrem Alltag beeinträchtigt. Ihr Leiden dauert im Durchschnitt bis zu sieben Jahre.

"Es gibt alles", sagte die Spezialistin für Lungentumoren, "die gemeinsame Herausforderung ist es, die richtige Therapie jederzeit für jeden Patienten an jedem Ort verfügbar zu machen."

Sie erinnerte an den Beschluss des Deutschen Ärztetages vom Mai zum erleichterten Zugang zur schmerzmedizinischen Versorgung.

Gefordert werden die Berücksichtigung schmerztherapeutischer Einrichtungen in der vertragsärztlichen Bedarfsplanung, eine intensivere Versorgungsforschung, eine verbesserte Akutschmerztherapie in den Kliniken sowie die weitere Stärkung schmerzmedizinischer Kompetenz in der Weiterbildung.

Kein Interesse am "Facharzt für Schmerzmedizin"

Eine Weiterbildungsmöglichkeit zum "Facharzt für Schmerzmedizin" lehnt die BÄK-Vizechefin ab. Sie spricht sich für eine "breite Kompetenz" aus durch eine konsequente Aus-, Weiter- und Fortbildung in Sachen Schmerz.

"Ein Facharzt für Schmerzmedizin ist kontraproduktiv", meinte auch Josef  Hecken, Vorsitzender des Gemeinsamen Bundesausschusses. Dadurch würde ein neuer Flaschenhals geschaffen.

Vonnöten sind Lotsen, die Menschen einer qualifizierten Schmerztherapie zuführen, so KBV-Chef Dr. Andreas Gassen. Die Chronifizierung von Schmerzen müsse konsequenter verhindert werden, indem "wir an die Ursachen gehen".

Es können Jahre vergehen, bis die richtige Therapie greift

Heike Norder vom Patientenverein SchmerzLOS verwies darauf, dass Patienten z.B. in Schleswig-Holstein teilweise bis zu einem Jahr auf einen Termin beim Schmerztherapeuten warten.

Würden Patienten von Facharzt zu Facharzt überwiesen, vergingen sogar zwei Jahre bis zur richtigen Schmerztherapie, sagte Hannelore Loskill, Bundesvize der BAG Selbsthilfe. "Ein bisschen Rücken und ASV reicht da nicht."

Gegen diesen Satz verwahrte sich G-BA-Chef Hecken ausdrücklich. Mit den geplanten DMP Rheumatoide Arthritis und Rückenschmerzen und der multimodalen Schmerzversorgung in der ambulanten spezialfachärztlichen Versorgung (ASV) würden 60 % der Schmerzpatienten erfasst.

"Viele Patienten kommen nicht über die hausärztliche Versorgung hinaus", kritisierte Ingo Kailuweit, der Vorstandsvorsitzende der KKH.

Die Gefahr chronischer Schmerzen früh erkennen

Das wollte der Bundesvorsitzende des Hausärzteverbandes, Ulrich Weigeldt, nicht so stehen lassen. Die interdisziplinäre Zusammenarbeit werde "immer besser".

Es gehe dabei aber nicht darum, möglichst viele Patienten in die ASV zu bringen, sondern frühzeitig zu identifizieren, wer in der Gefahr steht, einen chronischen Schmerz zu entwickeln. Strukturierte Behandlungsprogramme hält Weigeldt dabei für unerlässlich.

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