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ZI-Studie: Einzelkämpfer verdienten besser als kooperierende Hausärzte

Gesundheitspolitik Autor: Anke Thomas

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Weil die Honorarreform im Jahr 2009 nicht vollständig umgesetzt wurde, mussten Vertragsärzte in 2010 erneut wirtschaftliche Einbußen hinnehmen. Dieses Resümee zieht Dr. Andreas Köhler aus dem ZI-Praxis-Panel Jahresbericht 2012.

Positiv bewertet der ehemalige KBV-Chef, dass Ärzte wieder mehr investiert haben.

Die Niedergelassenen konnten 2010 zwar geringe Ertragszuwächse erzielen; aufgrund der höher liegenden Inflationsrate hätten Ärzte in 2010 am Ende doch Rückgänge beim Ertrag von real -0,4 % hinnehmen müssen, teilt das Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung (ZI) mit.

Diese Aussagen beruhen auf der Erhebung von wirtschaftlichen Daten, die ca. 5000 Praxen mit rund 6250 Ärzten bzw. deren Steuerberater beim ZI eingereicht haben. Die Analysen aus den betriebswirtschaftlichen Zahlen der Praxen durch das ZI erfolgen regelmäßig, um in den Honorarverhandlungen mit den Kassen harte Fakten auf den Tisch legen zu können.

Ärzte arbeiten im Schnitt für rund 30 Euro netto/Stunde

Laut ZI ist der Praxisumsatz zwischen 2008 und 2010 je Praxisinhaber im Mittel um 3,4 % (rund 8500 Euro) pro Jahr auf 267 700 Euro in 2010 gestiegen. Dabei sei der Löwenanteil des Zuwachses auf die Behandlung von Kassenpatienten zurückzuführen.

Abzüglich der durchschnittlichen Gesamtaufwendungen in Höhe von 127 700 Euro blieb den Ärzten im Schnitt noch ein Jahresüberschuss von 138 000 Euro.

Kassen würden jedoch mit einem deutlich höheren Jahresüberschuss des Statistischen Bundesamtes von 166 000 Euro argumentieren. Dabei wären in den Zahlen des Bundesamtes extrem umsatzstarke Praxen systematisch überrepräsentiert.

 

Vom genannten Jahresumsatz von 138 000 Euro müssen noch Altersvorsorge (18 283 Euro), Kranken- und Pflegeversicherung (7425 Euro) und Einkommenssteuer (43 584 Euro) abgezogen werden.

Netto bleibt dem Arzt demnach ein Einkommen von 68 708 Euro pro Jahr, rechnet das ZI vor. Das macht monatlich 5726 Euro netto bzw. bei einer 49-Stunden-Woche einen Stundenlohn von rund 30 Euro netto. Da die wöchentliche Arbeitszeit bei Allgemeinärzten mit 51 Stunden etwas höher als der Schnitt liegt, liegt deren Netto-Stundenlohn etwas niedriger.

Wie sich die Situation in hausärztlichen Einzel- und Gemeinschaftspraxen im Vergleich zu den Fachärzten darstellt, ist anhand der Tabelle ersichtlich. Die Gesamteinnahmen und der Jahresüberschuss liegen in hausärztlichen Gemeinschafts­praxen niedriger als in Einzelpraxen. Im fachärztlichen Bereich stellt sich die Situation genau umgekehrt dar bzw. die Kooperationen toppen die Einzelgänger.

Gemeinschaftspraxen investierten mehr in Technik

Die Betriebskosten sind zwischen den Jahren 2008 und 2010 um 4,7 % je Praxisinhaber gestiegen. Am stärksten schlugen dabei die Personalkosten (von 2008 bis 2010) mit +9,4 % zu Buche. Aber auch die Ausgaben für Versicherungen, Beiträge, Gebühren (+8,6 %) sowie Mieten/Nebenkosten (+6 %) sind angestiegen.

Material und Labor (-4,5 %), Abschreibungen (-2,4 %), Leasing und Mieten für Geräte (-5,7 %) sowie Fremdkapitalzinsen (-18,3 %) entwickelten sich hingegen rückläufig. 

Während Dr. Köhler nach der letzten ZI-Analyse noch darüber klagte, dass Ärzte kaum noch inves­tiert haben, zeigten sich in dieser Analyse zumindest Gemeinschafts­praxen anschaffungsfreudiger.

Die Abschreibungsraten, die ein Indiz für Investitionen sind, nahmen 2010 um 6,2 % im Vergleich zum Vorjahr zu. Inhaber von Einzelpraxen waren vorsichtiger und blieben mit ihrer Abschreibung auf Vorjahresniveau.

Dass ausgerechnet hausärztliche Gemeinschaftspraxen im Vergleich zu Hausärzten in Einzelpraxen betriebswirtschaftlich schlechter abgeschnitten haben, wird mit der größeren Investitionsfreudigkeit in Technik in Verbindung gebracht. Die Abrechnung von technischen Leistungen ist den Hausärzten im aktuellen EBM jedoch kaum möglich.

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