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Zitterpartie im Sommerloch

Aus der Redaktion Autor: Dr. Sascha Bock

© MT
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Trump, Kim oder Merkel: Wer in der Öffentlichkeit steht, macht sich automatisch angreifbar für öffentliche Meinungen – und Ferndiagnosen.

Ein großer Schritt für Trump, ein kleiner Schritt für die Menschheit. Nein, damit ist nicht das erste Mal gemeint, dass ein amtierender US-Präsident nordkoreanischen Boden betrat. Sondern ein Trend, in den sich Trump bereitwillig einreiht: Das Breittreten medizinischer Kleinigkeiten. Der Twitter-Diplomat mutierte nach dem Treffen nämlich zum Gesundheitsexperten. Seinem Kumpel Kim bescheinigte er, „very healthy“ auszusehen.

Prompt widersprach ein Arzt auf dem TV-Sender Fox News und stellt beim Diktator die Blick­diagnose Obesitas-Hypoventilationssyndrom. Und alle zogen mit: „Mediziner sorgt sich“ (stern.de), „Wie gesund ist der übergewichtige Raucher Kim wirklich?“ (RP Online). Vielleicht wollte Trump mit dem Tweet auch nur von seinem eigenen BMI ablenken, der im Februar die magische Grenze zur Adipositas Grad I passiert hat (welt.de). Oder er wollte die Zitterpartie um Angela Merkel, die Deutschland erstarren lässt, von den Titelblättern verdrängen.

Geht ernsthaft jemand davon aus, dass eine 64-Jährige (Merkel) und ein 73-Jähriger (Trump) frei von jeglichen gesundheitlichen Risikofaktoren sind? Gut, der 1984 geborene Kim sollte jetzt wirklich mal zum Check-up 35 gehen. Trotzdem: Diese Art der Tele(visions)medizin braucht niemand! Im medialen Sommerloch gibt es Interessanteres zu berichten. Der deutsche Hitzerekord von 40,3 °C wackelt schließlich.

Ein Kommentar von
Dr. Sascha Bock
Redakteur Medizin

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