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Bitte einen Pashtu-Dolmetscher zuschalten!

Gesundheitspolitik Autor: Antje Thiel, Foto: MLOVE

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Die Flüchtlinge, die derzeit nach Deutschland kommen, sprechen viele verschiedene Sprachen, Deutschkenntnisse haben die wenigsten. Wird ein Arzt benötigt, kann ein Videodolmetscher helfen.

Sie sprechen u.a. Arabisch, Persisch/Dari, Kurdisch, Albanisch, Tigrinya, Pashtu, Armenisch, Somali. Die Sprachbarriere erschwert auch die medizinische Versorgung in den Erstaufnahmeeinrichtungen, wo Ärzte derzeit i.d.R. nur mithilfe anwesender Dolmetscher mit ihren Patienten sprechen können.

Doch nicht immer sind die Dolmetscher in den erforderlichen Sprachen und ausreichender Zahl verfügbar – zudem wird ihr Einsatz auf Dauer auch sehr teuer.

Container mit Untersuchungsraum und IT

In Hamburg will man diesem Problem mit moderner Technologie begegnen. Dank einer Spende von 900 000 Euro der Dorit & Alexander Otto-Stiftung können in zehn Erstaufnahmeeinrichtungen künftig spezielle Container genutzt werden, die neben der medizinischen Grundausstattung über ein leistungsfähiges Video-Dolmetscher-System verfügen, das den Namen "Refugee First Response Center" trägt und von dem Unternehmen Cisco zusammen mit weiteren Firmen entwickelt wurde.

Die Container sehen von außen wie gewöhnliche Schiffscontainer aus. Sie enthalten aber neben einem voll ausgestatteten Untersuchungsraum mit Behandlungsliege, Medizinschrank und Wartebereich auch zwei Arbeitsplätze mit Netzwerk-PC und HD-Monitoren für die Video-Vernetzung. Bis zu 750 ausgebildete Dolmetscher stehen hier zur Verfügung. Ein weiterer Container wird als Wartezimmer genutzt.

Video-Dolmetscher können zugeschaltet werden

Die Dolmetscher der Firma SAVD Videodolmetschen sitzen in Europa verteilt an ihren Bildschirmen und können bei gängigeren Sprachen wie etwa Arabisch oder Persisch/Dari auf Knopfdruck zugeschaltet werden.

Bei anderen Sprachen kann der Arzt auf eine "Concierge" zurückgreifen, die im Netzwerk nach einem geeigneten, verfügbaren Dolmetscher sucht und dann i.d.R. binnen weniger Minuten den Kontakt herstellt. Der Dienst deckt 50 Sprachen ab.

Wie das funktioniert, zeigte Dr. Peter Merschwitz, Chef der SAVD, bei der Präsentation des Systems in Hamburg. Mit ein paar Klicks stellte er den Kontakt zu Hanin Turk her, leitende Dolmetscherin für Arabisch in Wien. Wie bei einem Skype-Telefonat erschien ihr Bild auf dem Monitor, rechts unten war das eigene per Video übertragene Bild zu sehen.

"Wir können so die Patienten in ihrer Muttersprache fragen, was ihnen fehlt, und ihre Antworten direkt an den Arzt übermitteln", sagte Turk. Für die Übersetzung fremdsprachiger Dokumente, etwa ausländischer Arztbriefe, lässt sich die Kamera gen Schreibtisch kippen und auf spiegelverkehrte Aufnahme schalten. "Dann kann ich dem Arzt sofort übersetzen, was in dem Arztbrief steht", sagte die Dolmetscherin.

Zum Schutz der Intimsphäre
 reicht die Audioübertragung

Die Kamera kann auch während der Untersuchung deaktiviert und die Übertragung auf den Audiokanal beschränkt werden. "Dann kann der Dolmetscher weiter übersetzen, doch die Intimsphäre des Patienten bleibt gewahrt", so Dr. Merschwitz. "Alle Daten werden über eine sichere Internetverbindung übertragen, außerdem wird das Gespräch mit dem Dolmetscher nicht aufgezeichnet."

Der erste Container, ein Prototyp, wird seit November 2015 in der Erstaufnahmeeinrichtung am Rugenbarg eingesetzt und im Rahmen der durch das Gesundheitsamt Altona organisierten allgemeinmedizinischen Sprechstunden genutzt. Ärzte des UKE behandeln hier rund 1400 Flüchtlinge.


Quelle: Medical-Tribune-Bericht

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