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Der Tele-Landarzt ist per Video zugeschaltet

e-Health , Telemedizin Autor: Ruth Bahners

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Alle reden von der Telemedizin. Für Landarzt Dr. Thomas Aßmann gehört sie zum Alltag. In einem bundesweiten Pilotprojekt setzt der Hausarzt den „digitalen Doktor“ ein. Die Patienten sind zufrieden.

Am 1. Oktober ging es los mit dem Projekt „Tele-Arzt“. Dr. Aßmann, Hausarzt in Lindlar im ländlichen Oberbergischen Kreis, hat dazu die TeleArzt-GmbH gegründet, eine Ko­operation zwischen Pro Versorgung, einer Tochter des Deutschen Haus­ärzteverbands, und dem Telemedizin-Dienstleister Vitaphone.

Doch beim lokalen Einsatz soll es nicht bleiben. Dr. Aßmann ist derzeit in „vielversprechenden“ Verhandlungen mit zwei großen überregionalen Kassen über einen Integrationsversorgungsvertrag für den flächendeckenden Einsatz in Nordrhein-Westfalen und Bayern, berichtet der Hausarzt Medical Tribune. Eine Erweiterung auf den „Tele-Arzt pro“ für Fachärzte sei auch schon in der Planung.

Das Projekt ist vor allem für die Betreuung chronisch kranker Patienten in unterversorgten ländlichen Gebieten interessant. Die Versorgungsassistentin (Verah) übernimmt die Hausbesuche bei diesen Patienten, untersucht, fragt nach und checkt die Vitaldaten. Die notwendigen Geräte hat sie im Rucksack: 3-Kanal-EKG, Pulsoximeter, Blutzuckermessgerät, Spirometer, Blutdruckmessgerät, Waage und ein Tablet zur Daten-Übertragung. Doch auch der Doktor ist immer dabei. Dr. Aßmann kann jederzeit über eine gesicherte Datenleitung zugeschaltet werden. Eine Kamera macht selbst eine Videokonferenz möglich und so kann der Arzt im Wohn­zimmer des Patienten „live“ dabei sein.

Ein typischer Fall: Ursula H., 65 Jahre, lebt eigenständig zu Hause. Sie ruft in der Praxis an, da sie erneut Kreislaufprobleme hat. Die Verah fährt mit ihrem Geräteset zu Frau H. nach Hause, um ihren Gesundheitszustand zu prüfen. Der Arzt kann aktuell auf die Vitaldaten zugreifen und sich mit der Mitarbeiterin über die Behandlungsoptionen abstimmen. Falls nötig, kann er sich über die Videofunktion direkt zuschalten.

Vorteil für den Arzt: Anstatt für Routine-Hausbesuche „stundenlang hinterm Steuer zu sitzen“, konzentriert er sich auf die Behandlung seiner Patienten. „Ärzte sollen nicht fürs Autofahren, sondern fürs Behandeln bezahlt werden“, meint der Lindlarer Hausarzt.

Alternatives Geräte-Set für Selbstmessung des Patienten

Vorteil für die Patienten: Sie können in ihrem häuslichen Umfeld betreut werden – von Praxismitarbeitern, die sie oft schon über Jahre kennen.

Nicht zuletzt werde auch die Berufszufriedenheit der Medizinischen Fachangestellten gesteigert, sagt Dr. Aßmann. „Und die Hausarztpraxis als zentraler Ort der Versorgung gestärkt.“

Als zweite Option hat der Kollege das Patienten-Set entwickelt. Dabei erhält der Patient ein an seine Erkrankung angepasstes Geräteset. Bei KHK-Patienten z.B. ein Blutdruckmessgerät, ein 3-Kanal-EKG und eine Waage sowie eine Übertragungseinheit mit entsprechender Software. Die Daten der täglichen Messungen werden an die Hausarztpraxis übertragen und stehen dort jederzeit zur Verfügung.

Alle Geräte für die Vitaldatensensorik, die Software sowie die Übertragungseinheit sind zertifizierte Medizinprodukte. „Bedenken wegen des Datenschutzes sind unbegründet“, so Dr. Aßmann. Die Daten der Patienten würden anonymisiert über eine sichere Datenleitung verschickt. Vitaphone speichere keine Daten. Dr. Aßmann betont auch, dass die Aufklärung des Patienten und eine schriftliche Freigabe durch den Patienten zwingend erforderlich sind.

Ersparnis durch vermiedene Notfalltransporte in die Klinik

Der Kollege ist überzeugt, dass sein Projekt gesundheitsökonomische Vorteile bietet. Nicht nur als Lösung für das Problem des Hausärztemangels. Es könne auch helfen, Kosten zu senken, z.B. durch die Vermeidung von Kranken­transporten und Klinikaufenthalten.

Werde bislang oft der Rettungswagen gerufen, wenn kein Arzt erreichbar sei, könnte dies durch die Vernetzung der Verah mit dem Hausarzt zumindest teilweise vermieden werden. „Würde jede Versorgungsassistentin nur einen einzigen Notfalltransport in die Klinik pro Monat verhindern, ließen sich bundesweit 84 Millionen Euro jährlich sparen“, rechnet Dr. Aßmann vor.

Die Patienten stehen dem Projekt aufgeschlossen gegenüber, sagt er. Sie fänden es „sehr gut“, wie eine Patientenbefragung gezeigt habe.

Inzwischen gibt es auch Unterstützung vonseiten der Politik. Dr. Aßmann berichtet, dass die Bayerische Staatsregierung über eine Förderung des Projekts nachdenkt.

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