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Notfall in der Praxis: Wir schaffen das!

Autor: Dr. Stefanie Kronenberger

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Ein Notfall kommt immer ungelegen. Um im Ernstfall Stress und Überforderung im Praxisteam zu vermeiden und den Betrieb nicht allzusehr aufzuhalten, sollten Sie Vorkehrungen treffen.

Eine Arztpraxis ist keine Intensivstation und muss nicht für alle Eventualitäten gerüstet sein. Die Prämisse lautet: „Nur das Nötigste vorhalten, aber alles Wichtige abdecken“, riet Dr. Maximilian von Au von der Anästhesiologischen Klinik am Universitätsklinikum Heidelberg.

Medikamente für den Notfallkoffer

  • Adrenalin: Reanimation, Anaphylaxie
  • Amiodaron, hat das Lidocain in der Reanimation abgelöst
  • Atropin Benzodiazepin, z.B. Midazolam
  • ASS/Heparin: bei Herzinfarkt
  • Nitrospray
  • Bronchdilatatoren, wie Salbutamol, Ipratropiumbromid (zur Inhalation)
  • H1/H2-Blocker, Kortison, z.B. 250 mg Methylprednisolon zur i.v. Gabe
  • Schmerzmittel, z.B. Metamizol; Opiate: bei akuten Schmerzen, ACS

Notfallmedikamente (siehe Kasten) und Materialien sollten am besten zusammen in einem Koffer aufbewahrt werden, riet der Anästhesist. Dann muss in der Aufregung niemand die Ampullen zusammensuchen. Wer diesen Notfallkoffer regelmäßig überprüft und neu bestückt, kennt sich im Ernstfall gut aus und kann die Medikamente ohne Verzögerung greifen.

Notfallmaterialien in einem Koffer

Zu den unverzichtbaren Materialien zählen laut Dr. von Au:
  • Absaugpumpe
  • Beatmungsbeutel, Sauerstoff, Gesichtsmaske mit Reservoir
  • Guedltubus (erleichtert die Maskenbeatmung), Larynxtubus (sichert die Sauerstoffversorgung, für Initialversorgung Alternative zur Intuba­tion), Magillzange und Laryngoskop (zum Entfernen etwaiger Fremdkörper), evtl. Endotrachealtuben
  • BZ-Messgerät
  • Pupillenleuchte
  • Material für einen venösen Zugang und Infusion
  • Stethoskop, Spritzen, Kanülen, Verbandszeug
  • Defibrillator (Halbautomat)

Regelmäßiges Proben eines Notfalls schafft Sicherheit

Ganz wichtig ist es im Vorfeld zu klären, wer im Akutfall für welche Aufgabe zuständig ist. Ein bis zwei Helferbleiben beim Arzt, während eine weitere Person den Hilferuf tätigt und die Logistik übernimmt. Regelmäßiges Proben verschiedener Notfälle schafft Sicherheit und gewährleistet im Ernstfall schnelles und stressarmes Handeln, so die Erfahrung des Experten. Als Erstes aber muss ein Notfall als solcher erkannt werden. Die MFA muss wissen: Nicht jeder Brustschmerz oder jede Atemnot ist lebensbedrohlich. Der Notfall ist definiert durch die (drohende) Störung der Vitalfunktionen Atmung, Kreislauf und Bewusstsein. Auch stärkste Schmerzen gehören in die Kategorie Notfall – durch die Therapie mit Opiaten wird der Patient überwachungspflichtig. Bis zum Eintreffen des Notarztes sollten die arterielle Sauerstoffsättigung, Blutdruck, Blutzucker und EKG kontrolliert und ein i.v. Zugang gelegt werden. Die Versorgung des Patienten erfolgt nach der ABC-Regel: Atmung, Bewusstsein, Circulation! Sind alle drei Faktoren in Ordnung, kann sich das Team selbst in einer dramatisch erscheinenden Situation ein wenig entspannen, so die Erfahrung des Referenten.

Bei raschem Behandlungsbedarf Rettungswagen rufen

Ist der Kranke in der Praxis bekannt, sucht der „Logistik-Beauftragte“ die Unterlagen für die Klinik zusammen. Denn frühere Untersuchungsbefunde, Entlassungsbriefe, die derzeitige Medikation, bekannte Allergien und eine eventuell vorliegende Patientenverfügung beeinflussen durchaus die weitere Behandlung in der Klinik. Wenn kein Notarzt zur Überwachung nötig ist, die Erkrankung aber eine rasche Behandlung erfordert, kann ein Rettungswagen angefordert werden. Dieser trifft in der Regel innerhalb von 10 bis 15 Minuten ein und gewährleistet einen unverzüglichen Krankentransport.

Quelle: 21. Heidelberger Tag der Allgemeinmedizin

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