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Online-Konsil ermöglicht schnelle Hilfe vom Spezialisten

Praxismanagement , Patientenmanagement Autor: Caroline Mayer, Foto: thinkstock

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Um die Versorgung von Kindern und Jugendlichen mit seltenen oder chronischen Erkrankungen, die auf dem Land wohnen, zu verbessern, hat der Berufsverband BVKJ das telemedizinische Expertenkonsil PädExpert entwickelt.

Die Idee: Hausärztlich tätige Pädiater sollen online über eine gesicherte Datenverbindung Spezialisten wie Kinderpneumologen, -endokrinologen oder -gastroenterologen konsultieren können, wenn sie bei der Diagnose oder Therapie eines schwierigen Falles unsicher sind. Die Experten antworten innerhalb von 24 Stunden ebenfalls online.

Nach einer bayernweiten mehrjährigen Testphase, in der das Projekt vom Bayerischen Gesundheitsministerium unterstützt wurde, steht PädExpert seit dem 1. Februar allen niedergelassenen Kinder- und Jugend­ärzten in Bayern zur Verfügung. Ab 1. Juli soll das Telemedizin-Konsil auch deutschlandweit eingesetzt werden können.

Gleiches Honorar für fragende wie antwortende Kollegen

Zum bayerischen Start von Päd­Expert können Versicherte der Barmer GEK an dem telemedizinischen Konsil teilnehmen. Mit zwei weiteren Kassen wird verhandelt. "Wenn wir die Verträge wie geplant in den nächsten Wochen unterzeichnen, werden wir etwa 70 % der bayerischen Kinder und Jugendlichen telemedizinisch versorgen können", sagt Dr. Martin Lang, BVKJ-Landesvorsitzender in Bayern.

Die Vergütung läuft extrabudgetär. Der anfragende Arzt erhält das gleiche Honorar wie der befragte Kollege: bis zu 40,80 Euro pro Fall und Quartal für eine telemedizinische Frage zur Diagnostik oder zur Behandlungsunterstützung.

In der Testphase zeigte sich, dass der Fragesteller sogar einen höheren Zeitaufwand hat als der Experte. Er muss das Einverständnis des Patienten einholen, gemeinsam mit diesem einen geeigneten Experten auswählen und eine Eingabemaske ausfüllen, in die er Daten zu Anamnese, Befund und Vorbehandlung einträgt und wo er seine konkrete Frage formuliert.

Das Programm können alle Mitglieder des BVKJ, die am Selektivvertrag der Barmer GEK teilnehmen, kostenlos von der Internetseite www.paedexpert.de herunterladen.

Derzeit werden Fragen zu zehn Indikationen zugelassen. Es handelt sich um seltene oder chronische Erkrankungen wie unklare Anämie, unklarer Gelenkschmerz, Zöliakie, instabiles Asthma bronchiale oder unklare Hauterkrankungen.

In 2 von 3 Fällen wurden Anfragen über telemedizinisches Konsil gelöst

Als Experte können im Barmer-GEK-Vertrag alle niedergelassenen pädiatrischen Spezialisten mit entsprechender Facharztbezeichnung bzw. Zusatzqualifikation teilnehmen. Bei den weiteren Verträgen ist auch die Teilnahme von ermächtigten Ärzten im Krankenhaus vorgesehen. Alle Experten sind im Fragebereich der Eingabemaske aufgelistet.

In der Testphase konnten die Anfragen in zwei von drei Fällen allein über das telemedizinische Konsil gelöst werden. Die Kinder und Jugendlichen mussten keinen Spezialisten aufsuchen. "Im Bedarfsfall ist eine persönliche Vorstellung beim Facharzt aber natürlich möglich und auch erwünscht", erklärt Dr. Lang.

Die Zeit bis zur Diagnosestellung verkürzt sich deutlich. Im Schnitt wurde die Diagnose dank PädExpert 16 Tage schneller gestellt als ohne Telemedizin, im Bereich der Hämatologie waren es sogar 30 Tage.

Wie Dr. Lang berichtet, waren in der Testphase dermatologische Fragestellungen "der Renner". Rheuma, Asthma und gastroenterologische Indikationen machten etwa 15 % der Anfragen aus, Anfragen zu Hyposensibilisierung und Kuhmilchintoleranz lagen bei etwas unter 10 %.

Das telemedizinische Projekt hat bereits verschiedene Juroren überzeugt. Im Jahr 2014 erhielt PädExpert den Bayerischen Gesundheitspreis in der Kategorie "Zukunft Telemedizin", beim MSD Gesundheitspreis 2015 kam das Projekt auf den zweiten Rang.


Quelle: Medical-Tribune-Recherche

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