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KV-WL: Vier Faktoren, die Fallwert- und Umsatzverluste begründen

Autor: Anke Thomas, Foto: Thinkstock

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538 bzw. 17 % der hausärztlichen Praxen in Westfalen-Lippe haben Verluste bei Fallwert und Umsatz hinnehmen müssen. Ursächlich dafür seien im Wesentlichen vier Faktoren gewesen, so Dr. Wolfgang-Axel Dryden, Chef der KV-WL.

Der eingeschlagene Weg beim EBM sollte weitergegangen werden, meinte Dr. Dryden, angesichts der Honorarergebnisse des vierten Quartals 2013. Der größte Teil der Hausärzte hätte Gewinne erzielen können.


In den von Verlusten betroffenen Hausarztpraxen, erklärte Dr. Dryden auf der Vertreterversammlung, zeigte sich folgendes Bild:
 

  1. Bei 242 Praxen lag der durchschnittliche Wert für die Nr. 03040 unter 11,50 Euro. Hier wurden in nennenswertem Umfang Ausschlussleistungen (Akupunktur etc.) erbracht, sodass kein Zusatz der Nr. 03040 erfolgte. Bei wenigen Praxen sei auch eine geringe Fallzahl (< 400) der Grund, bei der eine zehnprozentige Kürzung der Zusatzpauschale erfolgt.


  2. 191 der Praxen schöpften das Honorarvolumen nicht aus. Auf die Gesamtheit bezogen unterschritten 44 % der Hausärzte ihr verfügbares Regelleistungsvolumen.


    Für diesen Umstand gebe es zwei mögliche Erklärungen, sagte Dryden. Der hohe Pauschalisierungsgrad des EBMs lasse es nicht zu, die geleistete Arbeit abzubilden. Wenn dem so ist, sei es wichtig den eingeschlagenen Weg des EBM zu mehr Einzelleistung weiterzugehen.

    Oder aber die Ärzte hätten es aufgrund der Pauschalen verlernt, "unsere Tätigkeit in der Rechnungslegung so abzubilden, wie es jeder Handwerker tut".


  3. 308 Praxen hätten weniger als ein Drittel der möglichen Gesprächsleistungen abgerechnet. Das korreliere auch keineswegs mit der Praxisgröße, sondern dies sei sowohl in kleinen als auch sehr großen Praxen der Fall gewesen.

    Die betroffenen Hausärzte seien von der KV Westfalen-Lippe informiert worden, sodass sich die Frequenz der abgerechneten Gespräche innerhalb eines Quartales um 31,6 % erhöht habe. 


  4. In 321 Praxen mit Einbußen bei Honorar und Fallwert wurde eine 15 % niedrigere Punktzahlanforderung bei der Betreuung chronisch Kranker festgestellt. Dies sei tatsächlich ein Punkt, der auf den neuen Abrechnungsvorgaben des EBM beruhe, erklärte Dr. Dryden.


Aufgrund dieser Ergebnisse fordert die KV Westfalen-Lippe:

  •  Die Abrechnung der Versorgung chronisch Kranker muss vereinfacht werden.

  • Die Bewertung der beiden Chronikerkomplexe wurde vom Bewertungsausschuss zu niedrig angesetzt und muss angehoben werden.

    Dazu habe Regina Feldmann, Vizechefin der Kassenärztlichen Bundesvereinigung, bereits Gespräche mit den Spitzenverbänden der Kassen geführt, wonach folgender Kompromiss angedacht ist:


  • Die Nr. 03221 soll in einen Zuschlag zur Position 03220 umgewidmet werden. Damit entfalle die Notwendigkeit, die Nr. 03220 bei einem zweiten Arzt-Patienten-Kontakt zu streichen und durch die Nr. 03221 zu ersetzen.


  • Die Nr. 03221 soll finanziell auf 17 Euro aufgewertet werden.


Insgesamt zeigten sich die Ärzte in Westfalen-Lippe sehr zufrieden mit ihrer Honorarentwicklung. Bei einem westfälischen Hausarzt seien 2013 im Schnitt fünf Prozent mehr Honorar angekommen, so Dr. Gerhard Nordmann, Vizechef der KV Westfalen-Lippe.

Der durchschnittliche Umsatz eines Hausarztes sei im Vergleich zum Vorjahr von 207 471 auf 217 807 Euro angestiegen. Hier sei der Umsatz, der mit der hausarztzentrierten Versorgung erzielt werden konnte, nicht eingerechnet.

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