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Junge Mediziner wollen in den Beruf – aber ohne unternehmerisches Risiko

Niederlassung und Kooperation Autor: Maya Hüss

„Es wächst hier eine hoch motivierte und engagierte Ärzteschaft heran, die definitiv ärztlich arbeiten will.“
„Es wächst hier eine hoch motivierte und engagierte Ärzteschaft heran, die definitiv ärztlich arbeiten will.“ © Fotolia/s_l
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Wie lässt sich der ärztliche Nachwuchs für die Praxis gewinnen? Mit Geld allein jedenfalls nicht. Hinweise gibt die Landesärztekammer Hessen.

Ein Ergebnis der seit 2009 zweimal im Jahr durchgeführten Befragung unterstreicht Nina Walter, Leiterin der Stabsstelle Qualitätssicherung, Versorgungsmanagement und Gesundheitsökonomie der Landesärztekammer Hessen, besonders: „Es wächst hier eine hoch motivierte und engagierte Ärzteschaft heran, die definitiv ärztlich arbeiten will.“

Die meisten wollen Internist oder Chirurg werden

Für rund 40 % der Befragten ist das Angebot von Fort- und Weiterbildungen beim künftigen Arbeitgeber ebenso wichtig wie eine hohe Lebensqualität und die Einhaltung von Arbeitzeiten – und sogar noch wichtiger als eine gute Bezahlung und Wohnortnähe. „Schon bei der Suche in den Stellenanzeigen informieren sich die jungen Kollegen über Fort- und Weiterbildungs- angebote, darauf kann man als potenzieller Arbeitgeber gut Einfluss nehmen“, sagt Walter.

In der Studie, die mit rund 3500 Antworten in Kooperation mit dem Hessischen Landesprüfungsamt auf eine Rücklaufquote von 50 % kommt, wurden Studienabsolventen der drei hessischen Medizinfakultäten befragt, die sich unmittelbar nach Abschluss des Studiums befanden. „Aufgrund so einer Rücklaufquote können wir wertvolle Aussagen treffen, die sich auf ganz Deutschland übertragen lassen“, bemerkt die Ärztin. Seit fast zehn Jahren konstant sei die Wahl der Weiterbildungsfächer. So steht der Wunsch, später als Internist, Chirurg und Anästhesist tätig zu werden, auf den ersten drei Rängen. Für die Allgemeinmedizin interessieren sich auf Platz fünf 8 % der Absolventen.

Gut zwei Drittel der Befragten sind Frauen; nur ein Drittel Männer. Die Unterschiede der Geschlechter bei den Kritieren für die Wahl eines künftigen Arbeitgebers sind laut Walter „frappierend“. So ist den Frauen, wie in der Grafik abgebildet, eine „gute Bezahlung“ nicht ganz so wichtig wie ihren männlichen Kollegen. „Da müssen wir Frauen uns selbstbewusster positionieren“, sagt die Ärztin.

Sicherer Arbeitsplatz wird eigener Praxis vorgezogen

Fast ein Drittel der Männer wünscht sich schon zum Berufseinstieg gute Karrierechancen. Bei den Frauen sind es dagegen nur 15 %. Was die weiblichen Kollegen aber von ihrem künftigen Arbeitgeber erwarten, ist unter anderem die „betriebliche Kinderbetreuung“. Das scheint bei den Männern hingegen nicht ausschlaggebend zu sein.

Bei der Art der Beschäftigung, egal ob bei den Männern oder den Frauen, stationär oder ambulant, fällt Walter auf: „Zwar möchten die jungen Ärzte Verantwortung übernehmen, diese aber lieber gemeinsam in einem Team mit mindes­tens noch einem Praxispartner tragen.“ Der sichere Arbeitsplatz wird einer Einzelpraxis, die mit Schulden und einem hohen finanziellen Risiko in Verbindung gebracht wird, vorgezogen.

Für nächstes Jahr seien weitere Auswertungen geplant. Dabei sollen die Daten von Studenten im Erstsemester mit Daten der Absolventen verknüpft werden.

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