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Abgesichert und ortsunabhängig: Kommunizieren in Praxisnetzen

Praxismanagement , Praxis-IT Autor: Anouschka Wasner

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Datenschutz & Datensicherheit in der Arztpraxis (7). Geniale und intuitiv zugängliche Kommunikations-IT in der ÜBAG, mit hoher Ausfallsicherheit und ohne den Datenschutz aufs Spiel zu setzen – wie geht‘s?

Dr. Sabine Schmitt, wohnhaft in Frankfurt, 31 Jahre alt, liiert mit Max Müller, Rechtsanwalt in einer Frankfurter Kanzlei. Sie ist bestens ausgebildet und kann anpacken – ideale Voraussetzungen, um als Niedergelassene im hessischen Hinterland zu arbeiten. Die Chancen dafür? Gegen null. Ihr Lebenspartner ist an Frankfurt gebunden, Schule und Ausbildungsmöglichkeiten auf dem Land erscheinen nicht vielfältig, kulturelle Angebote spärlich. Und wer kann sich eine Mindestens-50-Stunden-Woche leisten ohne kochenden und Kinder hütenden Ehepartner?

Sechs Jahre später. Die Tochter von Dr. Schmitt geht in Frankfurt auf die gewünschte Schule, Max Müller ist weiterhin in seiner Kanzlei – und Sabine Schmitt arbeitet als Niedergelassene in einem kleinen Dorf in Mittelhessen. Denn: Dr. Schmitt ist mit 25 Stunden in einer ÜBAG angestellt.

Neben ihr gibt es weitere fünf Angestellte sowie drei federführende Ärzte. Sie haben sich konsequent aller technischen und organisatorischen Mittel bedient, um die Versorgung mit angestellten Teilzeitkräften optimal umzusetzen.

  • In jeder der fünf Praxen, deren Versorgung sich neun Ärzte teilen, gibt es das gleiche Praxis- und IT-System. Dr. Schmitt meldet sich immer nach dem gleichen Schema an, die Benutzeroberfläche sieht immer gleich aus und sie hat in jeder Praxis die gleichen Zugriffsrechte zu den für sie relevanten Daten – egal, ob sie sich in der Zentrale oder in einer der bis zu 30 Kilometer entfernten Satellitenpraxen befindet.

    Wie geht‘s? Die ÜBAG greift über eine Virtuelles Privates Netz auf einen Terminalserver in der zentralen Praxis zurück.

Remote Desktop Server

Präsentation von Maximilian Beckenbach, Senior Consultant Security, curaIT GmbH

  • In den Satellitenpraxen stehen nur noch Geräte „ohne eigene Intelligenz“, womit der Standort austauschbar wird – ein großer Vorteil gegenüber einer Vernetzung über ein reines VPN. Bei oft unzureichender Internetverbindung auf dem Land spricht für den Terminalserver außerdem die geringe benötigte Bandbreite, die geringeren Ladezeiten und die Sicherheit, dass bei Verbindungsunterbrechungen zwischen Zentrale und Satellitenpraxis keine Daten verloren gehen.

    Wichtig: Zur Sicherung der Arbeitsfähigkeit des Praxisnetzes muss die Zentrale des Netzes mit einer permanenten Standleitung (z.B. Synchrones DSL) mit dem Internet verbunden sein, da diese entscheidend mehr Stabilität und schnellere Entstörung garantiert. IT-Sicherheitsdienstleister Max Beckenbach: „Es wäre verantwortungslos, ein ganzes Praxisnetz von einer relativ instabilen temporären Einwahlverbindung abhängig zu machen, die Zentrale braucht einfach eine Standleitung. Und die Satellitenpraxen müssen einen Geschäftskundenanschluss haben, um eine feste IP-Adresse und bei Ausfall eine Reaktionszeit des Anbieters von acht Stunden zu bekommen.“

    Von den Angaben her kann die Verbindung über eine Standleitung langsamer erscheinen, für den Anwender entscheidend ist aber die technische Reaktionszeit der Leitung von unter 1 Millisekunde, die – gefühlt – das Arbeiten schneller macht als mit einer ADSL/VDSL-Leitung (VDSL > wikipediaADSL > wikipedia). Empfohlen wird zusätzlich ein WAAS, ein Wide Area Augmentation System, das die Anwendungsgeschwindigkeit erhöht und so die benötigte Bandbreite verringert.

  • Die Ärztin kennt alle MFA in der ÜBAG, denn diese rotieren genauso wie sie und ihre Kollegen. Will sie mit einem der Ärzte oder einer MFA kommunizieren, „weiß“ ihre Telefonanlage auch bei geänderten Belegungsplänen, wo sich die Person angemeldet hat.

    Wie geht‘s? Der flexible Einsatz der Ärzte wie auch der MFA wird über einen gemeinsamen Kalender gesteuert. Ein „Presence“-System (Telepresence > wikipedia) zeigt, wer Dienst hat, wo sich die Person befindet und ob sie telefoniert oder in einer Besprechung ist. Über weitere synchrone Kommunikationsdienste wie Jabber oder Lync (Was ist Jabber?) kann die Ärztin mit ihren Kollegen chatten bzw. Bilder oder Dokumente auf mehrere Bildschirme rufen, um sich dazu zu besprechen.

    Diese technischen Bedingungen sind Voraussetzungen für Telepresence (Telepresence > wikipedia) – eine Art der Videokonferenz, bei der die Gesprächsteilnehmer in Lebensgröße auf Full-HD-Displays dargestellt werden. Die dadurch entstehende sehr realitätsnahe Gesprächsatmosphäre macht ein vertrauensvolles Gespräch und damit eine Umsetzung von Telemedizin in letzter Konsequenz möglich.

  • Alle Telefonate werden in der zentralen Praxis entgegengenommen. Ist das Telefon dort besetzt, übernimmt eine andere Praxis die Gespräche und führt die Arbeitsabläufe durch. Die Satellitenpraxen sind also mit allen Funktionen ausgestattet, ohne dass diese vor Ort real vorhanden sein müssen. Und sie sind zu allen gängigen Zeiten erreichbar, trotz verkürzter Sprechzeiten. Abläufe wie etwa Terminvereinbarung oder Anfragenbearbeitung können von jeder Praxis abgearbeitet werden – es greift ja auch jeder auf das gleiche QM-System und auf die gleichen QM-Dokumente zurück und die Abläufe sind in allen Praxen gleich.

    Die Mobiltelefone der Ärzte sind in dieses System nahtlos integriert, jeder hat nur eine Telefonnummer für Handy und Festnetz. Smartphones werden somit quasi zu Mobilteilen der Festnetzanlage und können Exchange und Jabber genauso gut wie der Computer. Ankommende Faxe sowie Sprachnachrichten gehen als E-Mail direkt an den Adressaten – wo auch immer dieser sich gerade befindet. Es gibt also technisch gesehen keine Orte mehr und auch keinen Unterschied zwischen den Kommunikationsgeräten, sondern nur noch personenbezogene Benutzeraccounts.

    Eine Anmeldung über den gemeinsamen Benutzernamen „Praxis“ ist damit nicht nur unter Datenschutzaspekten ein No-go (Folge 1: Schutz der Patientendaten (1)), sondern würde dieses System ad absurdum führen.

    Wie gehts? Die technische Lösung liegt in der Einrichtung einer Unified Communication (> wikipedia), deren Aufgabe es ist, alle Kommunikationswege in ein einheitliches System zusammenzuführen. ITler Max Beckenbach erklärt, dass es sich bei einer solchen Unified-Communication-Lösung nicht um ein einzelnes Programm oder Gerät, sondern um eine Komplettlösung mit Hard- und Software handeln muss.

Borderless Unified Communication

Präsentation von Maximilian Beckenbach, Senior Consultant Security, curaIT GmbH

Was die Einrichtung einer Unified Communication betrifft, ist im Vorteil, wer bereits ein entsprechendes „borderless“ Netzwerk mit den nötigen Sicherheitsmaßnahmen eingerichtet hat und eine Groupware (Groupware > wikipedia) nutzt: Dann ist der technische Schritt zu einer Unified Communication sehr klein. Das heißt auch, dass Praxen, die noch am Anfang ihres Vernetzungsprozesses stehen, sich „anschleichen“ können, also erste Elemente einrichten können, ohne direkt die Komplettlösung umsetzen zu müssen. Da für den reibungslosen Betrieb einer Unified Communication die Netzwerk-Infrastruktur entscheidend ist, sollte man dieses Ziel möglichst früh ins Auge fassen.

Bei einer so umfassenden Lösung wie der Unified Communication ist Datenschutz natürlich extrem wichtig. Die Datenschutzmaßnahmen, die getroffen werden müssen, sind aber keine anderen, als sie auch für jede andere Praxis mit und ohne Onlineanbindung gelten (Folgen 1 bis 6: Dossier zur Datensicherheit in der Arztpraxis).

Der Pferdefuß? Schon bei der Vernetzung von diesen fünf Praxen kann von einem 5- bis 6-stelligen Betrag ausgegangen werden. Wer solche Pläne mit sich trägt, dem rät Praxisberater Jörg Hassenpflug: „Beanspruchen Sie Wirtschaftsförderungsmaßnahmen und treten Sie an die lokalen politischen Stellen heran!“.
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