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Ärztliche Telefonberatung statt persönlichen Patientenkontakts

Praxismanagement , Patientenmanagement Autor: Katja Ewers, Foto: thinkstock

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Mit dem Ausbau ihrer Patientenhotline MedCall will die KV Baden-Würt­temberg dazu beitragen, dass der Arzt erster Ansprechpartner der Patienten bleibt.

Laut „e-Patientenstudie 2014“ nutzen 40 Mio. Deutsche Gesundheitsportale im Internet oder Apps. „Die digitalisierte Medizin ist da“, mahnt KV-Chef Dr. Norbert Metke.

Die Menschen wünschten eine Ergänzung zum Arztkontakt; dem wolle die Kassenärztliche Vereinigung Rechnung tragen.

Der KV-Vorstand schlägt vor, den KV-eigenen Patienteninfoservice MedCall zu einem telefonischen ärztlichen Beratungsangebot, beispielsweise bei akuten Bagatell­erkrankungen, auszubauen und an die bestehende Terminservicestelle (TSS) anzugliedern.

Hierfür will die KV prüfen, ob Mittel aus dem Innovationsfonds beantragt werden können.Das heißt: Die Mitarbeiter der erweiterten TSS nehmen die Anrufe der Patienten entgegen, die ärztlichen Rückrufe könnten dezentral aus den Praxen erfolgen, erklärt KV-Vize Dr. Johannes Fechner.

Die Zeit drängt, denn in der benachbarten Schweiz betreibt seit 15 Jahren die private Schweizer Gesellschaft Medgate erfolgreich ein Telefonportal für ärztliche Beratung. Dieser Anbieter will auch auf dem deutschen Markt Fuß fassen.

Die KV befürchtet, dass andere kommerzielle Player wie etwa die Rhön-Kliniken oder Asklepios hier tätig werden und damit die Niedergelassenen keinen Anteil an diesem Zukunftsmarkt erhalten.

„Es ist fast schon zu spät, dass wir auf diesen Zug aufspringen“, meint Dr. Fechner. Was wird aus den Verdünnerscheinen? In jedem Fall lasse sich das Schweizer System Medgate nicht 1:1 auf Deutschland übertragen. Für eine solche Patientenberatung via Callcenter müssten „Felsbrocken“ aus dem Weg geräumt werden, so Dr. Fechner.

Davon sei das Fernbehandlungsverbot nur die kleinste Hürde. Viel schwerer wögen die Fragen der Finanzierung und Trägerschaft und vor allem die Auswirkungen aufs Honorar.

Wenn die Verdünnerscheine in der Praxis wegfielen, müsse gewährleistet sein, dass der Fallwert gleich bleibe. Als nächsten Schritt erstellt die KV eine Machbarkeitsstudie zur Steuerung der Patienten über ein Portal durch Niedergelassene.

Ergebnisse dazu will der Vorstand noch in dieser Legislaturperiode präsentieren, möglichst vor der Sommerpause. Die konkrete Einrichtung und der Ausbau des Angebots ist dagegen vorerst Zukunftsmusik.

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