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Fehlermanagement: Erste Ergebnisse zu CIRS in der Praxis veröffentlicht

Praxismanagement , Praxis-IT Autor: Cornelia Kolbeck

Workshops und E-Learning zeigen Erfolg beim Fehlermanagement. Workshops und E-Learning zeigen Erfolg beim Fehlermanagement. © stokkete – stock.adobe.com
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Das Meldesystem von kritischen Fehlern CIRS ist in vielen Kliniken Usus. Aus Fehlern wird zugleich gelernt. Ob auch Praxen zu überzeugen sind, ein solches System zu nutzen, prüft derzeit CIRSforte.

CIRSforte ist ein vom Innovationsfonds für drei Jahre (2017 bis 2020) unterstütztes Projekt, an dem u.a. die Techniker Krankenkasse, die Kassenärzt­liche Vereinigung Westfalen-Lippe (KVWL) und das Aktionsbündnis Patientensicherheit mitwirken. Ziel ist herauszufinden, was Praxen bisher daran hindert bzw. dazu motiviert, ein internes Fehlerberichts- und Lernsystem zu nutzen.

Unterstützung durch E-Mails, Workshops, Online-Module

184 Praxen und Praxisnetze aus ganz Deutschland sind am Projekt beteiligt, wie Dr. Beate Müller vom für die Evaluation zuständigen Institut für Allgemeinmedizin der Goethe-Universität Frankfurt berichtete. Geworben wurden diese u.a. mit dem Angebot, Prozesse optimieren und die Sicherheitskultur befördern zu können. Zudem gab es eine 400-Euro-Aufwandspauschale.

Den Praxisteams wurden dann im Rahmen einer anderthalbjährigen Interventionsphase jeweils ein Einführungsworkshop, vertiefende E-Learning-Module und Workshops vor Ort offeriert. Die Webseite cirsforte.de informierte zum Projekt, es gab eine Telefonhotline für Rückfragen sowie monatliche E-Mails zum Projektstand.

Die Endergebnisse von CIRSforte werden erst 2020 verfügbar sein. Die Auswertungen der Fragebögen und Interviews liegen jedoch bereits vor. „Ich finde ganz toll, dass es sowas gibt. Es hat bei mir das Fehlermanagement in der Praxis eingeführt“, heißt es in einem Bericht. Eine anderer Arzt bemerkt: „Ich habe für mich mitgenommen, noch viel weniger irgendwie Schuld zu suchen, sondern wirklich Abläufe zu analysieren.“ Und ein anderer berichtet, dass allein das Anlegen des „Fehlerpatienten“ schon Veränderungen brachte. Inzwischen sei dieser in „Patient Sicherheit“ umbenannt worden.

Zu Beginn der Interventionsphase waren in 45 % der Teilnehmerpraxen Fehlermeldesysteme vorhanden, am Ende bei 91 %. Die Fehlermeldungen erfolgten im Praxisverwaltungssystem, in dem ein als „Fehlerpatient“ oder wie auch immer bezeichneter virtueller Versicherter eingetragen wurde. 280 Fehlerberichte wurden aus 110 Praxen gemeldet – zunehmend ausführlicher, strukturierter und leserlicher, wie Dr. Müller erklärte.

Berichtet wurden u.a. ohne Unterschrift herausgegebene Rezepte, zu früh abgeschnittene Fadenenden, fehlende Abrechnungsziffern. In einem Fall war eine Patientin im Wartezimmer „vergessen“ worden, weil ihr Name nicht in der Computer-Wartezimmerliste vermerkt wurde. Erst nach zwei Stunden ist die Wartende per Zufall aufgefallen.

Auch Problemlösungen wurden beschrieben. „Das ist gelebtes Fehlermanagement“, betonte Dr. Müller. Wichtig sei, das gesamte Team mit einzubeziehen. Am Ende der Praxisphase thematisierten 95 % der Praxen ihre Fehler regelmäßig in Teambesprechungen. Zu Beginn waren es 83 % gewesen. „Fehlermanagement wird zum Selbstläufer, wenn es erst einmal gestartet ist“, zeigte sich die Wissenschaftlerin überzeugt. Vo­­­­rausgesetzt, es erfolge eine zentrale Koordination, z.B. durch die KBV.

Vertragsärzte sind seit 2004 gesetzlich zum einrichtungsinternen Qualitätsmanagement verpflichtet. In der Richtlinie des Gemeinsamen Bundesausschusses zum Qualitätsmanagement sind die Ziele, Grundsätze, Instrumente und der Zeitrahmen für eine Einführung und Weiterentwicklung festgelegt. Die KVWL hat hierzu vor Jahren in Zusammenarbeit mit anderen Akteuren Empfehlungen entwickelt, wie Berichts- und Lernsysteme erfolgreich zu nutzen sind.

Quelle: CIRSforte-Symposium II

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