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Hilfe bei ethischen Konflikten –?jetzt auch ambulant!

Praxismanagement , Patientenmanagement Autor: Michael Reischmann, Foto: fotolia

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Mit den Regionen Marburg und Frankfurt/Offenbach startet der Verein "Ambulante Ethikberatung Hessen" im Herbst.

Es werden insbesondere Konfliktfälle am Lebensende von Patienten sein, mit denen die 27 ehrenamtlichen und eigens dafür geschulten Ethikberater auf Wunsch von Beteiligten konfrontiert werden, schätzt Boris Knopf, geschäftsführender Teamleiter des Palliativteams Frankfurt und Verantwortlicher für die Modellregion Frankfurt/Offenbach.

Auch Uneinigkeiten bei der Behandlung oder in der Pflege werden zu besprechen sein. Oft besteht das Dilemma zwischen dem (Patienten-)Recht auf Selbstbestimmung und der Fürsorgepflicht von Betreuern und Leistungserbringern. Verkompliziert wird die Situation durch unklare Patientenverfügungen, widersprüchliche Auskünfte über den mutmaßlichen Willen eines nicht mehr entscheidungsfähigen Patienten oder wirtschaftliche Zwänge wie knapp kalkulierte Pflegezeiten.

Multiprofessionalität spricht für Neutralität der Beratung

Die zu zweit oder zu dritt mitwirkenden Ethikberater sind in der Moderatoren- und Protokollantenrolle. "Sie helfen Konflikte zu lösen, die Entscheidungsverantwortung bleibt beim Arzt", sagte die Ärztin Kornelia Hoppi Götze, Projektleiterin der Arbeitsgruppe "Ambulante Ethikberatung Marburg", anlässlich der Vereinsgründung in Frankfurt.

Es gibt bereits Projekte zur ambulanten Ethikberatung. Das Besondere in Hessen sei aber die Multiprofessionalität durch die Einbindung von Ärzten, Pflegern, Juristen, Betreuer und Theologen, so Götze. Die damit verbundene Neutralität sei wesentlich für das Vertrauen in die Beratung und deren Effektivität.

Ärztekammerchef Dr. Gottfried von Knoblauch zu Hatzbach, der zum Vereinsvorsitzenden gewählt wurde, weiß aus Gesprächen auf Bundesärztekammerebene, dass es schwierig ist, eine ambulante Ethikberatung zu etablieren. Das betrifft z.B. die Finanzen. Die Kammer könne den Verein nicht mit dem Geld ihrer Mitglieder finanzieren; auch gebe es keine öffentlichen Mittel. Also hofft der Internist auf Spenden.

Dokumentation der ethischen Abwägung

Die Landesärztekammer unterstützt den Verein allerdings organisatorisch, indem sie z.B. die Anrufe entgegennimmt. Die notierten Kontaktdaten werden an die lokale Gruppe weitergeleitet.

Diese nimmt innerhalb von 48 bis 72 Stunden Rücksprache mit den Anrufern und klärt – falls tatsächlich ein ethischer Konflikt und kein Fall für eine Familientherapie oder ein medizinisches Problem vorliegt –, 
wer zum Patienten geht und wer eingeladen werden muss (Haus- bzw. behandelnder Facharzt, Haupt-Pflegender, Bevollmächtigter/Betreuer, Angehörige, die für den Patienten wesentlich sind).

Götze vermutet, dass im ersten Jahr maximal zehn Beratungen und danach vielleicht 20 pro Jahr zu leisten sind. Für das Gespräch gibt es einen Bogen, der ein strukturiertes Vorgehen und das ethische Abwägen der Argumente ermöglicht. Die Protokolle sollen in die Patientenakten aufgenommen werden, damit nachlesbar ist, was beschlossen wurde.


Quelle: LÄK Hessen – Pressekonferenz

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