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Integration Geflüchteter: Ohne Gesundheitskarte geht's nicht

Speakers' Corner

Flüchtlinge können ohne Gesundheitskarte nicht integriert werden.
Flüchtlinge können ohne Gesundheitskarte nicht integriert werden. © Fotolia, Photocreo Bednarek
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Speakers' Corner: Eine gute Gesundheitsversorgung für Flüchtlinge scheint schier unmöglich, so Maria Klein-Schmeink, Sprecherin für Gesundheitspolitik der Bundestagsfraktion Bündnis 90/ Die Grünen. Die Große Koalition hat die Forderung nach einer flächendeckenden Gesundheitskarte abgelehnt und verhindert damit die bedarfsgerechte gesundheitliche Versorgung von Geflüchteten.

Erneut hat die Große Koalition in der letzten Woche die Chance vertan, eine gute Gesundheitsversorgung für Geflüchtete sicherzustellen. Es ist bedauerlich, dass Union und SPD im Bundestag die Forderungen meiner Fraktion nach einer flächendeckenden Gesundheitskarte und einer bedarfsgerechten gesundheitlichen Versorgung abgelehnt haben. Dabei ist Integration ohne gute Gesundheitsversorgung schlicht unmöglich. Nur wer physisch und psychisch gesund ist, hat die Kraft, eine neue Sprache zu lernen, Arbeit zu finden oder sich in der Schule zu konzentrieren und im Alltag zurechtzufinden. Doch Geflüchtete bekommen in Deutschland häufig nicht die medizinische und psychotherapeutische Behandlung, die sie brauchen.

Integration nur durch gute Gesundheitsversorgung möglich

Leistungseinschränkungen durch das Asylbewerberleistungsgesetz in den ersten 15 Aufenthaltsmonaten führen dazu, dass Erkrankungen verschleppt werden. Das vergrößert das Leid der Menschen und den späteren Behandlungsaufwand. Besonders dramatisch ist die Situation für traumatisierte Geflüchtete, die keinen Zugang zu psychosozialer und psychotherapeutischer Versorgung haben.

Wie es besser gehen kann, zeigen Bremen und Hamburg. Von Beginn an erhalten Geflüchtete dort eine Gesundheitskarte, damit sie im Krankheitsfall direkt zum Arzt können. Die jahrelangen Erfahrungen zeigen: Das nützt sowohl den Patienten als auch den Kommunen. Zwar sind mittlerweile einige Kommunen und Länder dem Beispiel gefolgt. Die Gesundheitsversorgung für Geflüchtete bleibt aber ein Flickenteppich mit häufig unzureichenden Leistungsstandards.

Bremen und Hamburg sind Vorreiter

Die Bundesregierung muss endlich die menschenunwürdigen Leistungseinschränkungen aufheben und die Gesundheitskarte flächendeckend einführen. Die Kosten dafür sollte der Bund tragen. Zudem muss er für ausreichend psychotherapeutische und psychosoziale Beratungs- und Behandlungsangebote sorgen. Damit Ärztinnen und Psychotherapeuten ihre Patienten angemessen behandeln können, muss der Bund außerdem die Finanzierung von Sprachmittlern übernehmen. Eine gute und diskriminierungsfreie Gesundheitsversorgung für Menschen, die Schutz vor Krieg und Verfolgung suchen, ist ein Gebot der Menschlichkeit.

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