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MDS rät von IGeL-Checks ab

Abrechnung und ärztliche Vergütung , Privatrechnung Autor: Michael Reischmann

Keine Früherkennung mit Spirometer und EKG. Keine Früherkennung mit Spirometer und EKG. © fotolia/blackday
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Seit fünf Jahren betreibt der Medizinische Dienst des GKV-Spitzenverbandes (MDS) die "evidenzbasierte" Prüfplattform IGeL-Monitor. Unter den 45 Analysen ist kein klar positives Urteil zu finden. Jetzt kassierten der sog. Lungencheck und das EKG zur KHK-Früherkennung ein "tendenziell negativ".

Menschen ohne Atembeschwerden sollten sich die 25 bis 50 Euro für einen "Lungenfunktions-Check" sparen, meinen die für den IGeL-Monitor tätigen Wissenschaftlerinnen. Dass Raucher besser auf Zigaretten verzichten sollten, wüssten diese auch ohne die Untersuchung.

Für den IGeL-Monitor wurden vier internationale, hochwertige Leitlinien medizinischer Fachgesellschaften angeschaut. Keine empfahl die Spirometrie zur Früherkennung – oder es wurde sogar davon abgeraten. Auch die Autoren zweier Übersichtsarbeiten hatten vergeblich nach hochwertigen Einzelstudien zu Nutzen und Schaden des Lungenchecks gesucht. Ein Nutzen sei auch nicht zu erwarten, äußert sich der MDS in einer Pressemitteilung, da mit der Spirometrie bei beschwerdefreien Menschen meist nur eine milde oder wenig gravierende Lungenerkrankung erkannt werden könne. Diese dann medikamentös zu behandeln, sei "wenig effektiv".

Gefahr durch Übertherapien und falsche Befunde

Auch das zwischen 20 und 75 Euro teure Vorsorge-EKG bewertet der IGeL-Monitor als "tendenziell negativ". Die Suche nach wissenschaft­lichen Studien, ob das EKG Menschen ohne Beschwerden davor bewahren kann, irgendwann einen Herzinfarkt oder eine andere Herzkrankheit zu bekommen und daran zu sterben, blieb ohne Erfolg. Somit fehlten Hinweise auf einen Nutzen. Es seien aber Schäden durch unnötige Abklärungsuntersuchungen und unnötige Behandlungen möglich.

"Auch wenn Früherkennungsuntersuchungen meist sehr positiv von Patienten und Ärzten gesehen werden – sie sind nicht per se nützlich. Sie können schaden – durch Übertherapien, Überdiagnosen, Belastung durch Tests oder auch dadurch, dass sie dem Patienten eine falsche Sicherheit vorgaukeln", warnt Dr. Michaela Eikermann, Leiterin des Bereichs "Evidenzbasierte Medizin" beim MDS. Zahlreiche Früherkennungsuntersuchungen, die oftmals als zusätzliche IGeL beim Check-up 35 verkauft würden, müssten daher kritisch betrachtet werden.

Quelle: www.igel-monitor.de

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