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Mit Leserbriefen im Gespräch bleiben

Praxismanagement , Team Autor: Michael Reischmann, Foto: MT

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Die Allgemeinärzte Dr. Christoph Gepp und Dr. Thomas Ems geben Tipps für ein überzeugendes Praxis-Image.

"Das Internet ist heutzutage das A und O", sagt Dr. Gepp. Als er vor vielen Jahren in Darmstadt seine Privatpraxis aufmachte, setzte er noch auf die "gelben Seiten" und eine Vortragstournee durch die Volkshochschulen. Den Aufwand kann man sich heute sparen, meint er.

Wichtiger sei z.B. eine "schöne professionelle Homepage". Ein Grafiker nehme dafür vielleicht 5000 bis 6000 Euro – aber das lohne sich auf Jahre, so Dr. Gepp. Die Hilfe eines Webprofis sei auch wichtig, um sich keine Abmahnung wegen rechtlicher Verstöße einzufangen, ergänzt Dr. Ems aus Köln.

Patienten zur Praxisbewertung ermuntern

"Bewertungsportale haben an Wichtigkeit gewonnen", meint Dr. Gepp. Die Patienten schauen nach den Beurteilungen. Für einen Privatpraxisanfänger sei es deshalb sinnvoll, bei einem großen Portalanbieter ein "Bonuspaket" zu kaufen, um dort die Praxis gut zu präsentieren.

Dr. Gepp bittet seine Patienten, die Praxis auf Jameda oder Google+ zu bewerten. Einmal habe er eine schlechte Bewertung kassiert, zu der er dann einen Kommentar verfasste. Ganz zeitgemäß wäre es, dem Patienten einen Tablet in die Hand zu drücken, damit er noch in der Praxis seine Eindrücke online kundtut.

Visitenkarten werden von Patienten weitergegeben

Auch eine im Wartezimmer zum Mitnehmen ausgelegte Praxisbroschüre, die nicht aufdringlich werbend das Leistungsspektrum aufzeigt, ist wichtig. Alternativen sind Wartezimmerplakate oder dem Patienten überreichte Visitenkarten. Letztere werden durchaus als Empfehlungen weitergegeben, sagt Dr. Ems. Dr. Gepp setzt solche Kärtchen als Terminnotizen für die Patienten ein – von den Terminzetteln der Pharmafirmen hält er nichts.

Praxisauflösungen bieten Gelegenheit für Schnäppchen

Auf Stil legen die beiden Kollegen auch bei der Praxisausstattung Wert. Diese muss "edel, aber nicht teuer" wirken, erklärt Dr. Gepp. Also weder Antiquitäten noch Flohmarktmöbel.

"Trennen Sie sich vom Schrott der Altpraxis", betont der Allgemeinarzt für den Fall einer Praxisübernahme. Das gilt auch für Medizingeräte. Praxiseinsteigern, die anfangs vorsichtig investieren müssen, rät er, sich nach Praxisauflösungen umzuschauen. Da seien Schnäppchen möglich.

Für etwa 1500 Euro bekomme man von einem Innenarchitekten einen Praxisplan, bei dem man später sage: "Wow, so muss man es stellen."

Und wo sollte man eine Privatpraxis eröffnen? Dr. Gepp entschied sich für Darmstadt als Verwaltungszentrum und Sitz der Telekom. Damit ist er gut gefahren. Damals gab es allerdings noch weniger Konkurrenz.

Als Standortfaktoren neben den Wünschen des Lebenspartners und genügend Privatpatienten im Einzugsgebiet gelten Parkplätze, Öffentlicher Personennahverkehr, nahe Einkaufsmöglichkeiten samt Apotheke. Das Internet kann hier als Informationsquelle dienen, aber auch eine Anfrage beim PBV, der Mitglieder als Ansprechpartner benennen kann.

Durch Präsenz und Kompetenz überzeugen

Um bekannt zu werden und präsent zu bleiben, bietet sich die Zusammenarbeit mit der Lokalzeitung an, empfiehlt Dr. Gepp. Die Redaktionen seien dankbar für kos­tenfreie, neutrale Stellungnahmen sowie Texte zu medizinischen Sachverhalten. Leserbriefe des Arztes, die medizinische Unrichtigkeiten in der Berichterstattung geraderücken, werden ebenfalls von den Patienten beachtet, hat er festgestellt.

Professionelle Kommunikation erwarten Dr. Gepp und Dr. Ems auch von ihrem Praxisteam. Auskünfte am Telefon wie "Wissen Sie, dass wir keine Kassen haben!" gehen gar nicht. Die MFAs haben sich auch mit "Privatpraxis" zu melden.

Ruft ein gesetzlich Versicherter an, der zunächst wissen will, was ihn als Selbstzahler ein Besuch kos­ten könnte, heißt es: "Rund 30 Euro (Erstgespräch und Untersuchung; Nrn. 3 und 5 GOÄ); Weiteres wissen wir erst, wenn Dr. Gepp Sie angeschaut hat."

Dr. Ems macht es ähnlich. Bei ihm lautet die Auskunft "etwa 50 Euro" – und dann freuen sich die Patienten, wenn sie eine Rechnung über nur 30 Euro bekommen, erzählt der Kollege.

Bei der Abrechnung nicht gleich ans Limit gehen

Dr. Gepp rät unbedingt zu einer "Abrechnung mit Augenmaß": Die Summe sollte den erbrachten Leistungen entsprechen. Trickserei lohne sich nicht. "Alle Privatpatienten gucken sich die Rechnung an." Darum auch nicht gleich alle möglichen Therapieansätze wählen, sondern schrittweise vorgehen, sagt Dr. Gepp: Mit dem erfolgversprechendsten anfangen. Hilft der nicht, es mit dem nächsten versuchen usw.

Aufmerksamkeit und Erreichbarkeit sind wichtige Faktoren

Wichtig sei es, sich Zeit zu nehmen, um dem Patienten zuzuhören, und nur die Dinge zu tun, von denen man selbst überzeugt ist, sagt der Kollege mit Blick auf IGeL.

Beide Ärzte setzen bei (GKV-)Selbstzahlerpatienten einen niedrigeren GOÄ-Steigerungssatz an als bei Privatpatienten. Schließlich sparten Letztere ja schon beim Beitrag durch vereinbarte Selbstbehalte.

Erreichbarkeit ist den Privat­ärzten wichtig. Dr. Ems gibt allen Patienten seine Handynummer. Schlechte Erfahrungen hat er damit nicht gemacht; pro Woche komme es zu vier bis fünf Telefonaten. E-Mails für Rezeptbestellungen sind möglich. Von einem elektronischen Terminkalender sieht er ab, das könnte mit den sechs Ärzten in seinem Zentrum schwierig werden.


Quelle: Privatärztlicher Bundesverband (PBV) – Tag der Privatmedizin

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