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Mitarbeiter mit Suchtproblemen frühzeitig ansprechen und Hilfe anbieten

Praxismanagement , Team Autor: Cornelia Kolbeck

Laut Studie der DAK pflegt jeder zehnte Arbeitnehmer in Deutschland einen riskanten Alkoholkonsum. Laut Studie der DAK pflegt jeder zehnte Arbeitnehmer in Deutschland einen riskanten Alkoholkonsum. © iStock/Tero Vesalainen
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Wenn Mitarbeiter im Job trinken, rauchen oder zocken, kommt das dem Arbeitgeber teuer zu stehen. Allein Rauchen verursacht Ausfallkosten von 56 Mrd. Euro jährlich, sagt die Drogenbeauftragte der Bundesregierung Marlene Mortler.

Sucht betrifft alle Bereiche unseres Lebens und damit auch stark das Berufsleben“, betonte Mortler anlässlich der Vorstellung des DAK-Gesundheitsreports 2019. Beispielsweise rauche jeder vierte Beschäftigte täglich, 81 % von ihnen in den Arbeitspausen. 45 % tun dies auch während der Arbeitszeit.

Arbeitgeber sollten deshalb ihrer Fürsorgepflicht gerecht werden und Mitarbeiter frühzeitig ansprechen und Hilfe anbieten. „Es darf kein Tabu sein, über Sucht zu sprechen“, so Mortler. Eine Frau habe ihr z.B. berichtet, dass sie acht Jahre lang im Job getrunken habe, aber nur einmal darauf angesprochen worden sei.

Andreas Storm, Vorstandschef DAK-Gesundheit, hält eine breite gesellschaftliche Debatte zur Suchtproblematik für notwendig, denn „Sucht ist eine Krankheit, die jeden treffen kann.“ Er zeigte sich zugleich zufrieden über den bereits wirksamen Mix aus ordnungspolitischen Eingriffen, Aufklärung und gezielten Präventionsangeboten. So sei durch das Bundesnichtrauchergesetz die Zahl der Raucher stark zurückgegangen, bei den 18- bis 25-Jährigen um mehr als ein Drittel.

Das sogenannte „Dampfen“ mit E-Zigaretten sei im Blick zu behalten, warnte Storm, denn dies führe „in die Abhängigkeit, genau wie bei herkömmlichen Zigaretten“. 4,8 % der Beschäftigten „dampfen“, 85 % konsumieren dabei auch Nikotin. Die DAK drängt deshalb auf ein umfassendes Werbeverbot für Tabak, Zigaretten und für E-Zigaretten, wie es auch die Fachgesellschaft für Lungenärzte mit Hinweis auf die Gesundheitsrisiken fordert. Mortler verwies hier auf einen Gesetzesvorschlag des ehemaligen Bundesministers für Ernährung und Landwirtschaft Christian Schmidt. Es sei gut, wenn man diesen 1:1 übernehmen würde. Eine starke Tabak-Lobby nannte Mortler als Grund dafür, dass das Gesetz nicht kam.

„Gott sei Dank, sind wir inzwischen in Bewegung“, so die Drogenbeauftragte. Der Versorgungsreport könne dazu beitragen, dass es zum Verbot komme. Die DAK hat bereits diverse Kampagnen gegen Süchte auf den Weg gebracht. Aktuell ist das Präventionsangebot „Vorvida“. Diese App hilft dabei, den Alkoholkonsum zu reduzieren.

Dass eine Reduktion notwendig ist, belegte Hans-Dieter Nolting vom IGES-Institut anhand von Zahlen aus dem DAK-Gesundheitsreport. Seinen Ausführungen zufolge trinken 80 % der Beschäftigten Alkohol. Der Großteil der direkten Krankmeldungen bei Suchtproblemen geht auf Alkohol zurück (74 %). Jeder neunte Arbeitnehmer mit riskantem Trinkverhalten gibt an, in den letzten drei Monaten wegen Alkohol abgelenkt zu sein oder unkonzentriert gearbeitet zu haben.

Spielsucht verursacht Arbeitsausfälle

Der Gesundheitsreport betrachtet neben Alkoholmissbrauch und Rauchen auch das Spielen am Arbeitsplatz – an PC, Handy und Tablet. 2,6 Mio. Beschäftigte sind demnach von einer „Internet Gaming Disorder“ bedroht. Jeder Vierte von ihnen spielt auch während der Arbeitszeit. Jeder dritte Arbeitnehmer mit Spielsuchtverhalten war in den letzten drei Monaten bei der Arbeit abgelenkt oder unkonzentriert. Und auch die Spielsucht verursacht Arbeitsausfälle: 9,7 % der süchtigen Beschäftigten legten dem Arbeitgeber eine oder mehrere Krankmeldungen innerhalb des vergangenen Jahres vor.

Quelle: DAK-Pressekonferenz

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