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Neurologe kommt wegen fingierter Krankengeschichten jetzt vor Gericht

Gesundheitspolitik Autor: Ruth Bahners

Serienmäßiger Betrug zum Erschleichen von Frührenten. Serienmäßiger Betrug zum Erschleichen von Frührenten. © fotolia/Cherries
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Wegen gewerbs- und bandenmäßigen Betrugs muss sich der Bochumer Neurologe Theodor S. vor dem Landgericht Bochum verantworten. Er soll Arbeitnehmern zu einer ungerechtfertigten Frühverrentung verholfen haben. In weiteren 600 Fällen soll ein anderer Arzt ebenfalls die Rentenversicherung betrogen haben.

Der Bochumer Neurologe soll mit betrügerischen Frühverrentungen ein regelrechtes Geschäft aufgezogen haben. Drei sog. Vermittler sollen ihm "Kunden", vornehmlich türkischer Abstammung, zugeführt und dabei auch als Dolmetscher fungiert haben.

Für jeden gefälschten Fall 
7000 Euro schwarz kassiert

Für diese Kunden hat der Arzt angeblich ganze Krankengeschichten gefälscht. Er stellte Arbeitsunfähigkeitsbescheinigungen aus, verordnete Psychopharmaka und nahm Krankenhauseinweisungen vor, um mit den erfundenen Krankengeschichten plausible Gründe für eine Frühverrentung zu schaffen, so der Vorwurf der Staatsanwaltschaft Bochum.

Für diese "Dienstleistungen" soll der 66-Jährige 7000 Euro je Fall kassiert haben bzw. insgesamt rund 160 000 Euro – unversteuert. 27 ausermittelte Fälle werden zur Anklage kommen. Davon sollen zehn tatsächlich zu einer Verrentung geführt haben. Der Schaden für die Rentenversicherung wird mit 320 000 Euro angegeben, der Schaden der Krankenkassen ist noch nicht beziffert.

Die zuständige Bezirksregierung Arnsberg hat die Approbation des angeklagten Neurologen für die Dauer des Verfahrens ruhend gestellt. Gegen die falschen Frührentner ermittelt die Staatsanwaltschaft ebenfalls wegen Betrugs. Bei einer Verurteilung müssen sie die zu Unrecht erhaltenen Renten zurückzahlen.

Rentenversicherung hat 
noch eine Anzeige erstattet

Der Betrug durch den Neurologen in Bochum scheint kein Einzelfall zu sein. Wie der Sprecher der Deutschen Rentenversicherung Westfalen, Marcus Kloppenborg, erklärte, ist die Rentenversicherung durch "verschärfte Prüfmechanismen" weiteren 600 Fällen auf die Spur gekommen; sie hat gegen einen weiteren Arzt Anzeige erstattet.

Wie die Rentenversicherung vorgegangen ist, wollte sie aus ermittlungstechnischen Gründen nicht sagen. Ein Aufgreifkriterium soll die Entfernung zwischen dem Wohnsitz des vermeintlichen Rentners und dem Arzt gewesen sein. Im Bochumer Fall sollen es bis zu 130 Kilometer gewesen sein. Ob es sich um eine Bande von Betrügern handelt, konnte der Sprecher nicht sagen. Auch die Schadenssumme lasse sich noch nicht beziffern.

Quelle: Medical-Tribune-Bericht

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