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Telemedizin - Frühe Diagnose an Augen retten Hypertoniker

Autor: Dr. Carola Gessner, Foto: Prof. Dr. Georg Michelson, Erlangen

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Die retinale Gefäßdiagnostik wird mittels Telemedizin noch leichter, sie kann in jeder Hausarztpraxis angewendet werden und die Blutdruckeinstellung bei Hypertonikern erleichtern.

Neuartige Augendiagnostik könnte künftig die Hypertoniker-Betreuung erleichtern. Mit der telemedizinischen Untersuchungstechnik „Talking Eyes“ wurden bereits bei Tausenden Patienten die Netzhautgefäße fachkundig beurteilt – ohne dass diese je eine Augenarztpraxis betraten.

Den schlecht eingestellten Hypertoniker früh erkennen 

Die tele-augenärztliche Befundung verbessert die antihypertensive Therapie und hilft dabei, schlecht eingestellte Hypertoniker früh zu erkennen, unterstrich Professor Dr. Georg Michelson von der Augenklinik der Universität Erlangen-Nürnberg auf dem 35. Wissenschaftlichen Kongress der Deutschen Hochdruckliga.


Veränderungen der kleinen Netzhautgefäße treten bereits früh im Verlauf der Bluthochdruckerkrankung auf und mit ihnen lässt sich sogar bei Nicht-Hypertonikern die Entwicklung einer arteriellen Hypertonie vorhersagen. Retinale Mikroangiopathien stellen zudem einen unabhängigen Risikofaktor für Herzinfarkt und Schlaganfall dar.


Die Retinagefäße zu befunden und zu dokumentieren, bildet daher ein wichtiges Werkzeug für die Gefäßrisikoeinschätzung. Nützlich dabei sind neue Untersuchungstechniken wie die Laser-Doppler-Flowmetrie, die die Gefäße in höchster Auflösung darstellt. Sie erlaubt es, den Kapillarfluss zu beurteilen sowie Veränderungen der Gefäßwände – z.B. nach Medikamentengabe.

Laser-Doppler-Flowmetrie


Die Laser-Doppler-Flowmetrie-Bilder werden aus Streifen zusammengesetzt. So erscheint hier ein Bild
der normalen Papille (links) und der arteriellen Okklusion (rechts)



Abb.: Prof. Dr. Georg Michelson, Erlangen

Telemedizin erspart Augenarzt-Besuch

Selbst die endotheliale Funktion der Netzhautgefäße lässt sich mittlerweile beurteilen: Durch Flickerlicht wird im Patientenauge eine Vasodilatation provoziert, deren Ausmaß man mithilfe des Kapillarflusses misst. Doch was haben Sie als Hausarzt von der neuen ausgefeilten Augendiagnostik? In Sachen Praxisrelevanz zauberte der Ophthalmologe schließlich seinen Joker aus dem Ärmel: Die telemedizinische Befundung.


Bislang spiegelten Allgemeinärzte, Internisten und Neurologen die Augenhintergründe ihrer Hypertonus-Patienten selbst, doch jetzt lässt sich mithilfe der digitalen Fundusfotografie und computer-assistierten Bildanalyse das Vorliegen bzw. Stadium der Mikroangiopathie mühelos von fern beurteilen.

Fundus knipsen ohne Weittropfen

„Muss ich dazu meinen Patienten weittropfen?“, wollte ein Kollege aus dem Auditorium wissen. Nicht nötig, so die Antwort, und Sie müssen die sogenannte nicht mydriatische Fundus-Kamera noch nicht einmal selbst bedienen. „Das macht Ihre Assistentin, sie schickt das Bild an mich und innerhalb von drei bis vier Tagen haben Sie den Befund“, so Prof. Michelson.


Dass man mit einer adäquaten Hochdrucktherapie auch die Zustände im Auge bessern und den Sehkraftverlust aufhalten kann, zeigen große klinische Fallserien, so der Experte. Mit der Normalisierung der Blutdruckwerte beobachtet man auch eine Regression der retinalen Mikroangiopathien.

Alle Hypertoniker zum Retinopathie-Check

Auch das zunehmend große Kollektiv der jüngeren Hypertoniker wird wohl von den neuen diagnostischen Möglichkeiten profitieren, äußerte Professor Dr. Burkhard Weisser vom Institut für Sport und Sportwissenschaften der Universität Kiel. Mittlerweile weiß man, dass schon bei Kindern retinale Gefäßveränderungen auftreten. Hier könnte die genaue Befundung dazu beitragen, die richtigen Blutdruck-Grenzwerte für die pädiatrischen Patienten festzulegen.


Fazit für die hausärztliche Praxis: Jeder Hypertoniker sollte augenärztlich untersucht werden, um eine Retinopathie zu suchen und ggf. durch verbesserte Hochdrucktherapie zu stoppen. Bei Borderline-Hypertonikern könnte das „sprechende Auge“ eventuell therapeutische Konsequenzen haben: Sollten die Netzhautgefäße bereits in Mitleidenschaft gezogen sein, plädiert Prof. Michelson für den Startschuss zur antihypertensiven Therapie.

Quelle: 35. Wissenschaftlichen Kongress der Deutschen Hochdruckliga

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