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Nach Zusammentreffen mit tollwutverdächtigem Tier rigoros impfen!

Autor: Simone Reisdorf

Bei Bissen oder Kratzern muss man schnell handeln. Bei Bissen oder Kratzern muss man schnell handeln. © Tobias Arhelger – stock.adobe.com
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Eine aktuelle Übersichtsarbeit erinnert daran: Bricht die Tollwut bei einem Menschen aus, so endet sie immer tödlich. Deshalb soll nach dem Zusammentreffen mit tollwutverdächtigen Tieren zeitnah immunisiert werden, dies gilt auch für Säuglinge und Schwangere.

Tollwut ist weltweit verbreitet, insbesondere in Asien, Afrika, Osteuropa und Lateinamerika. In Deutschland besteht ein Ansteckungssrisiko am ehesten durch ungeimpfte Tiere aus Endemiegebieten (Rabiesvirus) sowie Fledermäuse.

In einer Übersichtsarbeit betont Professor Dr. Tomas Jelinek vom Berliner Centrum für Reise- und Tropenmedizin, dass die Viruserkrankung – einmal ausgebrochen – praktisch immer tödlich verläuft. Jährlich sterben weltweit etwa 60.000 Menschen, darunter viele Kinder.

Schon kleine Kratzer bergen ein Risiko

Risikovermeidungsverhalten sowie Immunisierung bieten derzeit den einzigen Schutz. Eine präexpositionelle Impfung sollten folgende Personen erhalten:

  • Laborpersonal, das mit rabies-infiziertem Material arbeitet
  • Personen, die aufgrund ihrer Arbeit in Endemiegebieten besonders gefährdet sind (Tierärzte, Zoologen)
  • Medizinisches Personal, das in engen Kontakt mit infizierten Patienten kommt
  • Personen, die sich längere Zeit in Gebieten aufhalten, in denen die Zoonose endemisch und die medizinische Versorgung lückenhaft ist
  • Kinder, die sich in Endemiegebieten aufhalten

Die Verabreichung des Impfstoffs erfolgt in der Regel intramuskulär an den Tagen 0, 7 und 21 oder 28; es gibt auch eine Schnellimmunisierung an den Tagen 0, 3 und 7. Alle zwei bis fünf Jahre ist eine einmalige Auffrischung der Vorsorge fällig.

Wunde spülen und desinfizieren

Tritt der Ernstfall ein, richtet sich das weitere Vorgehen nach den genauen Umständen des Zusammentreffens mit dem erkrankten oder tollwutverdächtigen Tier. Nach einem Biss oder jeglichem Speichelkontakt des Tieres mit Schleimhäuten oder nicht intakter Haut des Patienten ist eine postexpositionelle Prophylaxe angezeigt. Auch Kratzer gelten als gefährlich.

Die Wunde soll umgehend mit Seifenwasser ausgewaschen, gespült und desinfiziert werden. Die Impfung nach einem Biss bzw. Köderkontakt erfolgt nach dem in Deutschland gängigen "Essener Schema" jeweils mit 1 x 1 ml Tollwutimpfstoff intramuskulär an den Tagen 0, 3, 7, 14 und 28. Dieser Rat gilt wegen der ungünstigen Prognose nach Krankheitsausbruch und wegen der guten Verträglichkeit der modernen Zellkulturimpfstoffe auch für Kinder, Säuglinge und Schwangere.

Direkt am Tag der Verletzung erhalten bislang ungeimpfte Patienten zusätzlich Immunglobulin (20 mg/kgKG). Diese Maßnahme entfällt bei Personen mit präexpositioneller Prophylaxe. Eine verkürzte postexpositionelle Immunisierung am Tag 0 und 3 erhalten sie aber trotz des bestehenden Schutzes; ob das notwendig ist, wird laut Prof. Jelinek noch diskutiert.

Quelle: Jelinek T. Ther Umsch 2016; 73: 257–260