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Coronainfektion COVID legt die Sinne lahm

Autor: Annette Kanis

Der Verlust von Geruchs- oder Geschmackssinn kann die Lebensqualität stark einschränken. Der Verlust von Geruchs- oder Geschmackssinn kann die Lebensqualität stark einschränken. © Graphicroyalty – stock.adobe.com
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Nahezu jeder zwanzigste COVID-Patient kann auch Monate nach der akuten Infektion noch immer nicht richtig riechen oder schmecken. Frauen scheinen von dieser Langzeitfolge besonders betroffen zu sein.

Nach einer SARS-CoV-2-Infektion muss etwa jeder zwanzigste Genesene mit lang anhaltenden Einschränkungen des Riech- und Schmeckvermögens klarkommen: 5,6 % der COVID-Patienten können auch Monate nach akuter Krankheit noch nicht wieder richtig riechen, bei 4,4 % ist der Geschmackssinn dauerhaft eingeschränkt. Weltweit betraf dies mit Stand Juli 2022 etwa 15 Mio. bzw. 12 Mio. Menschen, schreiben ­Benjamin Tan von der Universität Singapur und Kollegen.

Die Wissenschaftler werteten die Ergebnisse aus 18 Beobachtungsstudien mit zusammen 3.699 Patienten aus. Sie berücksichtigten dabei sowohl selbstberichtete als auch objektiv durch Messungen ermittelte Riech- und Schmeckstörungen.

Besonders Menschen, bei denen der Geruchssinn anfänglich schwerer gestört war und solche mit verstopfter Nase erholten sich mit geringerer Wahrscheinlichkeit. BMI oder Komorbiditäten wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes und Nasennebenhöhlenerkrankungen scheinen wenig mit der Wiederherstellung des Geruchs- und Geschmackssinns zu korrelieren, ebenso die covid­typischen Symptome wie Husten, Müdigkeit, Schnupfen, Halsschmerzen sowie Muskel- und Gelenkschmerzen.

Allerdings scheint das Geschlecht der Betroffenen eine wichtige Rolle zu spielen: Bei Frauen war es weniger wahrscheinlich, dass sie ihren Geruchs- und Geschmackssinn umgehend wiedererlangten, als bei Männern (­Odds ­Ratio 0,52 bzw. 0,31).

Ein lang anhaltend eingeschränkter Geruchs- oder Geschmackssinn kann die Lebensqualität entscheidend beeinflussen, merken die Wissenschaftler an. Die Beeinträchtigungen können zu Mangelernährung führen, zu Problemen bei der Hygiene und damit zu Körper- und Mundgeruch. Auch Depressionen seien möglich.

Quelle: Tan BKJ et al. BMJ 2022; 378: e069503; DOI: 10.1136/bmj-2021-069503