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Kopfbälle beeinträchtigen die Akkommodation des Auges

Autor: Michael Brendler

Es genügen schon zehn Kopfbälle, um doppelt zu sehen. Es genügen schon zehn Kopfbälle, um doppelt zu sehen. © iStock/Image Source
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Nach Gehirnerschütterungen sind Sehstörungen und Einschränkungen der visuelle Reaktionszeit keine Seltenheit. Doch für nachweisbare Veränderungen braucht es viel weniger als ein handfestes Schädeltrauma. Kopfballstöße, wie sie im Fußball an der Tagesordnung sind, reichen schon aus.

Die Zahlen sollten jedem, der im Sport gerne hart an Gegner, Ball oder Boden rangeht, Warnung genug sein: Kampfsportler brauchen nach einem kräftigen Schlag auf den Kopf, wie er in Wettkämpfen gang und gäbe ist, 59 Sekunden, um die Zahlenreihen des King-Devick-Tests zu lesen. Gesunde Männer ohne Kopfstoß lösen die Aufgaben in nur 42 Sekunden.

Einschränkungen für mindestens 24 Stunden

Das Untersuchungsergebnis gibt nicht nur Auskunft über die Funktion der Augenmuskeln, erläutern Madeleine K. Nowak von der Indiana University School of Public Health und Kollegen. Mit ihm lassen sich auch Aussagen zu Aufmerksamkeit und Konzentrationsfähigkeit einer Person machen. Das Autorenteam hat nun gezeigt, dass schon zehn gewöhnliche Kopfballstöße ausreichen, um im King-Devick-Test Auffälligkeiten zu zeigen.

Die Wissenschaftler ließen 36 Probanden im Durchschnittsalter von 21 Jahren mit einem eigens dafür konstruierten Simulator hinterein­ander zehn solche Stöße ausführen. Weitere 31 Personen traten nur zehnmal vor den Ball.

Direkt im Anschluss an diese Übung sowie nach zwei und vierundzwanzig Stunden zeigte sich: Zwar brauchten die Probanden, die die Kopfstöße ausgeführt hatten, nicht mehr Zeit für die Aufgaben des King-Devick-Tests. Doch während ihre kickenden Kameraden mit jedem Durchlauf geübter und schneller wurden, fiel dieser Lerneffekt bei den Kopfballern deutlich schwächer aus.

Zudem sahen sie beim Testen der Akkommodationsfähigkeit früher Doppelbilder. All das galt auch nach 24 Stunden. Dies spricht dafür, dass wiederholte Kopfstöße zumindest vorübergehend zu einer Einschränkung der neuro-ophthalmologischen Funktionen führen können.

Quelle: Nowak MK et al. JAMA Ophthalmol 2020; DOI: 10.1001/jamaophthalmol.2019.6128