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Sandbox-Dermatitis: Hautausschlag bessert sich durch Strand-Abstinenz und Cremes

Autor: Dr. Alexandra Bischoff

Häufig tritt die Dermatitis in Verbindung mit einem Besuch eines Spielplatzes auf. Häufig tritt die Dermatitis in Verbindung mit einem Besuch eines Spielplatzes auf. © iStock/vpopovic
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Die Sandbox-Dermatitis ist vielen Kollegen kein Begriff. Vor allem in den Sommermonaten leiden betroffene Kinder unter teilweise heftig juckenden Papeln. Zwar heilt sie meist von selbst, doch die Rezidivrate ist hoch.

Ein 6-jähriger Junge kommt mit juckenden Papeln im Nacken und an den Streckseiten der Extremitäten in die Hautklinik. Die Effloreszenzen waren vor fünf Monaten im Sommer aufgetreten, als er viel im Sandkasten spielte. Vorerkrankungen oder Allergien sind nicht bekannt, eine im Vorfeld durchgeführte Allergietestung (IgE-Bestimmung, Prick-Test) war unauffällig. Unter der Anwendung von 10%-harnstoffhaltiger Pflegecreme war bisher keine Besserung aufgetreten.

Lokalisation, Morphologie und Jahreszeit weisen den Weg

Bei der klinischen Untersuchung fallen insbesondere an den Handrücken, aber auch am Nacken sowie an Knien und Ellenbogen „multiple 2–3 mm große, flache, hypopigmentierte, halbkugelige Papeln mit einem lichenoiden Glanz“ auf, schreiben die Ärzte. An den Handgelenken und teilweise im Nacken ist der Ausschlag entzündlich gerötet.

Anhand der typischen Lokalisation (Extremitätenstreckseite) und Morphologie sowie der Jahreszeit stellen Dr. Konstanze­ Gebauer­ von der Klinik für Dermatologie, Venerologie und Allergologie der Universitätsklinik Frankfurt am Main und ihr Team die Diagnose Sandbox-Dermatitis. Nachdem eine einwöchige Therapie mit 1%-Hydrocortisoncreme (1x tgl.) keine Wirkung zeigt, wechseln die Ärzte auf 0,03%-Tacrolimussalbe (2x tgl. für drei Wochen), unter deren Anwendung sich die Symptomatik bessert.

Die Sandbox-Dermatitis ist eine seltene papulomatöse Dermatitis im Kindesalter, die weitestgehend unbekannt und deshalb vermutlich oft unterdiagnostiziert ist, schreiben Dr. Gebauer und ihre Kollegen. Die mitunter stark juckenden Papeln sind stecknadelkopfgroß, hypopigmentiert bis hellrot, lichenoid und typischerweise an den Streckseiten der Extremitäten lokalisiert. Sie treten überwiegend in den Sommermonaten auf, bei Jungen im Alter zwischen 4–12 Jahren.

Meist heilen die Effloreszenzen ohne Behandlung innerhalb von 6–9 Wochen wieder von selbst ab, allerdings ist die Rezidiv­rate hoch. Neben Friktionstraumen durch vermehrtes Reiben an rauen Materialien, wie Sand oder Wolle, und prädisponierender atopischer Diathese wird auch eine Fotosensibilität als Auslöser diskutiert.

Eine keratolytische und feuchtigkeitsspendende harnstoffhaltige Pflege ist bei milden Verläufen meist ausreichend. Bei schweren Formen mit ausgeprägtem Juckreiz können lokale Kortikosteroide oder – wie in der Kasuistik – topische Calcineurininhibitoren auf die betroffenen Hautstellen aufgetragen werden. Erhöhte Sonnenexposition sowie der Kontakt mit Sand sollten konsequent vermieden werden. Wer die seltene papulöse Dermatitis im Hinterkopf hat, kann bereits anhand der Anamnese und der typischen Klinik mögliche Differenzialdiagnosen (s. Kasten) ausschließen und erspart den kleinen Patienten eine weitere schmerzhafte Diagnostik wie Biopsien.

Mögliche Differenzial­diagnosen

  • Gianotti-Crosti-Syndrom
  • Id-Reaktion
  • follikuläres Ekzem
  • Pityriasis rubra pilaris
  • Lichen planus
  • Lichen nitidus
  • Verrucae planes juveniles
  • Mollusca contagiosa

Quelle Text und Abb.: Gebauer K, Malisiewicz B, Kaufmann R, Meissner M „Sandbox-Dermatitis als unterdiagnostizierte Differenzialdiagnose bei juckenden Papeln an den Streckseiten der Extremitäten bei Kindern“, Akt Dermatol 2019; 45: 120-123, DOI 10.1055/a-0667-8708 © Georg Thieme Verlag KG Stuttgart, New York