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Adipositas Schlauchmagen ohne Bauchschnitt

Autor: Maria Weiß

Bei mäßig adipösen Patient:innen kann ein Schlauchmagen auch endoskopisch angelegt werden. Bei mäßig adipösen Patient:innen kann ein Schlauchmagen auch endoskopisch angelegt werden. © Ahmet Aglamaz – stock.adobe.com
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Die Anlage eines Schlauchmagens kann bei mäßig adipösen Patienten per Schlüssellochchirurgie durchgeführt werden. Sicherheit und Behandlungserfolg sprechen für diese ambulante Option.

Ein bariatrischer Eingriff muss nicht unbedingt eine große Operation sein – auch endoskopisch lässt sich der Magen zu einem Schlauch formen. Dr. ­Barham Abu ­Dayyeh von der Abteilung für Gastroenterologie und Hepatologie an der Mayo Clinic in Rochester und sein Team konnten jetzt zeigen, dass die endoskopische Schlauchgastro­plastie (ESG) zu einer effektiven Gewichtsabnahme und Verbesserung metabolischer Parameter führt.

In ihre Studie wurden 209 Patienten mit Adipositas Klasse I und II eingeschlossen. Bei 77 von ihnen (140 nach Cross-over) wurde der endoskopische Eingriff durchgeführt. Zusätzlich absolvierten sie eine kalorienarme Diät und ein Sportprogramm. Bei 124 Kontrollpersonen erfolgte lediglich die Lebensstilmodifikation. Es handelte sich bei den Studienteilnehmern überwiegend um Frauen (88 % in der ESG-Gruppe, 84 % in der Kontrollgruppe). Das mittlere Alter lag bei 47,3 bzw. 45,7 Jahren und der Ausgangs-BMI bei 33,8 kg/m². Primärer Endpunkt war die prozentuelle Abnahme des Exzessgewichts (Gewicht über dem Ideal-BMI von 25 kg/m²) nach 52 Wochen.

Der endoskopische Schlauchmagen erwies sich auf ganzer Linie überlegen: Nach 52 Wochen war das Exzessgewicht um 49,2 % gesunken, das Gesamtgewicht im Mittel um 13,6 %. In der Kontrollgruppe hingegen hatte sich das Exzessgewicht nur um 3,2 % reduziert, das Gesamtgewicht um 0,8 %. 

Auch in Bezug auf die metabolischen Parameter profitierten die Teilnehmer von der ESG. Nahezu alle Patienten mit Schlauchmagen zeigten eine Verbesserung von Nüchternblutzucker und Insulinresistenz – ein vorhandener Diabetes besserte sich bei 93 % der Studienteilnehmer. In der Kontrollgruppe war das nur bei 15 % der Fall, bei 44 % verschlechterte sich der Diabetes. Auch Hypertonie und Hyperlipidämie besserten sich stärker nach einer ESG.

Bei zwei Drittel der Nebenwirkungen in der ESG-Gruppe handelte es sich um vorübergehende Adaptionserscheinungen wie Schmerzen, Sodbrennen, Übelkeit und Erbrechen. Schwerere Komplikationen durch den Eingriff, die eine Intervention erforderten, traten bei drei Patienten auf. Alle Patienten mit Nebenwirkungen haben sich aber vollständig erholt.

60 Teilnehmer konnten in der ESG-Gruppe über 104 Wochen nachverfolgt werden. 68 % hielten auch über diesen langen Zeitraum den Exzessgewichtsverlust von ≥ 25 % aufrecht. Die Autoren kommen daher zu dem Schluss, dass die ESG bei Adipositas I oder II mit ausreichender Sicherheit auch ambulant erfolgen kann.

Quelle: Abu Dayyeh BK et al. Lancet 2022; 400: 441-451; DOI: 10.1016/S0140-6736(22)01280-6